Samstag, 6. Dezember 2014

Tag 36 – 06.12.2014 – Sightseeing und Abreise…

Ich startete wieder um 0900 mit meinem Tuktuk Heini in richtung Qutb Minar – dem größten Ziegelminarett der Welt. Der Bau liegt im Süden von Delhi und ist echt sehenswert. Die Mosche muss zu ihrer Blütezeit umwerfend ausgesehen haben. Riesige Sandsteintorbögen mit Schnitzereien vermitteln einen Eindruck, wie es ausgesehen haben muss. Überall laufen Schüler herum. Es ist ja Samstag und die Schulen besuchen gerne am freien Tag solche Sehenswürdigkeiten. Die Kinder haben ihren Spaß und toben durch die Gegend. Ich schaue mir die Bauten und das Minarett an. Der untere Bereich hat einen Durchmesse von 12 Meter und sieht von den Umrissen aus wie einer der Petronas Towers in KL. Es wechseln sich runde mit eckigen Streben ab. Das Minarett ist 72m hoch und echt sehenswert. Es wurde im 13JH erbaut. Leider darf man es seit einer Massenpanik (1985) mit 45Toten nicht mehr besteigen. Die Aussicht muss einfach fantastisch sein.
Nach Qutb Minar wollte ich zu den Stufenquellen. Der Fahrer hatte keine Ahnung – das Navi schon. Ich sah mir dort noch andere Mausoleen und eine weitere Stufenquelle an. Die Leute hier sind noch richtig Indisch. Auf der Straße saßen rund 10 Notare mit ihren Schreibmaschinen und Stempeln und warteten auf Kundschaft. Im Ort aß ich noch eine Samosa mit Chili. Die Dinger waren aber so scharf, dass ich ordentlich Sodbrennen bekam. Weiter ging es zum Lotus Tempel. Dort wollte mir ein Wachmann erklären, dass meine Kamera eine Videokamera sei und nicht erlaubt. Ich fragte das Militär neben ihm und durfte schon rein. Ober sticht Unter – ist nun einmal so.
Der Tempel ist das Hauptheiligtum der Bahai Religion – ja schön – ist mir eigentlich wurscht. Aussehen tut er grandios.
Ich wollte noch zum Fake Market dem Dilli Haat – landete aber beim Delhi Haat – weil mein Fahrer das gezielt gemacht hat. Ich habs ihm mehrmals gesagt, dass ich nicht zum Delhi Haat will – weil ich nicht auf solche Touri Emporien stehe. Wenn ich dort reingehe, kriegt er schon irgendetwas. Den Gefallen tat ich ihm aus Prinzip nicht. Er bettelte, doch ich wurde sauer. NEIN interessiert mich nicht – habe ich von Anfang an gesagt. Los wir fahren um Yamuna. Das schaffte er auch nicht. Wir landeten auf einem 8 spurigen Highway und er meinte dahinter sei der Fluss. Laut Satellitenbild war dahinter ein Slum – eh interessanter als der Fluss. Also einmal über den 8 spurigen Highway gelaufen und schon war ich in einer kleinen Siedlung aus provisorischen Zelten. Aus Fetzen und Lumpen haben sie Unterschlupfe gebaut. Echt arg, wie die hausen müssen. Die Kinder waren aber sehr freundlich.
Wieder zurück beim Tuktuk fuhren wir zum Conaught Place. Dort wollten mich wieder unzählige Schlepper zu irgendwelchen Märkten und Läden bringen, die ich unbedingt sehen müsste. JUST PISS OFF! Ihr geht mir auf den Wecker. Ich hatte die Schnauze Voll und ließ mich ins Hotel bringen. In Ruhe die Bilder durchsehen, alles Packen und Daten sichern. Um 2200 sollte mich ein Fahrer abholen. Der war aber nicht da. Ich rief den Travelagent an und machte ihm Stress. Sie hatten schlicht und einfach auf meinen Pickup vergessen. 30 Minuten später saß ich im Auto zum Flughafen. Mit meinem Extra Gepäck hatte ich keine Probleme, nur dass die Gebühren in Rupees und nicht Euro zu zahlen waren. Echt genial. Was soll’s. Ich musste dann noch zum Zoll – der aber nur Interesse an meinen Bildern hatte und mir beinahe mein Telefon nicht mehr gegeben hat, als er die Gadhimai Fotos sah.
Security Check – wieder alles raus in Kisterln. Hinter mir wird einer nervös und will sich vordrängen. Der Soldat bei der Sicherheitskontrolle hat dafür kein Verständnis und schickt ihn wieder in die Reihe. Jetzt fängt er an mich anzuflegeln. Super Idee. Ich lasse mir nun extra Zeit. Er meint dann: I have a problem with you. – ich sage: Oh that’s not good – I have time, we can sit down and talk about it. It is for sure only a kind of misunderstanding. Er zuckt fast aus. Ich mache einen auf dämlichen Inder und wackle mit dem Kopf, grinse ihn blöd an und meine: Wehre do you go to sir? Why are you so angry? You do not have time? You should come earlier to the airport.
Er ist am Kochen – ja jetzt seht ihr, wie einen diese Fragen nerven können.
Nun sitze ich bei einem Gate und tippe die letzten Berichte. Ich warte auf das Boarding und hoffe, dass wir einen ruhigen Flug haben werden. In Der Maschine stelle ich erfreut fest, dass ich doch einen Fensterplatz beim Notausgang bekommen habe. Normalerweise zahlt man 70€ drauf, wenn man den explizit haben will, was sie mir beim Checkin ja auch gesagt haben. Neben mir nahm eine jüngere Inderin Platz. Kurz vor dem Start kam eine andere Inderin on 7 Reihen hinter uns nach vorne und fragte ob wer Platz tauschen wolle, weil sie ein Baby mit hat. Nein will ich sicher nicht, dann sitze ich beim Rest deiner Brut und außerdem darfst du hier nicht sitzen, weil du mit deinem Baby nicht in der Lage bist den Notausgang in einer vernünftigen Zeit zu öffnen – so sind nun mal die Savety Regulations – das wurde ihr auch von der Stewardess bestätigt, weil sie mir ja nicht glaubte. Die Inderin neben mir verneinte die Frage auch. Gott sei Dank! Das Gekreische hätte ich neben mir nicht haben wollen. Das hat schon 7 Reihen weiter hinten gereicht. Sorry liebe Mitreisenden, das kann man alles vorher anmelden und dann bekommt man einen Platz in der ersten Reihe Mitte. Auch in der Mittelreihe war niemand bereit mit ihr den Platz zu tauschen. Also bin nicht nur ich ein Unmensch.

Gut sieben ereignislose Flugstunden später war ich in Wien. Regen – wie könnte es anders sein. Der Security Check dauerte wieder ewig, weil ich meinen Fotorucksack aus und wieder einpacken durfte. Ist echt immer das Gleiche. Nun darf ich auf den Weiterflug nach Klagenfurt warten. Mal schauen ob die Maschine pünktlich ist.

Tag 35 – 05.12.2014 – Mit dem Tuktuk vor und zurück durch Delhi…

Um 0900 startete ich zu meiner Tagestour. Mein Fahrer brachte mich zuerst zum Laxmi Tempel, der eigentlich nicht wirklich sehenswert war. Von dort ging es zu den Lodi Gärten, die die Mausoleen der wichtigsten Lodi Herrscher beherbergen. Diese sind in der für Moguln typischen Architektur gestaltet. Sehen aus wie kleine verhinderte Taj Mahals. Sie hatten halt nicht so viel Geld wie Shah Jahan. Die Parkanlage wird hauptsächlich von Indern besucht, die hier mit ihren Familien Picknicken und Ball spielen. Man sieht hier auch viele Singvögel. Von den Gärten fuhren wir zum Gandhi Smitri, dem Haus und Park in dem Gandhi erschossen wurde. Weiter ging es zum Hayunmans Tomb. Diese Anlage ist echt sehenswert. Roter Sandstein und weißer Marmor, schöne Schnitzereien, rundherum Springbrunnen und Wassergräben, die leider nicht funktionieren und verdreckt sind. Zur damaligen Zeit muss diese Anlage aber wirklich sehenswert gewesen sein. Ich sah mir in Ruhe die einzelnen Mausoleen an und musste danach ins Hotel, weil wir ein Server Problem hatten. Mein Tuktuk Pilot fuhr einen komischen Weg. Zweimal im Zickzack Richtung Conaught Place und dann weiter. Ich war sauer über diesen Weg und er erklärte mir, dass auf dem anderen Weg eine Schule sei und diese gerade aus habe. Na wer es glaubt wird selig. 30 Minuten Arbeit und alles ging wieder. Nun fuhren wir zum roten Fort. Hat man die großen Forts von Rajasthan gesehen, ist man vom Delhi Fort eher enttäuscht. Es ist eigentlich nur dann sehenswert, wenn man die anderen Bauten nicht kennt. Da die Sonne fast untergegangen war, lief ich schnell durch den lokalen Markt, wurde von dutzenden Bettlern angesprochen und schaffte es gerade noch so zur großen Moschee. 300 Rupees pro Kamera. Ich zahle sicher nicht für zwei Kameras – ich hab auch noch ein Telefon mit dem ich Fotos machen könnte – soll ich dann 900 zahlen? Danke das Ding ist ohnehin nur von außen sehenswert. Also retour, wieder die Stiege runter durch ein Spalier von Bettlern und dann weiter zurück zum Parkplatz. Mitten auf einer Verkehrsinsel setzten sich zwei Drogensüchtige einen Schuss. Ich fotografierte es und sie wurden sauer – ja kommt her wenn ihr was wollt – das Militär ist ohnehin auf der anderen Straßenseite, also würde ich ja die Klappe halten. Keine 100 Meter weiter saßen die nächsten süchtigen und bereiteten ihr Zeug vor. Die wollten mich auch noch anbetteln. Nein sicher nicht. Dafür habe ich kein Verständnis.

Endlich beim Tuktuk fuhr ich heim, wollte nur noch ein paar Samosas essen und dann mit Gerald einen Fehler suchen. Bei Einer Kreuzung, ich war gerade in den Skype Chat mit Gerald vertieft, klatschte plötzlich jemand vor meinem Gesicht in die Hände. Es war eine Indische Transe, die meine Aufmerksamkeit suchte. Na großartig… Der Fahrer meinte – no man no woman – ich No! Not a woman? But she is having less beard than Chonchita… Die Wurst kannte der Fahrer nicht.

