Samstag, 29. November 2014

Tag 29 – 29.11.2014 – Antennenturm mit Aussicht…

In der Früh starteten wir nach Kathmandu. Wir sollten eine andere Route nehmen, über Daman. Dort soll man bei klarem Wetter bis zu 700km weit sehen. Fast der gesamte Himalaya vom Kanchendzonga bis weit in den Westen ist sichtbar. Wir fuhren die kurvige Bergstraße dahin, blieben ab und an stehen und machten in paar Bilder. In Daman angekommen, wollten Tika und Samu essen. Ich trank einen Tee und kostete ein Sterz ähnliches Gericht, dass sie mit einer scharfen Curry Soße servierten. Wir fuhren ein Stück weiter, hier soll es eine super Aussicht geben. Auf dem Weg zum Viewpoint lief ich einem alten Australier in die Arme, der sagte nein – auf dem Telekom Tower an Hügel hat man die beste Aussicht. Dort rauf auf die dritte Plattform. OK – retour. Tika hatte damit nicht so richtig Freude, hieß es doch 20 Mintuen den Berg raufstapfen. Wir gingen los, kamen zum Turm. Tika – gelernter Nepalese – fragte ob man rauf dürfe. NO! Klar warum den auch. Ich ging hin und fragte. Zeigte die Kameras und plötzlich wurde aus dem NO ein OK. Tika hätte hier schon wieder aufgegeben.
Ich stieg die Leiter hoch auf den Antennenturm. Mit den beiden Kameras passte ich gerade mal in den Sicherheitskäfig, der die Leiter umgab. Oben angekommen hat man wirklich eine Spektakuläre Aussicht. Der Australier, der hier über ein Jahr lang gelebt hatte, hatte echt Recht. Der Sonnenaufgang muss hier oben spektakulär sein.
Vielleicht ein anderes Mal!

Wieder runter von der Antenne und zum Auto. Wir eierten die nie enden wollende Bergstraße entlang – nun schon seit 8 Stunden. Mit dem Fahrrad wäre ich nicht langsamer. Jetzt sind wir wieder auf dem Trisuli Highway, der wichtigsten Verbindungsstraße nach Kathmandu und stauen uns die letzten 26km bis in die Stadt. Disziplin bei Staus gibt es kein. Ist die rechte Spur frei, schießen sofort ein paar Idioten vorbei, nur um die Straße endgültig zu blockieren und dann vor einem reindrängen zu wollen. Gott sei Dank denkt da Samu so wie ich und lässt keinen rein. Ich in der zweiten Reihe zeige ihnen freundlich meine Mittelfinger. So was kann echt nerven. Mit etwas mehr Disziplin würden sich 90% der Staus vermeiden und die restlichen schneller auflösen lassen.