Donnerstag, 4. Dezember 2014

Tag 34 – 04.12.2014 – Auf nach Delhi…

Packen, auschecken und Taxi. Irgendwie habe ich einen guten Riecher und begebe mich 4 Stunden vor dem Abflug zum Flughafen. Der Taxler fährt für mich in die komplett falsche Richtung. Als wir am Durbar Square ankommen, frage ich ihn ob er weiß wohin ich will. Yes International Airport. Na dann schauen wir mal. Ich habe ja genug Zeit. Immer wieder springt dem Auto der Gang heraus und das Getriebe macht eigenartige Geräusche. Gerade als ich denke wie witzig es doch wäre, wenn das Ding eingeht war es auch so weit. Das Taxi rollte aus und war hin. Punktgenau bei einem anderen Taxistand. Der Taxler stieg aus, verhandelte mit einem Kollegen und vermittelte ihm meine Fuhr. Zum gleichen Preis. Er wollte von mir das Geld haben. Nein ich zahle am Flughafen, keine Ahnung, was bis dorthin noch passieren kann, sind wir ja am falschen Ende der Stadt. OK – also muss mein neuer Fahrer dem alten die Vermittlungsgebühr zahlen und wir fahren los. Nach insgesamt einer Stunde Herumgeeiere bin ich am Flughafen. Ich will die 450 Rupee bezahlen, doch der Taxler hat, wie könnte es anders sein, kein Wechselgeld. Diese Unverfrorenheit lasse ich nicht durchgehen und gehe selber Wechseln. So mag ich kein Trinkgeld geben. Dieser mit einer Selbstverständlichkeit vorgebrachte Leck mich am Arsch Einstellung begegne ich stets mit einem „Wasch dir dein Gesicht selbst“. Und lasse es nicht durchgehen.
Sicherheitskontrolle 1 – ja alles wird geröntgt, auch das Handgepäck und die Kameras. Beim Checkin sind sie sehr freundlich und ich habe mit meinen 23kg Checkin Lugagge und auch dem Handgepäck keine Probleme. Auf zur Sicherheitskontrolle. Alles in Schüsseln verpacken – ja auch den Gürtel. Dann noch durch den Metalldetektor und die Fototasche aufmachen. Alles in Allem sehr unproblematisch, sogar mein Cola und mein Eiweiß darf ich mitnehmen.
Nun sitze ich in der Wartehalle und warte auf das Boarding. Auf den Fernsehern läuft Discovery Channel, der passenderweise irgendeine Sendung mit Flugzeugabstürzen bringt. Na großartig. So schnell der Security Check der Polizei ging, so nervig sind sie beim Boarding. Obwohl das gesamte Handgepäck kontrolliert und gestempelt wurde, wollen sie noch einmal in die Tasche schauen. OK. Was soll’s. Endlich in den Bus und zum Flieger. Hier der gleiche Mist nochmal. Bag open. Schnauzt mich ein Flugzeug Heini an. Ich zeige auf den Security Stempel der an meinem Fotorucksack auf einem Tag angebracht wurde und sage NO 2 Times are enough. Ignoriere ihn und gehe weiter. Das hilft ungemein. Irgendwann reicht mir das mit alles raus und wieder reinschlichten. Soll er doch die Polizei holen, dann kläre ich das mit denen warum ihre Kontrolle nicht ausreicht. Hinter mir folgen dann plötzlich die meisten Passagiere meinem Beispiel und der Steward kann resignierend aufgeben.
Der Flug geht am Himalaya vorbei. Man sieht den Langtang, Ganesh Himal, Manaslu, das Annapurna Massiv und den Dhaulagiri. Durch das Flugzeugfenster werden die Bilder aber nicht wirklich gut.
Delhi… ich will aus der Maschine raus und versuche meinen Fotorucksack zu schultern, als ein Nepali krampfhaft versucht sich an mir vorbei zu drängen. Nein das Wird nichts und auf Drängen reagiere ich mit Gegendruck und schon sitzt er in einer freien Reihe. Der Gleiche Wichser glaubt, dass er von der Seite drei Personen vor mir mitten in die Schlange bei der Immigration einsteigen wird. Hinter mir sind schon andere und schauen. Ich stelle meine Tasche ab, gehe zu ihm und weiße ihn höflich darauf hin ans Ende der Schlange zu gehen. Er ignoriert mich. Ich brülle ihm ins Ohr: get to the end oft he queue YELLO. Siehe da – es geht doch.
Vor dem Flughafen wartet ein Fahrer und ein Heini vom Reisebüro. Ich sage dem Heini, dass ich unterwegs bei einem Supermarkt – und zwar einem großen und nicht so einem lokalen Shop stehen bleiben will und Dietcoke kaufen will. No Problem. Er erklärt es dem Driver. Wohin bringt mich der Idiot. Auf einen lokalen Markt. Zuvor kamen wir bei zwei wirklich großen Supermärkten vorbei, bei denen ich jeweils stop – supermarket gemeint habe – und er nicht anhielt und mich ignorierte. Was will der hier – Coke meint er – ja Coke but no diet coke oder wie mein anderer Fahrer gesagt hätte: The diet coke is NO! Mir reicht‘s. HOTEL! Jetzt findet er es nicht. Das finde ich cool. Laut Navi sind wir schon zweimal daran vorbei gefahren. Er fragt mich: You have Navi. Yes. But you are my driver – you should know where the Hotel is. Wir kreisen es ein. Rückwärts aus der Einbahn, es wird wieder kälter… ich sage ihm, dass ich warm and cold sage – je nachdem wie weit wir entfernt sind. Nach 10 Minuten hält er entnervt eine Straße vor dem Hotel an und fragt. Ich muss innerlich echt lachen. Die Fahrt war aber sehr unterhaltsam. Manchmal kann ich ein richtiges Ekelpaket sein.
Das Hotel ist ganz gut. Ich nehme mir ein Tuktuk und fahre in die Innenstadt. Will eigentlich zum Fakemarkte. Beim Hotel steigt ein Schlepper mit in mein Tuktuk und meint – er kenne den Markt. OK. Wir landen bei einem Emporium für grenzdebile Touristen. Ich bin sauer und werfe den Schlepper aus meinem Tuktuk als schon der nächste Inder zu mir einsteigen will und glaubt dass ich mein Tuktuk teile. PISS OF ist occupied YELLO! Seid ihr alle irre? Ich lasse mich, weil ich ohne Kamera und Wertsachen unterwegs bin, in Delhis heftigste Straße bringen. Die GB road will ich sehen. Yes – dangerous – many pickpockets. Wass sollen sie mir klauen? Mein Pfefferpray? Meine Geldtasche ist in der Hose und ich habe die Hand drauf. Ich gehe keine 20 Meter, da fragt mich schon ein Zuhälter ob ich indische Mädchen sehen will? Ja du wirst was erleben – klar will ich das sehen. Es geht steil eine Treppe hinauf in ein Haus. Ich habe alles im Blick und sehe nur zwei mickrige Typen und mehrere Familien, die sich die Etagen teilen. Alle Töchter müssen als Nutten arbeiten – ist echt schlimm. Ein Drecksloch. You like. Ich runzle die Lippen, schüttle den Kopf und meine No… er schleppt mich noch in drei Buden und ist dann ziemlich genervt. Ja sorry – ich wollte nur schauen. Piccolo trink ich keines und geb erst recht keines aus.

Mit einem innerlichen Grinsen gehe ich meines Weges. Es ist echt schlimm, wie die hier leben und anschaffen. Die verkaufen echt alles und jeden. So wie es der Fahrer gesagt hat ist es aber nicht. Ich werde da sicher mit der Kamera hin gehen und sie fragen, ob ich gegen Geld ein paar Fotos machen kann. Das ist eine schöne Studie. Beim nächsten Tutuk sage ich nur: Carobagh 200. Yes – shit der weiß, was der Preis ist und schon fahren wir los. Der Tuktuk fahrer findet prompt zum Hotel. Ich gehe noch Diet Coke kaufen und ein paar Samosas essen. Die verkauft einer mit einer kleinen Fahrrad Garküche. Sind gut. Ich sitze hinter ihm auf dem Randstein und esse. Da kommt ein splitternackter Bettler und setzt sich vor mir hin. Ich glaube ich sehe nicht richtig. Scheiße warum habe ich die Kamera nicht mitgenommen.

Tag 33 – 03.12.2014 – Alte, Leichen, Tee und ein Dealer pisst sich voll…

Nach dem Frühstück nervte mich Milan. Ich verstehe nicht warum der sich unbedingt noch einmal mit mir treffen will. Ich suchte unterdessen eine Wäscherei, die mir mein Zeug zu einem akzeptablen Preis bis zum Abend wäscht. 100 Rupees pro kg sind zu viel. Der Nächste will ebenfalls 500 Rupees für die Wäsche, der Dritte ist noch dreister – wiegt nicht einmal und sagt 800 – dafür gibt’s den Stinkefinger und sonst nichts. Die vierte Wäscherei verlangt die korrekten 250 Rupees. Hier geht es mir ums Prinzip. Milan hatte mich nun gefunden und wir suchten ein Kaffee, das bereits geöffnet hatte. Die machen alle erst um 1100 auf. Ist doch irgendwie eigenartig. Mir war es aber recht und ich verabschiedete mich nach dem dritten Versuch von Milan und nahm ein Taxi nach Pashupatinath. Dort ging ich wieder in das Altersheim, machte Fotos. Diesmal waren irgendwelche Schwesternschülerinnen da, die mit den Alten redeten und etwas Abwechslung in den Alltag brachten. Wieder sollten Kekse und Bananen, die irgendeine Familie gespendet hat, verteilt werden.
Nach dem Heim ging ich zu einem Seiteneingang von Pashupati. Dort gibt es keinen Ticketverkauf, es sitzt aber ein Soldat dort, der alle Touristen zum Ticketschalter scheucht. Auch bei mir springt er auf und deutet Richtung Haupteingang. Ich ziehe mein altes Ticket heraus, das eigentlich nicht mehr gültig ist und mein Vertrauen in die Faulheit der Menschen wird wieder einmal bestätigt. Ich komme mit meinem alten Ticket problemlos hinein. Warum soll ich auch wieder 1000 Rupees zahlen., Ich will den Tempel ja nicht kaufen. Drinnen mache ich wieder Graufilteraufnahmen von den Leichenverbrennungen, fotografiere ein paar Sadhus und lass die geldgeilen Heinis ins Leere laufen. Einer hat sogar ein Mobiltelefon – so heilig sind die Asketen. Baba – holy – good picture – Money! Bakschischs!  Ja klar… J
Langsam habe ich von Pashupati und dem Gestank hinter den kleinen Tempeln genug. Auch hier pissen sie unkontrolliert und ungeniert in die Gegend, so kommt man sich manchmal vor, wie in einem riesigen Pissoir. Vom Tempel gehe ich zu Fuß in Richtung Innenstadt. Ich brauche noch etwas von einer Apotheke und werde auch bald fündig. Von dort nehme ich mi ein Taxi und lasse mich zum Ason – dem Tee und Gewürzmarkt bringen. Hier kostet der Tee ungefähr ein Fünftel von dem, was die Tourinepper in Thamel verlangen. Wenn man sich in Kathmandu nicht auskennt, wird man an allen Ecken und Enden hoffnungslos beschissen. Wieder zurück im Hotel verstaue ich mein Zeug und gehe Abendessen und die Wäsche holen. Zuerst bekomme ich meine Wäsche nicht – not ready. Ich gehe also die Abkürzung zu meiner Lieblingspizzeria durch eine dunkle Gasse. Selber Schuld – an jeder Ecke raunt mir ein abgezwickter Nepali zu – Schmoke, Hasch? Langsam habe ich die Schnauze voll. Endlich Essen, dann wieder retour – wieder die Abkürzung, vor den dealenden Zwergen hab ich keinen Respekt, bin doppelt so breit wie die. Schmoke. Ich gehe weiter. Hasch? Auch diesemal ignoriere ich den Trottel einfach. Da macht einer einen großen Fehler. Er packt mich an der Schulter, kommt mir sehr nahe und raunt: Hash? Weiter kommt er nicht mehr. Mit einer Hand packe ich ihn an der Gurgel, schiebe ihn an die Wand und halte ihn fest. Mit der anderen hole ich das Pfefferspray vom Gürtel, halte es ihm vor die Augen und schrei ihn an: NEVER EVER TOUCH ME AGAIN. Der kleine zappelt und zittert. So schnell fragt der Arsch keinen Touristen mehr. Was will er tun? Zur Polizei gehen und sagen der Onkel war böse und hat mich gewürgt? Das schau ich mir an. Wenigstens ist meine Wäsche fertig!

Milan nervt schon wieder via Facebook. Nein ich gehe heute nirgends mehr hin – danke!

Tag 32 – 02.12.2014 – Busfahren, Boudha und ein ruhiger Abend…

Kurz vor 10 checkte ich aus und ging mit meinem Zeug zur Bushaltestelle. Unterwegs sah ich einen Touristenbus und fragte: Kathmandu? Yes. Kurz darauf saß ich im Bus und fuhr bequem für 400 Rupees nach Kathmandu. Optimalerweise blieb der Bus auch noch in Lainchaur direkt gegenüber von der Molkerei von Kathmandu stehen. So konnte ich gleich Yak Käse kaufen gehen. Zum Großhandelsbreis um 1000 Rupees pro kg. Ich wurde in ihr Vorratslager geführt, in dem tausende Laibe von Yakkäse lagerten. So erstand ich einen gut 6kg schweren Laib, den ich in der Minibar im Hotel zwischenlagerte. Nun riecht diese nach Käse. Vom Hotel nahm ich ein Taxi nach Boudhanath, um meine Brillen zu holen. Nun passte alles. Die Gläser der Sonnenbrillen haben sie neu machen müssen. Ist ja nicht mein Problem, wenn die beim ersten Mal schlampig gearbeitet waren. Ich nutzte die Zeit und ging wieder zur Stupa. Diesmal wollte ich nur ein paar Tibeter fotografieren, sind die ja in der aktuellen Portraitcollection etwas zu kurz gekommen. Unterwegs dorthin suchte ich noch einen Laden, der mir 1GB Guthaben für meine NCell SIM Karte verkaufen würde., Ich kannte den Preis von 699 + 13% Steuer. Die Alte wollte 1.000 Rupees. Ich sagte fragend 699? Sie meinte kaltschnäuzig yes 699 + Tax is 1.000. Ich sage 699 + Tax is 810 und gehe. Sie schreit mir irgendwelche Zahlen nach, die allesamt größer als 810 sind. Ich zeige ihr nur den Mittelfinger und ging des Weges. Mir geht es echt auf die Nerven, dass sie es immer wieder unverblümt versuchen einen Ausländer abzuzocken. Dafür habe ich kein Verständnis und schon gar nicht, wenn dieser Ausländer den richtigen Preis genau kennt und ihn auch sagt.

Bei einer pikant sauren Suppe, die wie immer zum Feuerspeien war, sah ich, dass sich Regenwolken hinter der Stupa zusammenbrauten. Also suchte ich mir ein Taxi und ließ mich zum NCell Shop am Durbarmarg bringen. 810 Rupees für ein GB – geht doch. Und weil sie gerade irgendein Konzert veranstalten, bekam ich auch gleich einen Gratis Festival Pass – für den 13. Dezember. Ich nahm ihn mit, man weiß ja nie wozu man das Ding brauchen kann. Langsam ging ich zum Hotel und sah mir mein Gepäck durch, überlegte, wie ich die Sachen für den Flug von KTM nach Delhi optimal packen sollte – vor allem, wie ich den Yak Käse verstauen sollte.

Montag, 1. Dezember 2014

Gadhimai – der Status quo

Wie vermutet hat das Festival Komitee auf ganzer Linie versagt. Ich kann sie nur als komplette Hinterwäldler und Vollidioten bezeichnen. Vermutlich scheißen sie selber auch gleich vor ihrer Haustür – sofern sie eine haben - in den Graben. Zu den Fakten: Die nepalesische Regierung hat Geld zur Verfügung gestellt (130. Mio Rupee – also rund 1.1 Millionen €), um die Infrastruktur zu verbessern und vor allem temporäre Sanitäranlagen zu  bauen. Was hat das Komitee veranlasst? Das Aufstellen von 30 Toiletten  für bis zu einer Million Menschen am Spitzentag dürfen sie für sich verbuchen. Keine Straße wurde gerichtet, keine vernünftigen Behelfsbrücken gebaut. Die Lautsprecheranlage über die Vermisste Kinder ausgerufen werden sollten funktionierte gerade mal 2 Stunden. Die Information war heillos überfordert und hatte keinen Plan – siehe die Büffel werden erst am zweiten Tag geschlachtet und sie sind eigentlich die ersten die daran glauben müssen. Und so weiter und so fort. Das Komitee hat an Stelle der Klos schöne, weit hin sichtbare Tore aus Bambusgerüsten mit Plakaten – Welcome to Gadhimai 2014 – überzogen, aufstellen lassen! Gratulation! Sehr gut – setzen!
Weiters haben diese kranken Volltrottel zuerst einen Vertrag mit einem Indischen Händler abgeschlossen, der ihnen 16 Millionen Rupees für das Fleisch der Büffel geboten hatte. Da sie den Vertrag aber nicht unterschrieben hatten – konnte der das Fleisch nicht abtransportieren und so lagen die toten Büffel, verwesend und stinkend von Freitag Vormittag bis Sonntag Nachmittag in der Hitze des Terrais. Das sind immerhin noch bis zu 28Grad. Das Fleisch wäre nach europäischen Standards nicht mehr zu gebrauchen und der Vernichtung zuzuführen. Das Komitee hat hingegen mit irgendwelchen Dalit People verhandelt, die das Fleisch haben wollten und vermutlich um 2 Rupees mehr geboten haben. Dalit sind Unberührbare – die unterste Kaste. Herausgekommen ist dann, dass am Sonntag Nachmittag die Tiere gehäutet, ausgenommen und zerteilt wurden. Die Haxen und Schädel, sowie ein Teil der nicht verwertbaren Innereien wurden an Ort und Stelle vergraben. Die Häute bekamen die Dalit und das Gammelfleisch der indische Händler. Das Komitee rühmt sich auch dreißig Überwachungskameras auf dem Gelände aufgestellt zu haben. Bei einem Gelände, das sich mit den wilden Camps aber auf einen Durchmesser von mehr als 15 Kilometer erstreckt – ist das ca 1 Kamera pro 6 Quadratkilometer. Die Kameras waren aber auf das direkte Gelände konzentriert. So ist es kein Wunder, dass dort wo auch ich losgegangen bin – in Kalaiya – ein acht jähriges Mädchen hinter dem Krankenhaus ins Gebüsch gezerrt und vergewaltigt wurde. Um die Spuren zu verwischen hat der Täter es auch gleich umgebracht. Ja liebes Komitee an euren Händen klebt nicht nur das Blut von unzähligen Tieren, sondern auch das des Mädchens. Eigentlich gehört ihr in die Arena getrieben und mit stumpfen Messern oder noch besser Löffeln massakriert. Dazu würde auch ich mir noch eine rote Schlächterschleife umbinden und die Wichser durch die Arena jagen.
Sorry – ich kann es nicht anders schreiben – ich bin echt sauer auf diese religiös verblendeten Größenwahnsinnigen – die sich für Mitglieder der obersten Kaste halten. Da sind ungebildete Analphabeten um Welten bessere Menschen als diese Individuen. Man sollte denken, dass sie Übung und Erfahrung im Organisieren dieser Veranstaltung haben – ist es ja eine Jahrhunderte alte Tradition – wie sie behaupten. In Wirklichkeit sind sie nur ein Mordsgeiles Pack, das sich auch noch am Verkauf des Fleisches bereichern will.

Sie beklagen auch, dass es dieses Jahr nur rund 5.000 tote Büffel gab und revidieren auch die Zahlen für das letzte Jahr, da waren es jetzt nur mehr 7.500 – von vormals 30.000. Des Weiteren sollten rund um das Gelände nur rund 100.000 andere Tiere, hauptsächlich Ziegen und Tauben, geschlachtet worden sein. Daran sind nur die Inder Schuld, die die Grenzen für den Transport von Lebendtieren ein Monat vor dem Fest dicht gemacht haben. Die nepalesischen Zöllner hatten den Auftrag die Inder zu unterstützen, sahen aber geflissentlich weg, weil sie genauso ein mordlustiges Pack sind, wie das Komitee und die Gläubigen, die im Namen der Göttin die Tiere abschlachten. Hier nur den Funken von Verständnis zu erwarten ist eine Frechheit. Ich hatte Ansatzweise Verständnis für die Tradition, wenn das Fleisch der Tiere sinnvoll und zeitnah verarbeitet worden wäre. Wie sie niedergemetzelt wurden, ist unentschuldbar. Ich habe nun aber nur mehr eines – einen abgrundtiefen Hass auf dieses verblendete selbstherrliche Komitee. Mein Opa hätte gesagt: Die gehören beim Zumpferl aufgehängt und unter ihnen ein Feuer gemacht. Das wäre in meinen Augen noch zu milde. 

Tag 31 – 01.12.2014 – Ziegelfabriken und Nagarkot…

Suraj mein Fahrer vom letzten Jahr holt mich um 0930 beim Hotel ab und wir fahren über Bhaktapur nach Nagarkot. Die Straße dorthin ins nun zu einem 6 spurigen Highway ausgebaut und echt in einem super Zustand. SAARC macht es möglich. Wie bei einem Potemkinschen Dorf haben sie alle Slumteile, die man nicht sehen sollte, hinter blauen Wellblechwänden versteckt. Es ist echt eine Augenauswischer, die sie hier betreiben. Obwohl das Meeting schon vorbei ist, sieht man in Thamel nach wie vor keine Tuktuks. Sofern ich Surajs Englisch Kauderwelsch richtig verstanden habe, sind die aus den engen Gassen verbannt worden. Ohne Kompensation für den Verdienstentgang. Der muss enorm sein, fuhren ja in der Stadt fast nur Touristen mit den stinkenden und lärmenden Dingern durch die Gegend. Bei Bhaktapur landeten wir wieder beider Ziegelfabrik, bei der ich auch schon letztes Jahr war. Ich machte wieder ein paar coole Bilder von der Ziegelgang. Wie unmenschlich die Arbeitsbedingungen doch sind. Sogar schon junge Mädchen müssen Berge von Ziegeln auf ihren Rücken aus dem Brennofen zu den LKWs schleppen. Hinter der Fabrik füllen eine Frau und ein Mann den abgerührten Lehm in Formen, drückt ihn fest und stellt die Ziegel zum Lufttrocknen auf. Jeder hat ein schönes Hakenkreuz drauf. Ich gehe noch zu einer weiteren Fabrik mit anderem, nicht so zweideutigen Logo auf den Ziegeln. Ein Ähnliches Bild wird mir hier geboten. Der Chef steht dickbäuchig bei einem LKW und macht jedem Träger einen Strich auf seine Karte, wenn er einen Stapel Ziegel hergeschleppt hat.
Weiter geht die Fahrt nach Nagarkot. Die Straße windet sich Kehre um Kehre den Berg hinauf. Nagarkot ist eine Hillstation mit ein paar Hotels und Lodgen. Von hier sieht man einen schönen Sonnenuntergang und auch Aufgang. Wenn man Glück hat, sieht man auch den Langtang Himal. Schauen wir mal, was das morgen wird.
Nach dem Checkin gehe ich in den Ort, schaue mir ein paar Bauernhäuser an, die malerisch in Mitten von blühendem Raps liegen. Dann stolpere ich noch bei einer Schule rein und werde von einer jungen Lehrerein in gebrochenem Englisch ausgefragt. Muna heißt sie – weil ich kann ja auch Fragen stellen.
Wieder im Hotel mache ich ein Zeitraffer Video vom Sonnenuntergang und friere mir nun langsam die Finger ab, es ist ganz schön kalt hier her oben.