Tag 28 – 28.11.2014 –Todesmarsch der Ziegen und Büffel…

Gadhimai – Gadhimai ist eine Göttin. Eine Göttin, die nach Blut dürstet. Alle fünf Jahre muss ihr Durst gestillt werden, sonst fallen den Männern die Penisse ab und den Frauen rollen sich die Fußnägel auf – oder so. Heuer war es wieder so weit. Befürworter und Gegner haben sich schon seit Monaten in Stellung gebracht und über die Presse und das Internet einen Schlagabtausch geliefert. Gadhimai ist Tradition – a centuries old tradition – sagen die einen. Gadhimai ist ein Massaker. Eine unvorstellbare Grausamkeit, sagen die anderen. Was werde ich sagen? Wahrscheinlich einen politischen Spagat zwischen Tradition und definitiv verbesserungswürdig – weil ich ja auch hier bin, um Bilder zu machen. Um etwas vorweg zu nehmen – ich hoffe, dass die Bilder dazu beitragen, das Fest im Westen publik zu machen und es radikal umzustellen oder abzuschaffen.
Centuries old tradition: glaubt man dem Internet, dann basiert das Fest auf einem Opfer, dass ein zu Unrecht Verurteilter 1840 der Göttin dargebracht hat. Er hat versprochen drei Tiere – eine Ratte, eine Taube und eine Ziege zu opfern, wenn er freigelassen wurde. Sehr zum Unglück der Tiere wurde er freigelassen. Nun wird alle fünf Jahre geschlachtet. Alles was vier Beine oder Flügel hat und keine Kuh ist.
Das Fest dauert ein Monat lang. Am 13. Und 14. Tag sind die Schlachttage. Der erste davon ist der Haupttag. An diesem werden zehntausende Büffel und noch viel mehr Ziegen und Hähne geköpft. Am Morgen des 13. Tages tötet der Tempelpriester nach den Eröffnungsritualen eine weiße Ratte (wir nennen sie liebevoll Bonny), Tauben, einen Hahn, eine Ziege und ein Schwein. Das Blut der Tiere – bis auf das des Schweins – wird auf das Bildnis der Göttin gespritzt. Das Schwein ist auch bei den Hindus unrein, darf zwar getötet und gegessen werden, die Göttin darf aber nicht mit seinem Blut verunreinigt werden. Umbringen tun wir es zur Sicherheit trotzdem. So hat das Schein nicht Schwein gehabt. Ist diese Tat vollbracht, werden noch die Klingen und Beile der Schlächter gesegnet und dann zieht die Meute in die Arena. Mögen die Spiele beginnen.
Zurück zum Start des Tages. Tika wollte erst gegen 7 oder 8 starten – weil das Massaker erst so um 10 oder 11 anfängt und es ja nur 25km von Birgunj nach Bariyarpur sind. Nein wir starten um 0500 – wir einigten uns dann leider auf 0600 und fuhren los. Dazu ist zu sagen, dass es in der Gegend zwei Bariyarpurs gibt. Eines ist 25km von Birgunj entfernt, das andere 56. Also zwischen 40 Minuten Fahrt oder 1,5 Stunden. Wir fuhren los und ich musste navigieren. Tika und Samu hatten keine Ahnung. Nach 12 km beim nächsten Ort wurde der Verkehr immer dichter. 2km später war Schluss. Wir mussten ca 10km laufen. Runter von der Straße, rein in die Großteils abgeernteten Reisfelder. Überall waren Kothaufen. Menschenkot. Wen wundert es? Da das Fest schon 12 Tage läuft und innerhalb der Gesamtdauer von 30 Tagen gut 7 Millionen Menschen, vor allem aus Indien kommen und rund um den Ort campieren, müssen diese ihre Notdurft irgendwo verrichten. Irgendwo ist dort, wo das Würsterl oder eher der Durchfall drückt. Also sind die Äcker und teilweise auch Wege in der Umgebung im wahrsten Sinne des Wortes zugeschissen. An den Haupttagen drängt sich hier ungefähr eine Million Menschen! Sie kommen Tage vorher aus Indien. Die Indische Regierung hat verboten Tiere auszuführen und kontrolliert die Grenzen sehr streng. So las ich in einer indischen Tageszeitung, dass sie in den letzten Tagen 75 Leute verhaftet haben weil sie über 250 Tiere über die Grenze bringen wollten. In Indien ist das Fest längst in Misskredit geraten. Hier in Nepal hingegen machen sie sich schon seit Monaten Sorgen, dass ihnen die Tiere ausgehen werden. Die indischen Gläubigen sind aber auch nicht blöd und haben ihre Tiere einfach schon ein Monat vorher zum Festplatz geschafft. Bariyarpur liegt nur wenige Kilometer von der indischen Grenze entfernt. Eigentlich könnte man sagen, dass der Schuss der indischen Regierung nach hinten losgegangen ist. Das Leid der Tiere wird dadurch nur vergrößert. So müssen sie viel länger zusammengepfercht und schlecht versorgt ausharren und auf ihren finalen Auftritt warten.
Wir mussten also 10 Kilometer durch den Dreck laufen. Entschädigt wurde ich durch die Lichtstimmung im Nebel bei Sonnenaufgang. Die schier endlose Menschenkarawane pilgerte der Sonne entgegen. Buben schoben Räder an denen in Jutesäcken gebundene Ziegen hingen. Ein Mann trug seine Ziege zum Todesplatz. Eine Familie trieb zwei Büffel vor sich her – eine Büffeldame und einen jungen Büffel. So wie sie hintereinander liefen waren es Mutter und Kind. Beide sollten den Tag nicht überleben.
Geopfert werden prinzipiell nur männliche Tiere – außer bei Büffeln – hier werden auch Weibchen geschlachtet.
Je näher wir Bariyarpur kamen, desto lauter wurde die Musik und desto mehr Camps durchquerten wir. Diese provisorischen Camps waren meist Plastikplanen, die zwischen zwei Traktoren gespannt waren auf irgendwelchen abgeernteten Reisfeldern. Die indischen Pilger, rund 70% der Teilnehmer also, fallen über die Gegend her, wie die Heuschrecken. Alles was noch nicht geerntet wurde, wird zu public domain erklärt und geplündert. So stehlen sie Zuckerrohr und reißen Rettiche aus den Feldern. Viel mehr gibt es aktuell nicht zu ernten. Als Einheimischer würde ich meine Felder verminen. Oh je – auf eine Miene gekackt? So ein Pech aber auch.