Tag 30 – 30.11.2014 – Der Mönch mit dem Smartphone…

Vom Hotel startete ich um 0900 zum Durbar Square. Die Gassen waren angenehm leer. Keine Tuktuks, kaum Motorräder, nur ein paar Menschen. Unterwegs kam ich an einer kleinen Stupa vorbei, bei der ein Mann ein Huhn mit Kokosnuss fütterte. Es war ein beschaulicher Marsch. Beim Eingang zum Durbarsquare ist das Tickethäuschen – 750Rupees – genau, damit ich mir die Händler und paar falschen Babas ansehe? Ich habe noch meinen Visitors Pass vom Vorjahr. Der ist zwar abgelaufen, aber so genau schaut eh keine – überhaupt dann nicht, wenn man das Ding den Kontrolleuren unaufgefordert unter die Nase hält. Also Gratiseintritt. Ich sah mir die Tempel am Durbarsquare an. Die interessieren mich eigentlich schon lange nicht mehr. Ist wie der Lindwurm am Neuen Platz bei uns. Da wissen wahrscheinlich auch die Touristen eher, wie viele Kringel der Schwanz des Drachens hat und ob die Keule beim Herkules links oder rechts hängt. So ähnlich geht es mir mittlerweilen mit den Tempeln am Hauptplatz von Kathmandu. Sie haben für mich ihren Reiz verloren. Dafür mag ich das bunte Treiben am Platz umso mehr. Die Sadhus sahen mich und kamen sofort gelaufen – good Picture – woher weißt du, ob ich von dir ein gutes Bild mache? Vielleicht mache ich aber einen Sechsfingerbärli Verhau aus dir? Wer weiß das schon. Ich meine Nei Peisa – er zeigt auf seinen Mund. Ja das will ich jetzt sehen. Ich lasse die Idioten stehen und gehe erst einmal Bananen kaufen. Unterwegs werde ich von der abartigen Menge an Tauben unterbrochen. Graufilter raus und Langzeitbelichten – so viel Zeit und Muße muss sein. Ein paar Chinesen fragen mich ob ich Fotograf sei – ja klar – super und jetzt muss ich mit denen posieren und sie machen abwechselnd Handyfotos von mir mit ihnen. Ein paar Kinder spielen mit den Tauben, scheuchen sie immer wieder auf und nehmen ihnen den Futtermais weg. Den bringen sie jetzt mir – Klasse – was soll ich mit dem Zeug? Ich werfe es den Tauben wieder zum Fraß vor. Endlich schaffe ich es Bananen zu kaufen, werde von unzähligen Guides und Möchtegernguides angesprochen – where are you from? You first time Durbarsquare? First Time Nepal? Nein den Scheißplatz kann ich dir besser erklären als du mir. Also lassen wir das mal lieber. Ich will und brauche keinen Guide. Eigentlich sollte ich mir eine Fahne zulegen auf der NO GUIDE steht. Oder ich spanne einen Regenschirm auf und laufe vor einer imaginären Gruppe her und bin selber Führer. Das ist vermutlich intellektuell zu hoch für meine Flipflop Träger.
Die Sadhus kommen wieder gelaufen. Money? Bakschisch? Ja klar – einen ganzen Sack voll du geldgieriger Pseudoheiliger. In aller Ruhe drehe ich sie so, dass mir das Licht passt. Ihr werdet schön posen. Gib die Hand runter und zieh deinen Bart nicht so deppert auseinander. Danach kommt die Stunde der Wahrheit. Ich will ihnen die Bananen geben. Sie werden sauer. Können aber nichts tun, weil die Touristenpolizei überall ist. Sorry – you are no Baba – you are scum… Dann greift einer der Babas doch zu und nimmt die Bananen. Und schön Danke sagen – geht doch!
In der Zeischenzeit telefoniere ich mit Milan und wir treffen uns in einem Kaffee am Ende des Durbarsquares. Auf dem Weg dorthin quatscht mich noch ein Touristenpolizist an – you have ticket? No – I have a visitors pass und zeige ihn – Thank you.
Die Unterhaltung mit Milan ist mühsam. Sein Englisch ist echt eine Katastrophe. Irgendwie schafft er es mir zu erklären, dass er mich gerne auf den Betriebsausflug der Molkerei bei der er Marketing Leiter ist, mitzunehmen. Milan das ist alles sehr nett aber ich fahre morgen nach Nagarkot und habe schon alles arrangiert. Er setzt mich später mit seinem Bike am Obst und Gemüsemarkt von Kalimati ab. Das ist eigentlich der Markt der Großhändler. Am Eingang trinke ich einen Chai, unterhalte mich mit den Händlern und mache Fotos. Der Platz ist immer wieder ein Erlebnis. Touristen sieht man hier nicht. Deshalb bin ich hier auch so etwas wie eine Attraktion. Viele wollen sich fotografiern lassen und dann die Fotos sehen. Die Mandarinen bei einem Stand sehen zu verlockend aus – 5 kg 200 Rupees – was soll ich mit 5kg. Gib mir einfach 1kg – Ok der Touri kriegt auch das – zu 50 Rupees – was für Kathmandu ein Spitzenpreis ist. Hinter einer der großen Verkaufshallen durchstöbern ein paar Frauen den Abfall und klauben Kartoffel, halbe Rettiche, Zwiebel und Bohnen aus dem Müll. Alles was noch irgendwie verwertbar ist, wird eingesackt. Wenig später begegnet mir eine alte Frau, die ebenfalls einen großen Sack am Buckel trägt und auch nach Abfällen sucht. Ich sehe ihr eine Zeit lang zu, wie sie sich abmüht, den Sack abstellt, den Dreck mit ihren verkrüppelten Fingern durchwühlt und dann wieder ein paar Tomaten und Zwiebel findet. Der Sack ist schon ziemlich voll. Sie kann ihn kaum mehr heben und wuchtet ihn gerade noch so auf den Rücken. Da sie mir echt Leid tut, gebe ich ihr etwas Geld. Weil Milch, Zucker, Salz, Mehl und der Gleichen findet sie hier nicht. Einigen geht es echt dreckig.

Langsam verlasse ich den Markt und suche ein Taxi – Fehlanzeige. Hier gibt es keine Taxis. Dafür bleibt ein Bus stehen. Ich frage Ratnapark, der Türheini nickt und ich steige ein – 15 Rupees ist absolut OK. Quer durch die Stadt zum Buspark. Dort kriege ich ein Taxi und fahre wieder zur Stupa von Bouddha. In aller Ruhe mache ich Langzeitbelichtungen von den Gebetsfahnen, die im Wind wehen, schaue mir die Stupa an und umrunde sie, gehe ein Bier trinken und mache ein Zeitraffer Video und gehe schließlich noch ins Kloster. Hier ist gerade die Abendandacht am Laufen. In einer Ecke hockt ein Mönch, der mit seinem Smartphone spielt und ganz in Facebook vertieft ist. Er bekommt es nicht mit, dass ich ein paar echt geniale Bilder von ihm mache. Das sehen aber seine Kollegen und schimpfen mit ihm. Es ist den Mönchen sichtlich peinlich, dass ihr Kollege so unaufmerksam ist. Die Bilder sind sozusagen – The shot of the day. Als es dunkel wird, nehme ich ein Taxi und fahre zurück zum Hotel. Ich habe genug von Kathmandu für den aktuellen Tag.

Samstag, 29. November 2014

Tag 29 – 29.11.2014 – Antennenturm mit Aussicht…

In der Früh starteten wir nach Kathmandu. Wir sollten eine andere Route nehmen, über Daman. Dort soll man bei klarem Wetter bis zu 700km weit sehen. Fast der gesamte Himalaya vom Kanchendzonga bis weit in den Westen ist sichtbar. Wir fuhren die kurvige Bergstraße dahin, blieben ab und an stehen und machten in paar Bilder. In Daman angekommen, wollten Tika und Samu essen. Ich trank einen Tee und kostete ein Sterz ähnliches Gericht, dass sie mit einer scharfen Curry Soße servierten. Wir fuhren ein Stück weiter, hier soll es eine super Aussicht geben. Auf dem Weg zum Viewpoint lief ich einem alten Australier in die Arme, der sagte nein – auf dem Telekom Tower an Hügel hat man die beste Aussicht. Dort rauf auf die dritte Plattform. OK – retour. Tika hatte damit nicht so richtig Freude, hieß es doch 20 Mintuen den Berg raufstapfen. Wir gingen los, kamen zum Turm. Tika – gelernter Nepalese – fragte ob man rauf dürfe. NO! Klar warum den auch. Ich ging hin und fragte. Zeigte die Kameras und plötzlich wurde aus dem NO ein OK. Tika hätte hier schon wieder aufgegeben.
Ich stieg die Leiter hoch auf den Antennenturm. Mit den beiden Kameras passte ich gerade mal in den Sicherheitskäfig, der die Leiter umgab. Oben angekommen hat man wirklich eine Spektakuläre Aussicht. Der Australier, der hier über ein Jahr lang gelebt hatte, hatte echt Recht. Der Sonnenaufgang muss hier oben spektakulär sein.
Vielleicht ein anderes Mal!

Wieder runter von der Antenne und zum Auto. Wir eierten die nie enden wollende Bergstraße entlang – nun schon seit 8 Stunden. Mit dem Fahrrad wäre ich nicht langsamer. Jetzt sind wir wieder auf dem Trisuli Highway, der wichtigsten Verbindungsstraße nach Kathmandu und stauen uns die letzten 26km bis in die Stadt. Disziplin bei Staus gibt es kein. Ist die rechte Spur frei, schießen sofort ein paar Idioten vorbei, nur um die Straße endgültig zu blockieren und dann vor einem reindrängen zu wollen. Gott sei Dank denkt da Samu so wie ich und lässt keinen rein. Ich in der zweiten Reihe zeige ihnen freundlich meine Mittelfinger. So was kann echt nerven. Mit etwas mehr Disziplin würden sich 90% der Staus vermeiden und die restlichen schneller auflösen lassen.

Tag 28 – 28.11.2014 –Todesmarsch der Ziegen und Büffel…

Gadhimai – Gadhimai ist eine Göttin. Eine Göttin, die nach Blut dürstet. Alle fünf Jahre muss ihr Durst gestillt werden, sonst fallen den Männern die Penisse ab und den Frauen rollen sich die Fußnägel auf – oder so. Heuer war es wieder so weit. Befürworter und Gegner haben sich schon seit Monaten in Stellung gebracht und über die Presse und das Internet einen Schlagabtausch geliefert. Gadhimai ist Tradition – a centuries old tradition – sagen die einen. Gadhimai ist ein Massaker. Eine unvorstellbare Grausamkeit, sagen die anderen. Was werde ich sagen? Wahrscheinlich einen politischen Spagat zwischen Tradition und definitiv verbesserungswürdig – weil ich ja auch hier bin, um Bilder zu machen. Um etwas vorweg zu nehmen – ich hoffe, dass die Bilder dazu beitragen, das Fest im Westen publik zu machen und es radikal umzustellen oder abzuschaffen.
Centuries old tradition: glaubt man dem Internet, dann basiert das Fest auf einem Opfer, dass ein zu Unrecht Verurteilter 1840 der Göttin dargebracht hat. Er hat versprochen drei Tiere – eine Ratte, eine Taube und eine Ziege zu opfern, wenn er freigelassen wurde. Sehr zum Unglück der Tiere wurde er freigelassen. Nun wird alle fünf Jahre geschlachtet. Alles was vier Beine oder Flügel hat und keine Kuh ist.
Das Fest dauert ein Monat lang. Am 13. Und 14. Tag sind die Schlachttage. Der erste davon ist der Haupttag. An diesem werden zehntausende Büffel und noch viel mehr Ziegen und Hähne geköpft. Am Morgen des 13. Tages tötet der Tempelpriester nach den Eröffnungsritualen eine weiße Ratte (wir nennen sie liebevoll Bonny), Tauben, einen Hahn, eine Ziege und ein Schwein. Das Blut der Tiere – bis auf das des Schweins – wird auf das Bildnis der Göttin gespritzt. Das Schwein ist auch bei den Hindus unrein, darf zwar getötet und gegessen werden, die Göttin darf aber nicht mit seinem Blut verunreinigt werden. Umbringen tun wir es zur Sicherheit trotzdem. So hat das Schein nicht Schwein gehabt. Ist diese Tat vollbracht, werden noch die Klingen und Beile der Schlächter gesegnet und dann zieht die Meute in die Arena. Mögen die Spiele beginnen.
Zurück zum Start des Tages. Tika wollte erst gegen 7 oder 8 starten – weil das Massaker erst so um 10 oder 11 anfängt und es ja nur 25km von Birgunj nach Bariyarpur sind. Nein wir starten um 0500 – wir einigten uns dann leider auf 0600 und fuhren los. Dazu ist zu sagen, dass es in der Gegend zwei Bariyarpurs gibt. Eines ist 25km von Birgunj entfernt, das andere 56. Also zwischen 40 Minuten Fahrt oder 1,5 Stunden. Wir fuhren los und ich musste navigieren. Tika und Samu hatten keine Ahnung. Nach 12 km beim nächsten Ort wurde der Verkehr immer dichter. 2km später war Schluss. Wir mussten ca 10km laufen. Runter von der Straße, rein in die Großteils abgeernteten Reisfelder. Überall waren Kothaufen. Menschenkot. Wen wundert es? Da das Fest schon 12 Tage läuft und innerhalb der Gesamtdauer von 30 Tagen gut 7 Millionen Menschen, vor allem aus Indien kommen und rund um den Ort campieren, müssen diese ihre Notdurft irgendwo verrichten. Irgendwo ist dort, wo das Würsterl oder eher der Durchfall drückt. Also sind die Äcker und teilweise auch Wege in der Umgebung im wahrsten Sinne des Wortes zugeschissen. An den Haupttagen drängt sich hier ungefähr eine Million Menschen! Sie kommen Tage vorher aus Indien. Die Indische Regierung hat verboten Tiere auszuführen und kontrolliert die Grenzen sehr streng. So las ich in einer indischen Tageszeitung, dass sie in den letzten Tagen 75 Leute verhaftet haben weil sie über 250 Tiere über die Grenze bringen wollten. In Indien ist das Fest längst in Misskredit geraten. Hier in Nepal hingegen machen sie sich schon seit Monaten Sorgen, dass ihnen die Tiere ausgehen werden. Die indischen Gläubigen sind aber auch nicht blöd und haben ihre Tiere einfach schon ein Monat vorher zum Festplatz geschafft. Bariyarpur liegt nur wenige Kilometer von der indischen Grenze entfernt. Eigentlich könnte man sagen, dass der Schuss der indischen Regierung nach hinten losgegangen ist. Das Leid der Tiere wird dadurch nur vergrößert. So müssen sie viel länger zusammengepfercht und schlecht versorgt ausharren und auf ihren finalen Auftritt warten.
Wir mussten also 10 Kilometer durch den Dreck laufen. Entschädigt wurde ich durch die Lichtstimmung im Nebel bei Sonnenaufgang. Die schier endlose Menschenkarawane pilgerte der Sonne entgegen. Buben schoben Räder an denen in Jutesäcken gebundene Ziegen hingen. Ein Mann trug seine Ziege zum Todesplatz. Eine Familie trieb zwei Büffel vor sich her – eine Büffeldame und einen jungen Büffel. So wie sie hintereinander liefen waren es Mutter und Kind. Beide sollten den Tag nicht überleben.
Geopfert werden prinzipiell nur männliche Tiere – außer bei Büffeln – hier werden auch Weibchen geschlachtet.
Je näher wir Bariyarpur kamen, desto lauter wurde die Musik und desto mehr Camps durchquerten wir. Diese provisorischen Camps waren meist Plastikplanen, die zwischen zwei Traktoren gespannt waren auf irgendwelchen abgeernteten Reisfeldern. Die indischen Pilger, rund 70% der Teilnehmer also, fallen über die Gegend her, wie die Heuschrecken. Alles was noch nicht geerntet wurde, wird zu public domain erklärt und geplündert. So stehlen sie Zuckerrohr und reißen Rettiche aus den Feldern. Viel mehr gibt es aktuell nicht zu ernten. Als Einheimischer würde ich meine Felder verminen. Oh je – auf eine Miene gekackt? So ein Pech aber auch.
Bei einem Camp wurden ein paar Räucherstäbchen in die Erde gesteckt, ein kleiner provisorischer Altar mit roter Farbe und Reiskörnern errichtet. Irgendwelche Sprüche gemurmelt, dreimal verbeugt, dann kam der Star des Tages, der wichtigste Protagonist. Ein kleiner, schwarzer  Ziegenbock. Eilig wurde noch etwas Futter vor den Altar gestreut. In dem Moment, in dem sich die Ziege zum Fressen nach unten beugt, saust die gebogene Gurkha Klinge des Schlächters hernieder und trennt den Kopf vom Ziegenkörper. Die Ziege fällt um und das Blut spritzt auf den Altar. Der Durst der Göttin wird dadurch nur noch mehr angestachelt. Der Schlächter hält einen Finger auf die blutspritzende Halsschlagader und macht eine Tika auf die Kinder des Klans, die ihn beauftragt haben. Eine Tika ist der traditionelle rote Punkt, den die Hindus oft auf ihrer Stirn tragen. Der Schädel der Ziege versucht noch zu blöken. Reißt das Maul und die Augen auf, streckt die Zunge raus, doch ohne Stimmbänder und Luft aus den Lungen, kommt kein Ton aus dem Ziegenmaul. Ein Helfer des Schlächters schnappt sich den Kopf und wirft ihn in einen großen Sack. Das ist der Lohn für das Köpfen. Ein so ein Schädel kostet rund 100 Rupees. Es ist ja Fleisch drauf und auch das Gehirn kann man essen. Bis Zum Abend, sollte der Beutel prall gefüllt sein.
Jetzt mussten wir auch noch durch einen 10 Meter breiten, Knie tiefen Bach waten. Schuhe und Socken aus und rein in das Wasser. Schön vorsichtig. Ich will ja mein Kameras nicht ruinieren.
Je näher wir dem Festgelände kamen, desto enger wurde es. Rund um den Festplatz und den Tempel war es so eng, dass man nur mehr weitergeschoben wurde. Meine Brille hatte ich abgenommen, weil ich durch den Fotorucksack und die Kameras stark ins Schwitzen kam. Im Gedränge verlor ich dann ein Brillenglas. Na ja ist egal, mit der sehe ich ohnehin nicht gut. Wir fragten uns durch, wo denn die Tiere geschlachtet werden. Nach unzähligen Anläufen kamen wir zur Arena. Ein rund 70X120 Meter großer mit einer gut 2,5 m hohen Wand umgebener Platz, auf deren Mauer das Militär mit Maschinengewehren und Stöcken bewaffnet stand. In der Nähe des Gatters standen ein paar Fotografen. Da sind wir richtig. Es sollte sich herausstellen, dass man einen speziellen Pass vom Sanskrit Komitee braucht, um rein zu kommen. Na super – wie komme ich jetzt zu diesem Pass? Das weiß man auch nur dann, wenn man einen Nepali kennt, der schon da war und auch mit dem Komitee geredet hat. Mein Nepali war hier so nützlich wie ein Kropf. Also auf wir suchen das Komitee. Zur Schule da ist es. Im Schulhof wurden Tika unterschiedliche Sachen gesagt und er reimte sich seinen Teil dazu. Das war wie Stille Post und Pantomime zwischen einem Blinden und einem Taubstummen was die Nepalesen da aufführten und Tika herauslas. Derweil wurden im Schulhof gleich mal zwei Ziegen geköpft. Ich hatte so wenigstens schon ein paar Horrorbilder. Wieder raus. Wir eierten von einem Stand zum nächsten und kamen endlich zur Information. Wie gut die informiert waren, sah ich an der Aussage, dass die Büffel morgen geköpft werden. Das Schlachten hatte aber schon begonnen! Wieder zurück zur Schule fand ich das Office und drei Telefonnummern. Wir telefonierten sie durch, erreichten auch jemanden, der aber auf Grund des Lärms und der Hektik eher unfreundlich reagierte und wieder auflegte.
Also zur Mauer – dort stehen auch Nepali drauf – zwar nur kurz, weil sie sofort mit Stöcken wieder runtergejagt werden. Einem liebevollen Klapps folgte ein heftiger Stockschlag, sollte der Opponent nicht sofort reagieren. Tika meinte ich solle nicht rauf wegen der Soldaten. Ich sagte – wait – I know you und ging zu der Stelle mit den meisten Soldaten, zeigte ihnen die Kameras, gab Tika meinen Rucksack samt Kameras und stieg auf die Mauer. Die Soldaten halfen mir sogar. Als ich fest im Sattel – oder auf der Mauer saß, gab mir Tika die Kameras und ich hatte somit den Logenplatz. Erste Reihe, fußfrei. Mir bot sich eine perfekte Aussicht auf das Spektakel. In der Arena werden ungefähr 10.000 Büffel gewesen sein, von denen viele schon tot waren. Die anderen liefen panisch durch die Gegend oder lagen lethargisch neben ihren toten Freunden oder Verwandten. Ein Büffelkalb lag blutverschmiert neben seiner toten Mutter. Nur selten hob es den Kopf und brüllte verzweifelt. Man könnte es fast übersehen und so ging es den Schlächtern auch. Über eine Stunde lang sah es keiner, doch dann viel auch dieses Kalb einem Messerhelden auf. Er klopfte mit seiner Klinge auf das Kalb. Dieses reagierte nicht. Er zog es am Schwanz – nichts. Riss an den Ohren – nichts. Jetzt wollte er dem liegenden Kalb so den Schädel abschlagen. Da schüttelte ein anderer Schlächter den Kopf und zeigte, dass das Kalb stehen muss. Ordnung muss sein. Auch im Namen der Göttin. Mich würde interessieren, was man tun muss, um den Ort zu entweihen. Vielleicht würde das das Opfern stoppen? Vermutlich eine Kuh massakrieren oder die Göttin in Schweineblut baden. Wo sind die Aktivisten, wenn man sie einmal braucht. Kein einziger war hier, um gegen das Fest zu protestieren oder zu versuchen etwas zu verhindern. Vereint versuchten die zwei Schlächter das Büffelkalb zum Stehen zu bewegen. Nach einigen Minuten schlimmster Traktion stand das Kalb auch auf. Der unerfahrene Schlächter schlug mit seinem Messer zu. Das Kalb sackte zusammen, doch der Kopf ist noch nicht ab. Zuckend liegt es da, versucht zu schreien – es gelingt ihm auch. Herzzerreißend brüllt es noch einmal während der Schlächter weitere Male auf es einhackt, bis der Kopf endlich ab ist.
Andere Schlächter sind erfahrener. Sie schleifen immer wieder ihre Klingen und tasten den Nacken der Büffel ab, um die Wirbel zu fühlen und die optimale Stelle für den tödlichen Hieb zu finden. Sie schwingen die Klinge vom Rücken hoch über den Kopf und gehen während des Schlags in die Knie, um noch mehr Wucht zu erzielen. So ist der Kopf mit einem Hieb sauber vom Körper getrennt und das Blut spritzt meterweit aus den abgerissenen Arterien, während der Schädel in den Dreck fliegt und der Körper zusammensackt. Die noch lebenden Tiere versuchen verzweifelt zu entkommen. Doch es gibt kein Entkommen. Jeder Büffel, der die Arena betreten hat, wird diese nicht lebend verlassen. Es ist ein „dead end“ für Büffel. Ein alter Nepali saß neben mir auf der Mauer und zeigte mir immer wieder einen Büffel, der als nächstes geköpft werden sollte, wenn ich nicht gerade hin sah. Rund um mich versuchten immer wieder andere Einheimische auf die Mauer zu steigen. Waren sie oben wurden sie auch schon wieder mit Stockhieben verjagt. Mich rührte Niemand an – so gut kenne ich meine Pappenheimer ja schon. Zu meinem Platz muss ich sagen, dass er besser nicht sein hätte können. Die paar Fotografen, die in der Arena herumliefern hatten eine schlechtere Perspektive und keinen Überblick. Für einige von ihnen kann ich mich nur schämen. Ein paar Asiaten posierten mit einem noch lebenden Kalb – umarmten es – klick klick – ja ich will auch noch – Wechsel der nächste hielt das Kalb… und danach kam das Beil und das Kalb war tot. Die nächsten Idioten machten Selfies in Mitten der toten Tiere. Mich wundert echt, dass sich keiner eine Zigarre angezündet und mit einem Fuß auf einem toten Büffel gestanden ist.
Rund zwei Hundert Schlächter machten bis Mittag ca. 10.000 Büffeln der Gar aus. Bis zum Abend sollten es 30.000 Büffel sein. Beim letzten Gadhimai wurden in Summe fast 500.000 Tiere getötet. Egal wie, egal wo, die verzweifelten Tiere wurden gejagt, in die Enge getrieben, an Schwanz und Stricken um den Hals gehalten, bis sie geköpft wurden. Ein Stümper schlug zu und hieb ein Stück Fleisch aus dem Nacken eines Bullen. Dieser lief brüllend davon. Der Schlächter hinterher, schlug wieder und wieder zu. Erst nach dem dritten Hieb konnte der Bulle nicht mehr laufen, weil der Mann endlich die Wirbelsäule durchtrennt hatte. Weitere Schnitte später war der Kopf ab. Super Arbeit! Könntest bei den Taliban oder der IS anfangen und Geiseln enthaupten.
Nach gut zwei Stunden auf der Mauer hatte ich genug von dem Blutbad. Der Boden war übersät von toten Büffeln. Die Soldaten auf der Mauer machten Handyvideos und Fotos. Auch für sie war das Spektakel spannend anzusehen.
Aus der Sicht eines Fotografens muss ich ehrlich sagen – in dem Moment – in dem man durch die Kamera sieht und abdrückt, denkt man nur an das Bild. Wenn man dann die Kamera bei Seite legt und die Panik der wenigen noch lebenden Tiere sieht, die chancenlos flüchtend über ihre toten Artgenossen stolpern, dann versteht man die Welt nicht mehr. Noch schlimmer war das Jungtier, das hinter seiner Mutter her trottete, bis diese vor ihm tot umfiel, weil einer der Schlächter neben ihnen herrennend, quasi im Vorbeigehen der Mutter den Kopf abgeschlagen hat. Das Junge ließen sie dann noch länger neben seiner toten Mutter stehen. Es soll ja das Feeling richtig aufsaugen können. Vielleicht macht das Adrenalin das Fleisch ja mürbe. Ich glaube aber nicht, dass sie einen gourmettechnischen Hintergedanken verfolgen.
Ich hatte genug! Runter von der Mauer, noch ein paar Bilder machen vom Festplatz und dem Gedränge und wieder retour. 10km durch Staub und Dreck. Von der Straße bogen wir gleich wieder ab auf die Felder und liefen dort dahin. Unterwegs bot sich mir wieder ein farbenfrohes Bild der Menschen und dort und da wurde eine Ziege geköpft. Auf einem Feld machte ich kurz Rast, trank ein Cola und wurde von einem indischen Fernsehteam interviewt. Wie ich das Fest sehe und wie ich mich fühle. Ich gab ihnen eine aus meiner Sicht ehrliche Antwort – dass auch bei uns Tiere geschlachtet werden – in einer humaneren Art und Weise du nicht auf Grund eines religiösen Wahns. So lange sie wenigstens das Fleisch verwerten, kann man es ja noch in Ansätzen verstehen. Die Art, wie die Tiere getötet werden ist aber schon fragwürdig. Wir dürfen uns aber auch nicht aufregen. Als unser Glaube noch viel mehr vom Aberglauben und religiösen Wahn bestimmt war, haben auch wir Hexen verbrannt und anderen Wahnsinn gemacht. Sie waren mit meiner Antwort nicht zufrieden. Sie wollten von mir – schrecklich, grausig, gehört verboten hören. Verboten – das wird nicht funktionieren. Die Menschenmassen sind zu groß, um etwas zu verbieten. Aufklärung und Bildung sind der Schlüssel dazu, das Fest zu ändern.
Sie schaffen es ja nicht einmal Latrinen für die Leute zu bauen. Händler breiten ihre Decken am Boden des Festgeländes aus und wollen dort ihren Kram verkaufen. Sie haben in dem Gedränge aber alle Hände voll zu tun die Leute daran zu hindern auf ihre Stände zu trampeln. Auf dem Weg selbst bin ich über unzählige Flipflops gestolpert. In dem Gewusel tritt man zu oft auf den Schuh des Vordermanns und schwupp hin ist das Ding. Zurück mussten wir wieder durch den Bach, den wir auch am Morgen durchquert hatten. Diesmal ging es über eine Behelfsbrücke, die unter der Last der Menschen bereits halb zusammen gebrochen war. Die Zehn Kilometer zurück waren schon eher nervig. Ging es nicht wirklich schneller voran als am Morgen. Wieder beim Auto fuhren wir zurück zum Hotel. Tika hat den Auftrag in den nächsten Tagen das Festivalkomitee anzurufen und ein paar Hintergrund Informationen einzuholen. So weiß ich bis jetzt erst, dass die Köpfe der Büffel hinter der Arena vergraben werden, was auch den Bagger, der vor der Mauer stand, erklärte. Zerteilt werden die Tiere in der Umgebung aber nicht am Schlachtplatz,
Nach einigen Tagen fangen die Überrest und das Blut an zu verfaulen und verbreiten einen erbärmlichen Gestank, der die Einheimischen noch gut und gern zwei Wochen lang verfolgt. Das Fleisch wird größten Teils nach Indien verkauft. Die Ziegen werden direkt von den Familien, die sie opferten, verwertet.
Im Hotel putzte ich mein Equipment. Einmal bin ich im Dreck ausgerutscht und die Sonnenblende ist bis zum Filter im Dreck gesteckt. Ja im Feldeinsatz fließt Blut.
Um 1630 ließ ich mich von meinen zwei Pappenheimern wieder abholen und wollte den Sonnenuntergang irgendwo in der Nähe des Waldes fotografieren. Wir landeten auf einem Feldweg der auch ein Grenzübergang zu Indien war. Witzig. Auf der einen Seite des Bachs standen die nepalesischen Soldaten, auf der anderen die Inder. Es war aber alles sehr relaxed.