Bei einem Camp wurden ein paar Räucherstäbchen in die Erde gesteckt, ein kleiner provisorischer Altar mit roter Farbe und Reiskörnern errichtet. Irgendwelche Sprüche gemurmelt, dreimal verbeugt, dann kam der Star des Tages, der wichtigste Protagonist. Ein kleiner, schwarzer  Ziegenbock. Eilig wurde noch etwas Futter vor den Altar gestreut. In dem Moment, in dem sich die Ziege zum Fressen nach unten beugt, saust die gebogene Gurkha Klinge des Schlächters hernieder und trennt den Kopf vom Ziegenkörper. Die Ziege fällt um und das Blut spritzt auf den Altar. Der Durst der Göttin wird dadurch nur noch mehr angestachelt. Der Schlächter hält einen Finger auf die blutspritzende Halsschlagader und macht eine Tika auf die Kinder des Klans, die ihn beauftragt haben. Eine Tika ist der traditionelle rote Punkt, den die Hindus oft auf ihrer Stirn tragen. Der Schädel der Ziege versucht noch zu blöken. Reißt das Maul und die Augen auf, streckt die Zunge raus, doch ohne Stimmbänder und Luft aus den Lungen, kommt kein Ton aus dem Ziegenmaul. Ein Helfer des Schlächters schnappt sich den Kopf und wirft ihn in einen großen Sack. Das ist der Lohn für das Köpfen. Ein so ein Schädel kostet rund 100 Rupees. Es ist ja Fleisch drauf und auch das Gehirn kann man essen. Bis Zum Abend, sollte der Beutel prall gefüllt sein.
Jetzt mussten wir auch noch durch einen 10 Meter breiten, Knie tiefen Bach waten. Schuhe und Socken aus und rein in das Wasser. Schön vorsichtig. Ich will ja mein Kameras nicht ruinieren.
Je näher wir dem Festgelände kamen, desto enger wurde es. Rund um den Festplatz und den Tempel war es so eng, dass man nur mehr weitergeschoben wurde. Meine Brille hatte ich abgenommen, weil ich durch den Fotorucksack und die Kameras stark ins Schwitzen kam. Im Gedränge verlor ich dann ein Brillenglas. Na ja ist egal, mit der sehe ich ohnehin nicht gut. Wir fragten uns durch, wo denn die Tiere geschlachtet werden. Nach unzähligen Anläufen kamen wir zur Arena. Ein rund 70X120 Meter großer mit einer gut 2,5 m hohen Wand umgebener Platz, auf deren Mauer das Militär mit Maschinengewehren und Stöcken bewaffnet stand. In der Nähe des Gatters standen ein paar Fotografen. Da sind wir richtig. Es sollte sich herausstellen, dass man einen speziellen Pass vom Sanskrit Komitee braucht, um rein zu kommen. Na super – wie komme ich jetzt zu diesem Pass? Das weiß man auch nur dann, wenn man einen Nepali kennt, der schon da war und auch mit dem Komitee geredet hat. Mein Nepali war hier so nützlich wie ein Kropf. Also auf wir suchen das Komitee. Zur Schule da ist es. Im Schulhof wurden Tika unterschiedliche Sachen gesagt und er reimte sich seinen Teil dazu. Das war wie Stille Post und Pantomime zwischen einem Blinden und einem Taubstummen was die Nepalesen da aufführten und Tika herauslas. Derweil wurden im Schulhof gleich mal zwei Ziegen geköpft. Ich hatte so wenigstens schon ein paar Horrorbilder. Wieder raus. Wir eierten von einem Stand zum nächsten und kamen endlich zur Information. Wie gut die informiert waren, sah ich an der Aussage, dass die Büffel morgen geköpft werden. Das Schlachten hatte aber schon begonnen! Wieder zurück zur Schule fand ich das Office und drei Telefonnummern. Wir telefonierten sie durch, erreichten auch jemanden, der aber auf Grund des Lärms und der Hektik eher unfreundlich reagierte und wieder auflegte.
Also zur Mauer – dort stehen auch Nepali drauf – zwar nur kurz, weil sie sofort mit Stöcken wieder runtergejagt werden. Einem liebevollen Klapps folgte ein heftiger Stockschlag, sollte der Opponent nicht sofort reagieren. Tika meinte ich solle nicht rauf wegen der Soldaten. Ich sagte – wait – I know you und ging zu der Stelle mit den meisten Soldaten, zeigte ihnen die Kameras, gab Tika meinen Rucksack samt Kameras und stieg auf die Mauer. Die Soldaten halfen mir sogar. Als ich fest im Sattel – oder auf der Mauer saß, gab mir Tika die Kameras und ich hatte somit den Logenplatz. Erste Reihe, fußfrei. Mir bot sich eine perfekte Aussicht auf das Spektakel. In der Arena werden ungefähr 10.000 Büffel gewesen sein, von denen viele schon tot waren. Die anderen liefen panisch durch die Gegend oder lagen lethargisch neben ihren toten Freunden oder Verwandten. Ein Büffelkalb lag blutverschmiert neben seiner toten Mutter. Nur selten hob es den Kopf und brüllte verzweifelt. Man könnte es fast übersehen und so ging es den Schlächtern auch. Über eine Stunde lang sah es keiner, doch dann viel auch dieses Kalb einem Messerhelden auf. Er klopfte mit seiner Klinge auf das Kalb. Dieses reagierte nicht. Er zog es am Schwanz – nichts. Riss an den Ohren – nichts. Jetzt wollte er dem liegenden Kalb so den Schädel abschlagen. Da schüttelte ein anderer Schlächter den Kopf und zeigte, dass das Kalb stehen muss. Ordnung muss sein. Auch im Namen der Göttin. Mich würde interessieren, was man tun muss, um den Ort zu entweihen. Vielleicht würde das das Opfern stoppen? Vermutlich eine Kuh massakrieren oder die Göttin in Schweineblut baden. Wo sind die Aktivisten, wenn man sie einmal braucht. Kein einziger war hier, um gegen das Fest zu protestieren oder zu versuchen etwas zu verhindern. Vereint versuchten die zwei Schlächter das Büffelkalb zum Stehen zu bewegen. Nach einigen Minuten schlimmster Traktion stand das Kalb auch auf. Der unerfahrene Schlächter schlug mit seinem Messer zu. Das Kalb sackte zusammen, doch der Kopf ist noch nicht ab. Zuckend liegt es da, versucht zu schreien – es gelingt ihm auch. Herzzerreißend brüllt es noch einmal während der Schlächter weitere Male auf es einhackt, bis der Kopf endlich ab ist.
Andere Schlächter sind erfahrener. Sie schleifen immer wieder ihre Klingen und tasten den Nacken der Büffel ab, um die Wirbel zu fühlen und die optimale Stelle für den tödlichen Hieb zu finden. Sie schwingen die Klinge vom Rücken hoch über den Kopf und gehen während des Schlags in die Knie, um noch mehr Wucht zu erzielen. So ist der Kopf mit einem Hieb sauber vom Körper getrennt und das Blut spritzt meterweit aus den abgerissenen Arterien, während der Schädel in den Dreck fliegt und der Körper zusammensackt. Die noch lebenden Tiere versuchen verzweifelt zu entkommen. Doch es gibt kein Entkommen. Jeder Büffel, der die Arena betreten hat, wird diese nicht lebend verlassen. Es ist ein „dead end“ für Büffel. Ein alter Nepali saß neben mir auf der Mauer und zeigte mir immer wieder einen Büffel, der als nächstes geköpft werden sollte, wenn ich nicht gerade hin sah. Rund um mich versuchten immer wieder andere Einheimische auf die Mauer zu steigen. Waren sie oben wurden sie auch schon wieder mit Stockhieben verjagt. Mich rührte Niemand an – so gut kenne ich meine Pappenheimer ja schon. Zu meinem Platz muss ich sagen, dass er besser nicht sein hätte können. Die paar Fotografen, die in der Arena herumliefern hatten eine schlechtere Perspektive und keinen Überblick. Für einige von ihnen kann ich mich nur schämen. Ein paar Asiaten posierten mit einem noch lebenden Kalb – umarmten es – klick klick – ja ich will auch noch – Wechsel der nächste hielt das Kalb… und danach kam das Beil und das Kalb war tot. Die nächsten Idioten machten Selfies in Mitten der toten Tiere. Mich wundert echt, dass sich keiner eine Zigarre angezündet und mit einem Fuß auf einem toten Büffel gestanden ist.
Rund zwei Hundert Schlächter machten bis Mittag ca. 10.000 Büffeln der Gar aus. Bis zum Abend sollten es 30.000 Büffel sein. Beim letzten Gadhimai wurden in Summe fast 500.000 Tiere getötet. Egal wie, egal wo, die verzweifelten Tiere wurden gejagt, in die Enge getrieben, an Schwanz und Stricken um den Hals gehalten, bis sie geköpft wurden. Ein Stümper schlug zu und hieb ein Stück Fleisch aus dem Nacken eines Bullen. Dieser lief brüllend davon. Der Schlächter hinterher, schlug wieder und wieder zu. Erst nach dem dritten Hieb konnte der Bulle nicht mehr laufen, weil der Mann endlich die Wirbelsäule durchtrennt hatte. Weitere Schnitte später war der Kopf ab. Super Arbeit! Könntest bei den Taliban oder der IS anfangen und Geiseln enthaupten.
Nach gut zwei Stunden auf der Mauer hatte ich genug von dem Blutbad. Der Boden war übersät von toten Büffeln. Die Soldaten auf der Mauer machten Handyvideos und Fotos. Auch für sie war das Spektakel spannend anzusehen.
Aus der Sicht eines Fotografens muss ich ehrlich sagen – in dem Moment – in dem man durch die Kamera sieht und abdrückt, denkt man nur an das Bild. Wenn man dann die Kamera bei Seite legt und die Panik der wenigen noch lebenden Tiere sieht, die chancenlos flüchtend über ihre toten Artgenossen stolpern, dann versteht man die Welt nicht mehr. Noch schlimmer war das Jungtier, das hinter seiner Mutter her trottete, bis diese vor ihm tot umfiel, weil einer der Schlächter neben ihnen herrennend, quasi im Vorbeigehen der Mutter den Kopf abgeschlagen hat. Das Junge ließen sie dann noch länger neben seiner toten Mutter stehen. Es soll ja das Feeling richtig aufsaugen können. Vielleicht macht das Adrenalin das Fleisch ja mürbe. Ich glaube aber nicht, dass sie einen gourmettechnischen Hintergedanken verfolgen.
Ich hatte genug! Runter von der Mauer, noch ein paar Bilder machen vom Festplatz und dem Gedränge und wieder retour. 10km durch Staub und Dreck. Von der Straße bogen wir gleich wieder ab auf die Felder und liefen dort dahin. Unterwegs bot sich mir wieder ein farbenfrohes Bild der Menschen und dort und da wurde eine Ziege geköpft. Auf einem Feld machte ich kurz Rast, trank ein Cola und wurde von einem indischen Fernsehteam interviewt. Wie ich das Fest sehe und wie ich mich fühle. Ich gab ihnen eine aus meiner Sicht ehrliche Antwort – dass auch bei uns Tiere geschlachtet werden – in einer humaneren Art und Weise du nicht auf Grund eines religiösen Wahns. So lange sie wenigstens das Fleisch verwerten, kann man es ja noch in Ansätzen verstehen. Die Art, wie die Tiere getötet werden ist aber schon fragwürdig. Wir dürfen uns aber auch nicht aufregen. Als unser Glaube noch viel mehr vom Aberglauben und religiösen Wahn bestimmt war, haben auch wir Hexen verbrannt und anderen Wahnsinn gemacht. Sie waren mit meiner Antwort nicht zufrieden. Sie wollten von mir – schrecklich, grausig, gehört verboten hören. Verboten – das wird nicht funktionieren. Die Menschenmassen sind zu groß, um etwas zu verbieten. Aufklärung und Bildung sind der Schlüssel dazu, das Fest zu ändern.
Sie schaffen es ja nicht einmal Latrinen für die Leute zu bauen. Händler breiten ihre Decken am Boden des Festgeländes aus und wollen dort ihren Kram verkaufen. Sie haben in dem Gedränge aber alle Hände voll zu tun die Leute daran zu hindern auf ihre Stände zu trampeln. Auf dem Weg selbst bin ich über unzählige Flipflops gestolpert. In dem Gewusel tritt man zu oft auf den Schuh des Vordermanns und schwupp hin ist das Ding. Zurück mussten wir wieder durch den Bach, den wir auch am Morgen durchquert hatten. Diesmal ging es über eine Behelfsbrücke, die unter der Last der Menschen bereits halb zusammen gebrochen war. Die Zehn Kilometer zurück waren schon eher nervig. Ging es nicht wirklich schneller voran als am Morgen. Wieder beim Auto fuhren wir zurück zum Hotel. Tika hat den Auftrag in den nächsten Tagen das Festivalkomitee anzurufen und ein paar Hintergrund Informationen einzuholen. So weiß ich bis jetzt erst, dass die Köpfe der Büffel hinter der Arena vergraben werden, was auch den Bagger, der vor der Mauer stand, erklärte. Zerteilt werden die Tiere in der Umgebung aber nicht am Schlachtplatz,
Nach einigen Tagen fangen die Überrest und das Blut an zu verfaulen und verbreiten einen erbärmlichen Gestank, der die Einheimischen noch gut und gern zwei Wochen lang verfolgt. Das Fleisch wird größten Teils nach Indien verkauft. Die Ziegen werden direkt von den Familien, die sie opferten, verwertet.
Im Hotel putzte ich mein Equipment. Einmal bin ich im Dreck ausgerutscht und die Sonnenblende ist bis zum Filter im Dreck gesteckt. Ja im Feldeinsatz fließt Blut.
Um 1630 ließ ich mich von meinen zwei Pappenheimern wieder abholen und wollte den Sonnenuntergang irgendwo in der Nähe des Waldes fotografieren. Wir landeten auf einem Feldweg der auch ein Grenzübergang zu Indien war. Witzig. Auf der einen Seite des Bachs standen die nepalesischen Soldaten, auf der anderen die Inder. Es war aber alles sehr relaxed.