Wenn man das Gadhimai Festival und die Fotografen und Presse dort sieht, versteht man warum M. Gandhi gesagt hat „I believe in equality for everyone, except reporters and photographers.“ Aber andererseits, wenn Niemand diesen Irrsinn fotografiert und publiziert, wird die Öffentlichkeit nie wachgerüttelt werden. Sogar beim Fest selbst, sehen nur ein paar Tausend von den Millionen Menschen, wie brutal die Büffel dort getötet werden. Ich bezweifle leider, dass diese Zuschauer auch das Leid sehen. Sie sind eher wie der Alte neben mir auf der Mauer geil drauf den nächsten Kopf rollen zu sehen.

Donnerstag, 27. November 2014

Tag 27 – 27.11.2014 – Blutige Einstimmung…

Samu der Fahrer und Tika standen Punkt 0745 vor dem Hotel. Alles verladen und los. Wir holperten durch ein paar alte Straßen Richtung Ringroad von Kathmandu und fuhren dann über die mir zur Genüge bekannten Straße Richtung Trisuli. Den Trisuli Highway sollten wir bis Mugling folgen und dort dann links Richtung Chitwan abbiegen. Zurück geht es einen kürzeren Weg – damit ich mehr von Nepal sehe. Mir ist es gleich, ich kenne die Ecke gut genug. Ist wie nach Wien fahren – also tippe ich die letzten Reiseberichte und nutze so die Fahrtzeit optimal aus.
Die Hügel um die Straße versinken recht bald in einer dichten Nebelschicht. Wir fahren rund 200 Meter unter der Nebeldecke. Ich werde heute mal die Doppelmayr Seilbahn zu einem Tempel rauf nehmen und mir das Ding endlich einmal ansehen. Jetzt war ich schon so oft da und habe es immer verabsäumt da rauf zu fahren. Ich erhoffe mir aus der Nebeldecke hinaus zu kommen und einen Blick über den Nebel zu haben. Schauen wir mal, dann sehen wir schon…
Bei der Seilbahn angekommen, jammert Tika rum, dass die Warteschlange viel zu lang sei – 2 Stunden mindestens. Alter du hast keine Ahnung, wie eine Umlaufgondelbahn funktioniert. Wenn du bei uns auf der Piste bei einem Lieft wegen der Leute zwei Stunden wartest, gibt es Mord und Totschlag. Also Ticket kaufen. Es wäre nicht Nepal, wenn der Tourist nicht ungleich mehr zahlen würde als der Einheimische. Jeder Nepali zahlt 575 Rupee. Ich durfte gleich mal 2500 zahlen. Sind 20€! Für eine Ziege zahlt man one way 220 Rupees. Runter kommt sie sowieso in einem Sack. Die Ziegen haben eigene offene Gondelkisten, die sicher nicht von Doppelmayr gefertigt wurden. Und wieder wäre es nicht Nepal, wenn man nicht als Tourist für diesen Wucherpreis den Direktzugang an der Warteschlange vorbei nehmen könnte. Ich hatte dabei nicht einmal ein schlechtes Gewissen, bei dem Preis muss man Vorrang haben.
Die Fahrt ging über ein kleines Dorf, das den Spitznamen NCell Village trägt. Alle Häuser sind violett in der NCell Farbe gestrichen und auf vielen der Dächer prangert das Firmenlogo. Auf gut halber Strecke durchbrachen wir die Nebeldecke. Es herrschte strahlender Sonnenschein. Vom Ausstieg gingen wir durch einen kleinen Ort zum Tempel. Es drängten sich die Leute und Tiere um den Tempel. Die Schlange zum Anstellen ging durch den ganzen Ort bis zum Helipad am Berggipfel – sicher 500 Meter weit. Tika meinte, dass wir uns da nicht anstellen. Ja da hatte er recht, denn wo es einen Eingang gibt, gibt es auch einen Ausgang und dort wartet normalerweise niemand – also rein aus Versehen beim Ausgang rein und der Fisch war geputzt. Hinter dem Tempel, fand ich dann auch den Opferplatz. Hinter einer Mauer stand auf marmornem Boden in einer riesigen Blutlacke ein Nepalese – barfuß – versteht sich. Im Blutgulli lag ein Ziegentorso, der noch etwas zuckte. Der Torso wurde von einer Familie in einen Sack gestopft und mitgenommen. Der Kopf verschwand irgendwo hinter dem Tempel. Das Blut spritzt teilweise auf ein Götzenbild und rinnt dann in einen Gulli durch ein Rohr irgendwo in die Botanik. Die nächste Familie kam mit einem Hahn. Der Schlächter packte diesen, legte seinen Hals auf einen Hackstock und trennte den Kopf mit einem gekonnten Hieb seines Gurkhamessers ab. Das Blut spritze und der Hahn landete flatternd im Gulli. Danach wurde er wieder im Transportkörbchen verpackt und ab ging’s in Großmutters Kochtopf.
Eine Ziege wurde herangezerrt. Pinkelte verängstigt ein letztes Mal auf die Stiege und landete auf dem Marmorboden. Der Schlächter stellte einen Fuß auf die Ziege, bog den Kopf nach hinten und durchtrennte mit einem sauberen Schnitt die Halsschlagadern und die Kehle. Ein Hieb folgte und der Kopf flog zur Seite. Die Ziege sah mit weit aufgerissenen Augen auf ihren Körper. Klar musste ihr dies Perspektive komisch vorkommen. Sie versuchte noch etwas zehn Sekunden lang zu mähen und bewegte dazu das Kiefer und die Lippen. Wild zuckend lag der Torso im Gulli. Auch dieser wurde danach wieder eingesackt und der Schlächter steckte das Blutgeld ein. Bei so viel Blut muss man auch mal die Hände putzen, da kommen einem Hindu die buddhistischen Gebetsfahnen, die makabererweise über seinen Schlachtplatz gespannt waren, sehr gelegen. Zwei Fahnen abgerissen und das Blut reingeschmiert. Jeder Buddhist wäre jetzt in Ohnmacht gefallen. Ein Büffel sollte auch geopfert werden. Dessen Enthauptung fand aber an einem anderen Platz statt. Wieder zurück zur Gondel und runter zum Auto. Wir fuhren über Mugling nach Hetauda. Tika wollte etwas Essen und ich sagte, dass ich Samosas haben will. Für den Fahrer, Tika und mich Samosas und eine Flasche Wasser – 190 Rupees. 1,7€ und gut war es auch noch!
Langsam wurde es dunkel und weder Tika noch der Fahrer hatten richtig Plan wo das Hotel ist. Also fragen wir doch mal Dr. Google und schon war es gefunden.
Die Frage: Purpose of Visit – beantwortete ich wahrheitsgemäß mit: Slaughter Animals…