Wenn man das Gadhimai Festival und die Fotografen und Presse dort sieht, versteht man warum M. Gandhi gesagt hat „I believe in equality for everyone, except reporters and photographers.“ Aber andererseits, wenn Niemand diesen Irrsinn fotografiert und publiziert, wird die Öffentlichkeit nie wachgerüttelt werden. Sogar beim Fest selbst, sehen nur ein paar Tausend von den Millionen Menschen, wie brutal die Büffel dort getötet werden. Ich bezweifle leider, dass diese Zuschauer auch das Leid sehen. Sie sind eher wie der Alte neben mir auf der Mauer geil drauf den nächsten Kopf rollen zu sehen.

Donnerstag, 27. November 2014

Tag 27 – 27.11.2014 – Blutige Einstimmung…

Samu der Fahrer und Tika standen Punkt 0745 vor dem Hotel. Alles verladen und los. Wir holperten durch ein paar alte Straßen Richtung Ringroad von Kathmandu und fuhren dann über die mir zur Genüge bekannten Straße Richtung Trisuli. Den Trisuli Highway sollten wir bis Mugling folgen und dort dann links Richtung Chitwan abbiegen. Zurück geht es einen kürzeren Weg – damit ich mehr von Nepal sehe. Mir ist es gleich, ich kenne die Ecke gut genug. Ist wie nach Wien fahren – also tippe ich die letzten Reiseberichte und nutze so die Fahrtzeit optimal aus.
Die Hügel um die Straße versinken recht bald in einer dichten Nebelschicht. Wir fahren rund 200 Meter unter der Nebeldecke. Ich werde heute mal die Doppelmayr Seilbahn zu einem Tempel rauf nehmen und mir das Ding endlich einmal ansehen. Jetzt war ich schon so oft da und habe es immer verabsäumt da rauf zu fahren. Ich erhoffe mir aus der Nebeldecke hinaus zu kommen und einen Blick über den Nebel zu haben. Schauen wir mal, dann sehen wir schon…
Bei der Seilbahn angekommen, jammert Tika rum, dass die Warteschlange viel zu lang sei – 2 Stunden mindestens. Alter du hast keine Ahnung, wie eine Umlaufgondelbahn funktioniert. Wenn du bei uns auf der Piste bei einem Lieft wegen der Leute zwei Stunden wartest, gibt es Mord und Totschlag. Also Ticket kaufen. Es wäre nicht Nepal, wenn der Tourist nicht ungleich mehr zahlen würde als der Einheimische. Jeder Nepali zahlt 575 Rupee. Ich durfte gleich mal 2500 zahlen. Sind 20€! Für eine Ziege zahlt man one way 220 Rupees. Runter kommt sie sowieso in einem Sack. Die Ziegen haben eigene offene Gondelkisten, die sicher nicht von Doppelmayr gefertigt wurden. Und wieder wäre es nicht Nepal, wenn man nicht als Tourist für diesen Wucherpreis den Direktzugang an der Warteschlange vorbei nehmen könnte. Ich hatte dabei nicht einmal ein schlechtes Gewissen, bei dem Preis muss man Vorrang haben.
Die Fahrt ging über ein kleines Dorf, das den Spitznamen NCell Village trägt. Alle Häuser sind violett in der NCell Farbe gestrichen und auf vielen der Dächer prangert das Firmenlogo. Auf gut halber Strecke durchbrachen wir die Nebeldecke. Es herrschte strahlender Sonnenschein. Vom Ausstieg gingen wir durch einen kleinen Ort zum Tempel. Es drängten sich die Leute und Tiere um den Tempel. Die Schlange zum Anstellen ging durch den ganzen Ort bis zum Helipad am Berggipfel – sicher 500 Meter weit. Tika meinte, dass wir uns da nicht anstellen. Ja da hatte er recht, denn wo es einen Eingang gibt, gibt es auch einen Ausgang und dort wartet normalerweise niemand – also rein aus Versehen beim Ausgang rein und der Fisch war geputzt. Hinter dem Tempel, fand ich dann auch den Opferplatz. Hinter einer Mauer stand auf marmornem Boden in einer riesigen Blutlacke ein Nepalese – barfuß – versteht sich. Im Blutgulli lag ein Ziegentorso, der noch etwas zuckte. Der Torso wurde von einer Familie in einen Sack gestopft und mitgenommen. Der Kopf verschwand irgendwo hinter dem Tempel. Das Blut spritzt teilweise auf ein Götzenbild und rinnt dann in einen Gulli durch ein Rohr irgendwo in die Botanik. Die nächste Familie kam mit einem Hahn. Der Schlächter packte diesen, legte seinen Hals auf einen Hackstock und trennte den Kopf mit einem gekonnten Hieb seines Gurkhamessers ab. Das Blut spritze und der Hahn landete flatternd im Gulli. Danach wurde er wieder im Transportkörbchen verpackt und ab ging’s in Großmutters Kochtopf.
Eine Ziege wurde herangezerrt. Pinkelte verängstigt ein letztes Mal auf die Stiege und landete auf dem Marmorboden. Der Schlächter stellte einen Fuß auf die Ziege, bog den Kopf nach hinten und durchtrennte mit einem sauberen Schnitt die Halsschlagadern und die Kehle. Ein Hieb folgte und der Kopf flog zur Seite. Die Ziege sah mit weit aufgerissenen Augen auf ihren Körper. Klar musste ihr dies Perspektive komisch vorkommen. Sie versuchte noch etwas zehn Sekunden lang zu mähen und bewegte dazu das Kiefer und die Lippen. Wild zuckend lag der Torso im Gulli. Auch dieser wurde danach wieder eingesackt und der Schlächter steckte das Blutgeld ein. Bei so viel Blut muss man auch mal die Hände putzen, da kommen einem Hindu die buddhistischen Gebetsfahnen, die makabererweise über seinen Schlachtplatz gespannt waren, sehr gelegen. Zwei Fahnen abgerissen und das Blut reingeschmiert. Jeder Buddhist wäre jetzt in Ohnmacht gefallen. Ein Büffel sollte auch geopfert werden. Dessen Enthauptung fand aber an einem anderen Platz statt. Wieder zurück zur Gondel und runter zum Auto. Wir fuhren über Mugling nach Hetauda. Tika wollte etwas Essen und ich sagte, dass ich Samosas haben will. Für den Fahrer, Tika und mich Samosas und eine Flasche Wasser – 190 Rupees. 1,7€ und gut war es auch noch!
Langsam wurde es dunkel und weder Tika noch der Fahrer hatten richtig Plan wo das Hotel ist. Also fragen wir doch mal Dr. Google und schon war es gefunden.
Die Frage: Purpose of Visit – beantwortete ich wahrheitsgemäß mit: Slaughter Animals…

Tag 26 – 26.11.2014 – Der Augenarzt…

Frühstück – A la Carte. Das hat vor und Nachteile. Es gibt eine riesen Auswahl aber man wartet fast 30 Minuten bis man das Frühstück bekommt. Dafür gibt es perfekten Illy Cappuccino. Morgen lass ich mir das Zeug aufs Zimmer kommen, da kann ich es gleich nach dem Aufstehen bestellen und verliere nicht sinnlos Zeit. Vor dem Hotel schnappte ich mir ein Taxi und fuhr nach Pashupatinath. Wieder musste man gewisse Bereiche der Stadt großräumig umfahren. Für die Einheimischen ist es echt eine Zumutung. Das geht sogar so weit, dass sie den Busbahnhof im Ratnapark geschlossen haben und alle Busse irgendwo auf der Straße nach Baktapur starten. Vom Ratnapark fahren die Busse in alle möglichen Destinationen Nepals ab. Das was die Regierung hier betreibt ist reine Kosmetik. Kathmandu ist aktuell ein Potemkin’sches Dorf. So eine sinnlose Spinnerei!
In Pashupati angekommen, sah ich mir zuerst die Straßen rund um den Hindutempel an. Dort findet man immer wieder interessante Gesichter. Leider sind es meist die Bettler und Alten, deren Gesichter am Interessantesten sind. Eine alte Frau – dem Aussehen nach zu urteilen über 80 Jahre alt kroch vor einem kleinen Schrein aus einer dicken Decke. Sie hatte vermutlich die Nacht hier im Freien verbracht. Aktuell hat es in der Nacht rund 6 Grad! Echt schlimm wie sie teilweise leben müssen.
Vor dem Eingang zu den Burning Ghats ist das Altersheim. Diesem statte ich jedes Mal mindestens einen Besuch ab, sind doch gerade hier die besten Gesichter der Stadt versammelt. Derzeit beherbergen sie 240 alte Leute, die keine Familie und keinen Besitz mehr haben. Die Leute kommen aus ganz Nepal. Kurz nach meiner Ankunft sollte eine nepalesische Familie Gaben, dies sie gespendet haben, an die Alten verteilen. Es gab Socken, kleine Handtücher, Instantnoodles und eine Packung Frootie (Fruchtsaft). Eine Glocke wurde geläutet und flink wie 100jährige Wiesel stellten sich alle in einer Reihe an. Ich musste es filmen. Teilweise hatten sie echt Spaß mit mir und führten sich auf, wie die kleinen Kinder. Nachdem sie die Gaben erhalten hatten, wurden die erst einmal in Sicherheit gebracht und dann einzeln angesehen. Eine Alte zupfte und zog an den gepunkteten Socken herum. Eine andere prüfte ob das Handtuch wohl flauschig sei und die nächste setzte sich gleich auf den Boden, um zitternd den Strohhalm in das Packerl zu stecken und dann genüsslich den Saft zu schlürfen.
Nach dem Heim kaufte ich für 1000Rupees – sind rund 8€ das Ticket und ging rein. Für nepalesiche Verhältnisse ist das echt teuer. Vor allem gilt das Ticket nur an einem Tag! Ich spielte mit den Sadhus, machte Bilder gab ihnen Bananen. Die waren aber schnell weg. Dann gab ich einem 50 Rupees – oder wollte sie ihm geben. No 100 und er stieß meine Hand weg. OK – dann eben Nichts! Er schimpft. Ein paar Nepali meinen 100Rupee. Ich sage sorry you are no holy man! You are not a real Baba. Er wird sauer. REAL BABA! No- Real Babas do not urge for money. They want some food or to talk with them – but they do not urge for anything. You do not accept the fifty and were urging for more money – you are not a real Baba you are a greedy bastard! Sprach‘s und ließ ihn sitzen!
Auf zu den Ghats. Heute ist Hochbetrieb. Auf der Seite der Normalos mit 8 Ghats brannten zumindest 4 Feuer und zwei neue Scheiterhaufen wurden gerichtet. Auf der Seite der Privilegierten gibt es zwei Ghats. Eines war belegt und dahinter lagen 5 weitere Leichen. Ich machte Zeitrafferaufnahmen und Langzeitbelichtungen mit Graufilter. Was man nicht alles macht, wenn man diese Sachen schon zu oft gesehen hat. Ein Chinese mit zwei Canons sprach mich an ob ich professional sei. Ja klar und fotografieren tue ich nur für National Geographic und die Vogue. Er versinkt fast in Ehrfurcht. LOL. Da wir aktuell die Ghats von der anderen Uferseite des Bagmatis aus fotografierten, erkläre ich ihm, dass er auch auf der anderen Seite direkt zu den Feuern gehen kann, weil er sich hier echt blöd anstellt und eigentlich gerne möchte, sich aber nicht traut. Drei Minuten später latscht er mir auf der anderen Seite durchs Bild. Ich gehe später auch auf die Seite und staune nicht schlecht. Nachdem ein Toter verbrannt wurde und das Ghat wieder gesäubert ist, streuen die Hinterbliebenen etwas Reis und Tagetesblüten auf die Steinplattform. Eine Kuh stand dort und fraß seelenruhig den Reis und die Tagetes. Auf der nächsten Plattform fraßen zwei Affen den Reis. Einer von den Beiden dürfte sich einen Schädelbruch zugezogen haben. Der Kopf war offen und der Knochen sah ziemlich beschädigt aus.
Weiter auf den Hügel des Tempels. Ich trank ein Cola light und warf dann die Dose auf die Müllhalde beim Affenspielplatz. Dort tummeln sich dutzende Affen und durchforsten den Müll oder toben über die sandigen, steilen Hügel. Als ich wieder zurück zu der Stelle kam, wo ich meine Dose deponiert hatte, sah ich, wie ein Affe sie gerade zerrissen hatte und sie zerkleinerte oder fraß so genau konnte ich das nicht feststellen.
Auf der anderen Seite des Hügels lief ich runter und machte mich zu Fuß auf den Weg nach Boudhanat zur großen Stupa. Kurz vor der Stupa war ein Optiker und ich fragte, ob sie auch die Augen prüfen. Yes everyday after 16:30. OK – 400 Rupees und in eine Liste eintragen. 3 Euro Fünfzig für den Check, das kann ich riskieren. Bezahlt, meine Telefonnummer hinterlassen, gehe ich um 1500 verspätet Mittagessen zu einem der Rooftop Restaurants in Boudha. Ich bekomme gerade meinen Salat, da klingelt das Telefon. Can you come in 20 Minutes. OK I will come in 30. Aß fertig, machte noch ein paar Bilder und ging wieder zum Optiker. Gespannt wie ein kleines Kind war ich neugierig, was jetzt kommen sollte. Ich betrat einen Raum hinter dem Verkaufsraum. Der war nicht schlechter ausgestattet, als ein Augenarzt bei uns. Zuerst alles durchmessen, dann eine Testbrille erstellen und jedes Auge testen – perfekt! Meine Kurzsichtigkeit hatte sich etwas verbessert, was erklärt, warum ich mit meinen Brillen nicht mehr perfekt sehe. Jetzt noch eine Brille aussuchen – sind echt unverschämt billig.
Nach dem Optiker ging ich noch kurz zur Stupa, kaufte mir in einem Geschäft eine Kiste Cola light, ist hier um 50% billiger als in Thamel und nehme ein Taxi zum Hotel. 400 Rupees – ist der Einheimischen Preis – verlangt der Taxler. Er ist so dick, dass er kaum hinters Lenkrad passt. Am Sitz hinter ihm würde sich sogar eine japanische Geisha ihre Füße einklemmen, so weit hinten ist der. Er weiß nicht wo das Hotel ist. Ich sage ihm an, wie er fahren muss. Na gut, dass ich mich in Kathmandu jetzt echt schon sehr gut auskenne.