Tag 26 – 26.11.2014 – Der Augenarzt…

Frühstück – A la Carte. Das hat vor und Nachteile. Es gibt eine riesen Auswahl aber man wartet fast 30 Minuten bis man das Frühstück bekommt. Dafür gibt es perfekten Illy Cappuccino. Morgen lass ich mir das Zeug aufs Zimmer kommen, da kann ich es gleich nach dem Aufstehen bestellen und verliere nicht sinnlos Zeit. Vor dem Hotel schnappte ich mir ein Taxi und fuhr nach Pashupatinath. Wieder musste man gewisse Bereiche der Stadt großräumig umfahren. Für die Einheimischen ist es echt eine Zumutung. Das geht sogar so weit, dass sie den Busbahnhof im Ratnapark geschlossen haben und alle Busse irgendwo auf der Straße nach Baktapur starten. Vom Ratnapark fahren die Busse in alle möglichen Destinationen Nepals ab. Das was die Regierung hier betreibt ist reine Kosmetik. Kathmandu ist aktuell ein Potemkin’sches Dorf. So eine sinnlose Spinnerei!
In Pashupati angekommen, sah ich mir zuerst die Straßen rund um den Hindutempel an. Dort findet man immer wieder interessante Gesichter. Leider sind es meist die Bettler und Alten, deren Gesichter am Interessantesten sind. Eine alte Frau – dem Aussehen nach zu urteilen über 80 Jahre alt kroch vor einem kleinen Schrein aus einer dicken Decke. Sie hatte vermutlich die Nacht hier im Freien verbracht. Aktuell hat es in der Nacht rund 6 Grad! Echt schlimm wie sie teilweise leben müssen.
Vor dem Eingang zu den Burning Ghats ist das Altersheim. Diesem statte ich jedes Mal mindestens einen Besuch ab, sind doch gerade hier die besten Gesichter der Stadt versammelt. Derzeit beherbergen sie 240 alte Leute, die keine Familie und keinen Besitz mehr haben. Die Leute kommen aus ganz Nepal. Kurz nach meiner Ankunft sollte eine nepalesische Familie Gaben, dies sie gespendet haben, an die Alten verteilen. Es gab Socken, kleine Handtücher, Instantnoodles und eine Packung Frootie (Fruchtsaft). Eine Glocke wurde geläutet und flink wie 100jährige Wiesel stellten sich alle in einer Reihe an. Ich musste es filmen. Teilweise hatten sie echt Spaß mit mir und führten sich auf, wie die kleinen Kinder. Nachdem sie die Gaben erhalten hatten, wurden die erst einmal in Sicherheit gebracht und dann einzeln angesehen. Eine Alte zupfte und zog an den gepunkteten Socken herum. Eine andere prüfte ob das Handtuch wohl flauschig sei und die nächste setzte sich gleich auf den Boden, um zitternd den Strohhalm in das Packerl zu stecken und dann genüsslich den Saft zu schlürfen.
Nach dem Heim kaufte ich für 1000Rupees – sind rund 8€ das Ticket und ging rein. Für nepalesiche Verhältnisse ist das echt teuer. Vor allem gilt das Ticket nur an einem Tag! Ich spielte mit den Sadhus, machte Bilder gab ihnen Bananen. Die waren aber schnell weg. Dann gab ich einem 50 Rupees – oder wollte sie ihm geben. No 100 und er stieß meine Hand weg. OK – dann eben Nichts! Er schimpft. Ein paar Nepali meinen 100Rupee. Ich sage sorry you are no holy man! You are not a real Baba. Er wird sauer. REAL BABA! No- Real Babas do not urge for money. They want some food or to talk with them – but they do not urge for anything. You do not accept the fifty and were urging for more money – you are not a real Baba you are a greedy bastard! Sprach‘s und ließ ihn sitzen!
Auf zu den Ghats. Heute ist Hochbetrieb. Auf der Seite der Normalos mit 8 Ghats brannten zumindest 4 Feuer und zwei neue Scheiterhaufen wurden gerichtet. Auf der Seite der Privilegierten gibt es zwei Ghats. Eines war belegt und dahinter lagen 5 weitere Leichen. Ich machte Zeitrafferaufnahmen und Langzeitbelichtungen mit Graufilter. Was man nicht alles macht, wenn man diese Sachen schon zu oft gesehen hat. Ein Chinese mit zwei Canons sprach mich an ob ich professional sei. Ja klar und fotografieren tue ich nur für National Geographic und die Vogue. Er versinkt fast in Ehrfurcht. LOL. Da wir aktuell die Ghats von der anderen Uferseite des Bagmatis aus fotografierten, erkläre ich ihm, dass er auch auf der anderen Seite direkt zu den Feuern gehen kann, weil er sich hier echt blöd anstellt und eigentlich gerne möchte, sich aber nicht traut. Drei Minuten später latscht er mir auf der anderen Seite durchs Bild. Ich gehe später auch auf die Seite und staune nicht schlecht. Nachdem ein Toter verbrannt wurde und das Ghat wieder gesäubert ist, streuen die Hinterbliebenen etwas Reis und Tagetesblüten auf die Steinplattform. Eine Kuh stand dort und fraß seelenruhig den Reis und die Tagetes. Auf der nächsten Plattform fraßen zwei Affen den Reis. Einer von den Beiden dürfte sich einen Schädelbruch zugezogen haben. Der Kopf war offen und der Knochen sah ziemlich beschädigt aus.
Weiter auf den Hügel des Tempels. Ich trank ein Cola light und warf dann die Dose auf die Müllhalde beim Affenspielplatz. Dort tummeln sich dutzende Affen und durchforsten den Müll oder toben über die sandigen, steilen Hügel. Als ich wieder zurück zu der Stelle kam, wo ich meine Dose deponiert hatte, sah ich, wie ein Affe sie gerade zerrissen hatte und sie zerkleinerte oder fraß so genau konnte ich das nicht feststellen.
Auf der anderen Seite des Hügels lief ich runter und machte mich zu Fuß auf den Weg nach Boudhanat zur großen Stupa. Kurz vor der Stupa war ein Optiker und ich fragte, ob sie auch die Augen prüfen. Yes everyday after 16:30. OK – 400 Rupees und in eine Liste eintragen. 3 Euro Fünfzig für den Check, das kann ich riskieren. Bezahlt, meine Telefonnummer hinterlassen, gehe ich um 1500 verspätet Mittagessen zu einem der Rooftop Restaurants in Boudha. Ich bekomme gerade meinen Salat, da klingelt das Telefon. Can you come in 20 Minutes. OK I will come in 30. Aß fertig, machte noch ein paar Bilder und ging wieder zum Optiker. Gespannt wie ein kleines Kind war ich neugierig, was jetzt kommen sollte. Ich betrat einen Raum hinter dem Verkaufsraum. Der war nicht schlechter ausgestattet, als ein Augenarzt bei uns. Zuerst alles durchmessen, dann eine Testbrille erstellen und jedes Auge testen – perfekt! Meine Kurzsichtigkeit hatte sich etwas verbessert, was erklärt, warum ich mit meinen Brillen nicht mehr perfekt sehe. Jetzt noch eine Brille aussuchen – sind echt unverschämt billig.
Nach dem Optiker ging ich noch kurz zur Stupa, kaufte mir in einem Geschäft eine Kiste Cola light, ist hier um 50% billiger als in Thamel und nehme ein Taxi zum Hotel. 400 Rupees – ist der Einheimischen Preis – verlangt der Taxler. Er ist so dick, dass er kaum hinters Lenkrad passt. Am Sitz hinter ihm würde sich sogar eine japanische Geisha ihre Füße einklemmen, so weit hinten ist der. Er weiß nicht wo das Hotel ist. Ich sage ihm an, wie er fahren muss. Na gut, dass ich mich in Kathmandu jetzt echt schon sehr gut auskenne.

In der Stadt treffe ich mich mit Tika – einem alten Freund, der eine Reiseagentur leitet. Er organisiert mir den Trip zum Gadhimai Festival und ist selber so neugierig, dass er mit kommt. Wird ein lustiger Roadtrip in den Süden von Nepal.

Tag 25 – 25.11.2014 – Auf nach Kathmandu…

Der Repräsentant der lokalen Reiseagentur machte sich heute alle Ehre und glänzte durch Abwesenheit. So musste ich den Checkin alleine meistern. Problematisch aber nicht unlösbar ist, dass Travellogy meine Tickets auf Mandle gebucht hat und hier immer wieder unnötige Fragereien entstehen. Beim Checkin stand eine ältere Inderin, wie Nandi in der Schlachtbank hinter mir und quetschte sich schleichend an mir vorbei. Als sie auf Augenhöhe war sah ich sie an, und zeigte auf das Ende der Schlange hinter mir. Sie verstand und stellte sich wieder hinter mir an. Nandi wurde ungeduldig. Als ich das dritte Mal ihren Gepäckwagen gegen die Achillessehne bekam. Hob ich das Bein und stieß den Wagen zurück. Rums – das hat gesessen. Ich sah sie noch sehr böse an – da meinte sie noch eingeschüchterter – Sorry. Checkin erledigt – auf zur Sicherheitskontrolle. Ich durfte meinen Fotorucksack komplett zerlegen. Raus – und zwar alles! Vier Kisten waren voll. Nach dem Röntgen bekam ich alles wieder und durfte wieder einräumen – mit System. Dauert ja nur fast 10 Minuten bis die letzte Speicherkarte und auch die Pocketwizards verstaut sind. Ich beeilte mich genau nicht, blockierte ich doch mehr oder weniger den kompletten Bereich. Ordnung muss sein und greif nicht meine Blitze an!
Der Flug verlief unspektakulär. Wir sahen zwar den Himalaya, ich habe ihn aber schon zu oft gesehen, sodass es aus dem Flugzeug nur Berge sind. In Kathmandu gelandet gab es schon die erste Neuerung. Man durfte nicht mehr von der Maschine zum Flughafengebäude gehen, man wurde die 100 Meter mit dem Bus gefahren. Sehr zum Vorteil, denn das brachte mir die Poleposition beim Sturm auf die Visaformulare ein. Schnell eines geschnappt, ausgefüllt und zum Schalter – Your first Time Nepal? Nein ich zähl nicht mehr, alle Ankünfte in Nepal gezählt sinds irgendwo zwischen 12 und 15 Mal. 22€bezahlt, Visum abgestempelt, runter zur Gepäckausgabe. Meine Tasche kam als zweite – perfekt die Signalfarbe Gelb hat doch was. Raus aus dem Flughafen. Taxi! Nein – gibt es nur mehr Prepaid. Also wieder rein – 700Rupees zahlen. Fragen seit wann das so ist. It is better – ist die Antwort. Sicher klar! You are taking commission. No commission ist die Antwort. Genau. Normal zahlt man 500 Rupes, die verlangen 700. Raus gibt er mir 1x 100 und 2x50. Als ich ihn frage was das solle meint er change! Ich knalle das Geld auf den Counter und frage: Are you completely nuts or only damn stuipid? Give me 300 hundret Rupees! NOW! Ohne Regung gibt er mir den fehlenden Hunderter. So was nervt! Der Taxler kann einigermaßen Englisch und erklärt mir, dass sie das System, seit zwei Monaten haben. Der ganze Flughafen und auch der Parkbereich wirkt viel aufgeräumter. Die Straße in die Stadt sollte aber echt eine Überraschung werden. Voriges Jahr war das eine staubige Rumpelpiste, die sie komplett um eine halbe Hausreihe verbreitern wollten. Die Häuser waren halb abgerissen, die Straße hatte keinen Asphalt mehr. Jetzt ist alles fertig. Wunderbare mehrspurige Straße, die Häuser sind echt sauber. Wow! Am Durbarmarg der Haupteinkaufsstraße sollte ich feststellen warum alles so anders ist und auch keine Tuktuks und viel weniger Autos und Motorräder zu sehen sind. Das SAARC Meeting von 10 Asiatischen Staaten findet aktuell in Kathmandu statt. Daher sind Straßen gesperrt, Tuktuks verboten. Autos und Motorräder dürfen nur nach Nummern fahren – einen Tag die ungeraden, dann die geraden. Außer es ist ein Touristenfahrzeug mit grüner Plakette. Das ist reine Heuchelei. Auf dem Weg zum Hotel kommen wir durch Thamel, dem Touristenbezirk, der normalerweise unter der Last des Verkehrs fast zusammen bricht. Voriges Jahr musste man beim Verlassen eines Geschäfts aufpassen, dass man nicht von einem Tuktuk oder Bike niedergeschoben wurde. Ich ging immer Stativ voran aus den Läden. Wenn einer in mein Stativ knallt – Pech gehabt. Jetzt ist es fast zu still. Man kann sich frei bewegen, nur ein paar Fahrradrikschas und wenige Autos oder Motorräder sind zu sehen.
Das Hotel ist echt super. Spitze eingerichtete Zimmer mit allen Annehmlichkeiten, die man braucht. Kein Vergleich zum in die Jahre gekommen Kathmandu Guesthouse. Die besten Zimmer kosten hier um 50% weniger als im KGH. Die Spinner haben vom letzten Jahr auf heuer den Preis um 50% angehoben und das liegt nicht am SAARC Gipfel. So und bei der Qualität des Frühstücks, die es im KGH gibt, können sie echt einpacken. Ich werde sie sicher besuchen und ihnen erklären warum ich nicht mehr bei ihnen bin. Den Manager kenn ich ja recht gut.
Das KGH hat Zimmer aller Kategorien – vom 4$ Dormitory (Schlafraum) über 10$ mit Gemeinschaftsdusche am Gang, dann Dusche im Zimmer über AC Room um rund 40USD zum Deluxe Room im New Wing um 125€! Voriges Jahr 85USD! Also fast doppelt so viel! Das ist genau das Problem des KGHs, da es nur ein Frühstücksbuffet gibt, isst der vier Dollar Touri um 2USD das Gleiche wie der 125 Euro Touri. So geht das nicht. Ich kann es echt keinem mehr empfehlen. Nicht einmal seine Lage macht es zu etwas Besonderen. Das Royal Penguin Spa liegt genau gleich gut!
Ich bringe meine Wäsche in die Wäscherei. Der Heini dort wiegt sie und schreit 700 Rupees. 700 für 6kg? Ok 600. Ich sage: give me the bag! Er Why? Ich: The normal rate is 50per kg. I do not want to talk to a cheeter like you. Give me the bag. Ok 300. Ich no. I do not like you. Give me the bag. 250OK? Na geht doch. Unverschämtheit gehört bestraft. Deswegen mag ich dich aber trotzdem nicht mehr!
Jetzt noch zum Ncell Hauptquartier auf dem Durbarmarg meine alte Simkarte wieder aktivieren. Auf dem Weg dorthin war die Straße gesperrt – weil die SAARC Leader, unter ihnen der König von Bhutan, gleich vorbei fahren werden. Kein Auto kam. Nichts. Der König von Bhutan ist ungefähr so wichtig wie der Bürgermeister von Klagenfurt. Mit dem Unterschied, dass der asiatische EntScheider vermutlich lesen und schreiben kann. Mir war das zu blöd. Ich ging einfach über die Straße. Ein nepalesischer Soldat pfiff. Ich ignorierte ihn. Der nächst schrie irgendetwas auf Nepali und fuchtelte wild herum. Jetzt machte ich die gleichen Gesten mitten auf der 4 spurigen Straße (nach Nepali Norm 6 spurig) und schrie ähnliche Laute, wie der Soldat, ging weiter und betrat den Laden. Ich sollte meine Karte nicht mehr aktivieren können aber recht leicht eine neue bekommen. Man braucht nur seinen Pass, ein Foto und die Fingerabdrücke der Daumen. Ich gab den Linken in das rechte Feld und den Rechten in das Linke. Da war der Heini auch schuld weil ich zuerst den Rechten in das Kissen drückte und er auf das linke Feld zeigte. Mir egal. SIM Karte rein und los.