In der Stadt treffe ich mich mit Tika – einem alten Freund, der eine Reiseagentur leitet. Er organisiert mir den Trip zum Gadhimai Festival und ist selber so neugierig, dass er mit kommt. Wird ein lustiger Roadtrip in den Süden von Nepal.

Tag 25 – 25.11.2014 – Auf nach Kathmandu…

Der Repräsentant der lokalen Reiseagentur machte sich heute alle Ehre und glänzte durch Abwesenheit. So musste ich den Checkin alleine meistern. Problematisch aber nicht unlösbar ist, dass Travellogy meine Tickets auf Mandle gebucht hat und hier immer wieder unnötige Fragereien entstehen. Beim Checkin stand eine ältere Inderin, wie Nandi in der Schlachtbank hinter mir und quetschte sich schleichend an mir vorbei. Als sie auf Augenhöhe war sah ich sie an, und zeigte auf das Ende der Schlange hinter mir. Sie verstand und stellte sich wieder hinter mir an. Nandi wurde ungeduldig. Als ich das dritte Mal ihren Gepäckwagen gegen die Achillessehne bekam. Hob ich das Bein und stieß den Wagen zurück. Rums – das hat gesessen. Ich sah sie noch sehr böse an – da meinte sie noch eingeschüchterter – Sorry. Checkin erledigt – auf zur Sicherheitskontrolle. Ich durfte meinen Fotorucksack komplett zerlegen. Raus – und zwar alles! Vier Kisten waren voll. Nach dem Röntgen bekam ich alles wieder und durfte wieder einräumen – mit System. Dauert ja nur fast 10 Minuten bis die letzte Speicherkarte und auch die Pocketwizards verstaut sind. Ich beeilte mich genau nicht, blockierte ich doch mehr oder weniger den kompletten Bereich. Ordnung muss sein und greif nicht meine Blitze an!
Der Flug verlief unspektakulär. Wir sahen zwar den Himalaya, ich habe ihn aber schon zu oft gesehen, sodass es aus dem Flugzeug nur Berge sind. In Kathmandu gelandet gab es schon die erste Neuerung. Man durfte nicht mehr von der Maschine zum Flughafengebäude gehen, man wurde die 100 Meter mit dem Bus gefahren. Sehr zum Vorteil, denn das brachte mir die Poleposition beim Sturm auf die Visaformulare ein. Schnell eines geschnappt, ausgefüllt und zum Schalter – Your first Time Nepal? Nein ich zähl nicht mehr, alle Ankünfte in Nepal gezählt sinds irgendwo zwischen 12 und 15 Mal. 22€bezahlt, Visum abgestempelt, runter zur Gepäckausgabe. Meine Tasche kam als zweite – perfekt die Signalfarbe Gelb hat doch was. Raus aus dem Flughafen. Taxi! Nein – gibt es nur mehr Prepaid. Also wieder rein – 700Rupees zahlen. Fragen seit wann das so ist. It is better – ist die Antwort. Sicher klar! You are taking commission. No commission ist die Antwort. Genau. Normal zahlt man 500 Rupes, die verlangen 700. Raus gibt er mir 1x 100 und 2x50. Als ich ihn frage was das solle meint er change! Ich knalle das Geld auf den Counter und frage: Are you completely nuts or only damn stuipid? Give me 300 hundret Rupees! NOW! Ohne Regung gibt er mir den fehlenden Hunderter. So was nervt! Der Taxler kann einigermaßen Englisch und erklärt mir, dass sie das System, seit zwei Monaten haben. Der ganze Flughafen und auch der Parkbereich wirkt viel aufgeräumter. Die Straße in die Stadt sollte aber echt eine Überraschung werden. Voriges Jahr war das eine staubige Rumpelpiste, die sie komplett um eine halbe Hausreihe verbreitern wollten. Die Häuser waren halb abgerissen, die Straße hatte keinen Asphalt mehr. Jetzt ist alles fertig. Wunderbare mehrspurige Straße, die Häuser sind echt sauber. Wow! Am Durbarmarg der Haupteinkaufsstraße sollte ich feststellen warum alles so anders ist und auch keine Tuktuks und viel weniger Autos und Motorräder zu sehen sind. Das SAARC Meeting von 10 Asiatischen Staaten findet aktuell in Kathmandu statt. Daher sind Straßen gesperrt, Tuktuks verboten. Autos und Motorräder dürfen nur nach Nummern fahren – einen Tag die ungeraden, dann die geraden. Außer es ist ein Touristenfahrzeug mit grüner Plakette. Das ist reine Heuchelei. Auf dem Weg zum Hotel kommen wir durch Thamel, dem Touristenbezirk, der normalerweise unter der Last des Verkehrs fast zusammen bricht. Voriges Jahr musste man beim Verlassen eines Geschäfts aufpassen, dass man nicht von einem Tuktuk oder Bike niedergeschoben wurde. Ich ging immer Stativ voran aus den Läden. Wenn einer in mein Stativ knallt – Pech gehabt. Jetzt ist es fast zu still. Man kann sich frei bewegen, nur ein paar Fahrradrikschas und wenige Autos oder Motorräder sind zu sehen.
Das Hotel ist echt super. Spitze eingerichtete Zimmer mit allen Annehmlichkeiten, die man braucht. Kein Vergleich zum in die Jahre gekommen Kathmandu Guesthouse. Die besten Zimmer kosten hier um 50% weniger als im KGH. Die Spinner haben vom letzten Jahr auf heuer den Preis um 50% angehoben und das liegt nicht am SAARC Gipfel. So und bei der Qualität des Frühstücks, die es im KGH gibt, können sie echt einpacken. Ich werde sie sicher besuchen und ihnen erklären warum ich nicht mehr bei ihnen bin. Den Manager kenn ich ja recht gut.
Das KGH hat Zimmer aller Kategorien – vom 4$ Dormitory (Schlafraum) über 10$ mit Gemeinschaftsdusche am Gang, dann Dusche im Zimmer über AC Room um rund 40USD zum Deluxe Room im New Wing um 125€! Voriges Jahr 85USD! Also fast doppelt so viel! Das ist genau das Problem des KGHs, da es nur ein Frühstücksbuffet gibt, isst der vier Dollar Touri um 2USD das Gleiche wie der 125 Euro Touri. So geht das nicht. Ich kann es echt keinem mehr empfehlen. Nicht einmal seine Lage macht es zu etwas Besonderen. Das Royal Penguin Spa liegt genau gleich gut!
Ich bringe meine Wäsche in die Wäscherei. Der Heini dort wiegt sie und schreit 700 Rupees. 700 für 6kg? Ok 600. Ich sage: give me the bag! Er Why? Ich: The normal rate is 50per kg. I do not want to talk to a cheeter like you. Give me the bag. Ok 300. Ich no. I do not like you. Give me the bag. 250OK? Na geht doch. Unverschämtheit gehört bestraft. Deswegen mag ich dich aber trotzdem nicht mehr!
Jetzt noch zum Ncell Hauptquartier auf dem Durbarmarg meine alte Simkarte wieder aktivieren. Auf dem Weg dorthin war die Straße gesperrt – weil die SAARC Leader, unter ihnen der König von Bhutan, gleich vorbei fahren werden. Kein Auto kam. Nichts. Der König von Bhutan ist ungefähr so wichtig wie der Bürgermeister von Klagenfurt. Mit dem Unterschied, dass der asiatische EntScheider vermutlich lesen und schreiben kann. Mir war das zu blöd. Ich ging einfach über die Straße. Ein nepalesischer Soldat pfiff. Ich ignorierte ihn. Der nächst schrie irgendetwas auf Nepali und fuchtelte wild herum. Jetzt machte ich die gleichen Gesten mitten auf der 4 spurigen Straße (nach Nepali Norm 6 spurig) und schrie ähnliche Laute, wie der Soldat, ging weiter und betrat den Laden. Ich sollte meine Karte nicht mehr aktivieren können aber recht leicht eine neue bekommen. Man braucht nur seinen Pass, ein Foto und die Fingerabdrücke der Daumen. Ich gab den Linken in das rechte Feld und den Rechten in das Linke. Da war der Heini auch schuld weil ich zuerst den Rechten in das Kissen drückte und er auf das linke Feld zeigte. Mir egal. SIM Karte rein und los.