Abendessen im Roadhouse Coffee – endlich eine Holzofen Pizza wie sie sein soll! Man kann in Kathmandu alles essen und bekommt auch wirklich gutes Essen – außer Nepali. Die Küche ist echt zum Schmeißen. Linsen und Reis… und ein paar Currys. Nichts gegen Indien!

Montag, 24. November 2014

Tag 24 – 24.11.2014 – Der ganz normale Wahnsinn...

Heute startete ich mit einem Tuktuk zur Moschee am Ganges oder besser gesagt, ich wollte dorthin fahren. Prinzipiell schreit jeder sofort, dass er weiß wohin du willst und schon oft dort war, selbst wenn du sagen würdest, du willst nach Seigbichl bei Moosburg. Wissen tun sie in Wirklichkeit nichts. Der Todel brachte mich natürlich nur zum Hauptghat. Egal. Ich nahm mir dann noch eine Rikscha, was sich als fast noch größerer Fehler herausstellen sollte. Superspeed schrie der Padalero, trat wie ein Wahnsinniger in die Pedale und fuhr in einem halsbrecherischen Zickzack Kurs zwischen Fußgägnern, Motorrädern, Tuktuks und anderen Rikschas durch. Prinzipiell machte es ihm Spaß auf den anderen zu zu fahren und im letzten Moment einen Haken zu schlagen. Dabei lehnte er sich noch in die Kurven. Ich sagt Stop Superspeed – I want SAVE Speed. Gott sei Dank waren wir dann da – wo ich nicht hin wollte. Direkt beim Hauptghat. Mit motorisierten mehrspurigen Fahrzeugen, muss man rund 500 Meter weiter draußen stehen bleiben. Ich regte mich gar nicht mehr auf und gab dem Trottel die zwanzig Rupees, die wir ausgemacht hatten. Als er ein Bakschisch wollte, wurde ich sauer und zeigte auf die Kirche vor der wir standen. This is not a Mosque! So you did not brought me to the place you have. Why should I tip you? – Tip – no tip? - Nei yello! Und zwar SCHNELL!
Ich kaufte mir ein Coke Zero und hatte wieder genug 10 Rupee Scheine in der Tasche, glaubte ich halt. Keine 200 Meter weiter, waren alle an Bettler und Sadhus verteilt. Wenigstens hatte ich so gute Fotos bekommen. Mittlerweile bin ich so weit, dass ich die Heinis so aufstelle, wie ich es haben will. Dreh dich um, schau in die Sonne. Ich will dich nicht gegen das Licht fotografieren. Ja für Geld tun sie alles. Bei den Bettlern muss man echt ein dickes Fell haben, so verstümmelt und zugerichtet sind sie oft. Sie haben offene Wunden, es fehlen ihnen Gliedmaßen, sie sind verstümmelt und haben Verwachsungen. Arme Schweine. Wie schlimm es doch enden kann, wenn man auf der falschen Seite des Zaunes zur Welt gekommen ist.
Immer wieder quatschen mich Leute an – Where are you from? Where do you want to go to? Das sind die zwei Standardfragen, die sie am liebsten in einer verschmelzen würden, um noch schneller ans Ziel zu kommen, mir ihre Dienste anzubieten. Wenn man nur in Ruhe fotografieren will, nervt das. Es nervt sehr. Der nächste, der auf mich zustürzt, bekommt sein Fett ab. Ich packe ihn bei den Schultern, bevor er was sagen kann schreie ich: Where are you from? What do you want? Where do you go to? – er schaut verdattert drein – Why do you look so stupid? Why are you so ugly? Er stottert – ich mache ihn nach Uhh ahhh – why can’t you speak? Why don’t you talk to me? Sein stottern wird schlimmer? Are you the street idiot? Seine Kollegen lachen schon. Er ist fertig mit der Welt. Ich gebe ihm einen Klaps auf den Hinterkopf und meine Pfeife – gehe weiter und habe den Rest der Straße Ruhe. Der ist für lange Zeit der Depp der Straße.
Beim letzten Obsthändler kaufte ich noch schnell einen Haufen Bananen. Endlich war ich beim Ganges. Ich ging in Richtung Mosche und fotografierte haufenweise Babas. Jeder bekam dafür zwei Bananen und sah blöd aus der Wäsche. You do not take them? You are not real Sadhu. You are no holy man! – die echten Asketen wollen kein Geld, sondern Essen. Also war diese Methode echt super. Jetzt waren sie schön in der Zwickmühle – zugeben, dass sie nur Poser waren, die Kohle wollten oder doch den Schein wahren und auf heiligen Mann machen. Geht doch – und schon sagten sie Thank you zu den zwei Bananen. Na wartet – euch werde ich schon noch die Wadel Richtung Ganges richten. Kurz vor der Moschee kam mir dann wieder ein Baba entgegen. Ich hatte langsam genug von ihnen und meinte auf seine Frage – Photo – you take my picture? Ah – you are not special, obwohl er echt lange Rasterlocken hatte. Er sah mich ungläubig an. 100 Rupees – schrie er. Ich schüttelte den Kopf und ging weiter. Er lief mir nach und mit jedem mal wurde der Preis kleiner. Bei 20 Rupees angekommen, drehte ich mich um und meinte – 100 if you take a bath in the Ganges. Er meinte NO! – Ok 1000. Ich meinte No und ging. Wieder purzelten die Preise. Diesmal lief er aber Richtung Wasser und stand bei 100 schon Knie tief im Schlamm. Nein, da sind mir zu viele Boote und es ist gegen die Sonne. Vielleicht am Nachmittag. Sagte es und ließ ihn stehen. – Ach ja – ich bin aus Australien und fresse Kängurus. In Indien gibt es ja keine, da muss ich halt auf Gurus umsteigen, davon habt ihr ja recht viele. So bringe ich wenigstens Österreich nicht in Verruf, sondern nur die Aussies.
Endlich bei der Moschee angelangt, saß, wie könnte es anders sein, ein Hindubaba vor dem islamischen Heiligtum. 1000 Rupees schrie er von weitem. What for? War meine Antwort – for a picture – meinte er. Ich sagte, sorry, so billig bin ich nicht. Du kannst mich für einen Tag um 10.000€ buchen. Da kriegst du dann auch vorher Hairstyling, Bad, Makeup und die Fingernägel werden wir dir auch noch kürzen. Dann gehst als Liebling aller indischen Schwiegermütter durch, so wirst du aussehen. Er verstand nur mehr Bahnhof und ich machte meine Fotos, ging in die Moschee und dann wieder zu den Ghats. Neben einem richtigen Baba quatschte mich ein Inder mit leiser Stimme an – Ganja, Hash, Opium? Ich fragte sehr laut: What, I can’t hear you! Er wurde lauter, war aber noch immer viel zu leise. Das Spiel trieb ich, bis er sehr laut war und dann meinte ich: Hash is for little children. All I need is speed, cocain or heroin – Der Sadhu bog sich vor Lachen und meinte: Hash is for children. Ich setzte mich zu ihm und wir unterhielten uns recht lange. Er findet es auch schlecht, wohin sich Varanasi und vor allem Pushkar entwickeln.
Bei den Bruning Ghats wollten mir wieder diverse Schlepper eine Permission for photography – yes documentation – beschaffen. 20 Rupees pro Foto. Wie willst du die Klicks bei der D4s zählen? 11 Bilder in der Sekunde?!?! Genau! Und ich will die nicht fotografieren. Danke es reicht mir die Wasserleiche von gestern. Irgendwie würden wir es ja auch komisch finden, wenn bei uns ein Tourist auf einem Friedhof ein Begräbnis fotografieren würde. Beim Chaihändler des Todes, wollte ich einen Chai haben. 5 Rupees – er kann nicht auf 100 rausgeben und ich hab es nicht kleiner – da sagt ein netter Inder – sit down und schon habe ich einen Tee in der Hand. Ich trinke ihn und unterhalte mich mit ihm. Er will wissen, wo er meine Bilder sehen kann und wie ich auf Facebook heiße. Ich zeige es ihm und schon habe ich einen Facebookfreund in Varanasi, der auch eifrig die Bilder kommentiert. Netter Kerl, um die 50zig Jahre alt.
Um 1200 traf ich mich mit Varun beim Hauptghat. Wir fuhren mit dem Auto zur größten Uni von Varanasi und sahen uns dort einen Tempel an. Vor dem Tempel war eine WC Anlage, für deren Benutzung man 2 Rupees zahlen musste. Ich gab der Tante 10 und wartete auf mein Wechselgeld. Sie reagierte nicht. Varun meinte, er kläre das. Als ich aus dem Pisswagen – anders kann man das Ding nicht nennen – wieder raus kam, meinte Varun, sie gebe ihm kein Wechselgeld. Ich fragte – All are paying 2 Rupees – er sagte Yes! Ich ging zu ihr: As Rupees! Was 8 Rupees heißt und hielt ihr die Hand for die Nase. Sie reagierte nicht. Ich schrie sie an: give me my 8 Rupees back: Sie griff in ihre Kasse und gab mir fluchend den Zehner zurück. Ich hasse es, wenn man mich verarschen will. Hätte sie gesagt, pay what you want hätte sie ihn bekommen – so aber nicht. Ich wollte auch nicht meine 10, sondern die 8 Wechselgeld zurück. Und: Stop cursing – or I get angry. Still war sie.
Varun lachte. Was war daran so schwierig, das Wechselgeld wieder zu bekommen? Als Inder solltest du das schon leichter schaffen! Den Tempel bei der Uni besichtigt- weiter zur Map of India – einer 3D Landkarte vom Indischen Subkontinent bis weit nach China hinein. Ja nett – aber so der Bringer ist das nicht.
Ich verabschiede mich von Varun und lasse mich von Sahel in der Stadt beim Hauptghat abliefern. Da ich wieder Kleingeld brauche, kaufe ich um 10Rupees ein Packerl Butterkekse. Die sollte später eine Hundemama mit ihren Welpen bekommen. Alle fressen gierig und scheinen froh zu sein, endlich mal nicht aus dem Müll was zu suchen müssen.
Wieder fotografiere ich Sadhus, Bettler und andere schräge Gestalten, laufe dann die Stiegen hoch zurück in die Stadt und gehe durch ein paar alte schmale Gassen. Dort kaufe ich mir ein süßes Brot, beiße zweimal ab und sehe wieder eine andere Hündin vor mir sitzen und mich bettelnd ansehen. Na da hast das Ding. Ganz zart nimmt sie es mit ihren Zähnen und frisst dann bedächtig das Brot auf.
Ich gehe wieder zurück zum Ganges und stehe mitten auf dem zweiten burning Ghat. Do you want Massage? Fragt mich einer neben einem brennenden Scheiterhaufen. Und ihr wollt haben, dass man vor Euch und irgendetwas bei Euch Respekt hat? Yes here und zeige auf eines der Verbrennungsghats. No not possible – ach wieso denn nicht? Hast du jetzt etwas Skrupel?
Ich gehe zurück zu meinem Lieblignsghat und schaue zu, wie ein Bauer seinen Büffel badet. Ja Varanasi ist ein Dorf mit 3 Millionen Einwohnern.
Zum Barbier, rasieren, bei einer Garküche ein paar südindische Spezialitäten essen und mit einem Tuktuk heim fahren. Das Essen ist bei den Garküchen besser als in jedem Restaurant. Kostenpunkt: 40 Rupees für die Rasur – sind 15 zu viel – ist mir aber egal. Essen: 40 Rupees – typischer Preis für Einheimische auch und 16 Rupees für zwei Süßbrote. Wenn man will, kann man hier echt billig leben.