Abendessen im Roadhouse Coffee – endlich eine Holzofen Pizza wie sie sein soll! Man kann in Kathmandu alles essen und bekommt auch wirklich gutes Essen – außer Nepali. Die Küche ist echt zum Schmeißen. Linsen und Reis… und ein paar Currys. Nichts gegen Indien!

Montag, 24. November 2014

Tag 24 – 24.11.2014 – Der ganz normale Wahnsinn...

Heute startete ich mit einem Tuktuk zur Moschee am Ganges oder besser gesagt, ich wollte dorthin fahren. Prinzipiell schreit jeder sofort, dass er weiß wohin du willst und schon oft dort war, selbst wenn du sagen würdest, du willst nach Seigbichl bei Moosburg. Wissen tun sie in Wirklichkeit nichts. Der Todel brachte mich natürlich nur zum Hauptghat. Egal. Ich nahm mir dann noch eine Rikscha, was sich als fast noch größerer Fehler herausstellen sollte. Superspeed schrie der Padalero, trat wie ein Wahnsinniger in die Pedale und fuhr in einem halsbrecherischen Zickzack Kurs zwischen Fußgägnern, Motorrädern, Tuktuks und anderen Rikschas durch. Prinzipiell machte es ihm Spaß auf den anderen zu zu fahren und im letzten Moment einen Haken zu schlagen. Dabei lehnte er sich noch in die Kurven. Ich sagt Stop Superspeed – I want SAVE Speed. Gott sei Dank waren wir dann da – wo ich nicht hin wollte. Direkt beim Hauptghat. Mit motorisierten mehrspurigen Fahrzeugen, muss man rund 500 Meter weiter draußen stehen bleiben. Ich regte mich gar nicht mehr auf und gab dem Trottel die zwanzig Rupees, die wir ausgemacht hatten. Als er ein Bakschisch wollte, wurde ich sauer und zeigte auf die Kirche vor der wir standen. This is not a Mosque! So you did not brought me to the place you have. Why should I tip you? – Tip – no tip? - Nei yello! Und zwar SCHNELL!
Ich kaufte mir ein Coke Zero und hatte wieder genug 10 Rupee Scheine in der Tasche, glaubte ich halt. Keine 200 Meter weiter, waren alle an Bettler und Sadhus verteilt. Wenigstens hatte ich so gute Fotos bekommen. Mittlerweile bin ich so weit, dass ich die Heinis so aufstelle, wie ich es haben will. Dreh dich um, schau in die Sonne. Ich will dich nicht gegen das Licht fotografieren. Ja für Geld tun sie alles. Bei den Bettlern muss man echt ein dickes Fell haben, so verstümmelt und zugerichtet sind sie oft. Sie haben offene Wunden, es fehlen ihnen Gliedmaßen, sie sind verstümmelt und haben Verwachsungen. Arme Schweine. Wie schlimm es doch enden kann, wenn man auf der falschen Seite des Zaunes zur Welt gekommen ist.
Immer wieder quatschen mich Leute an – Where are you from? Where do you want to go to? Das sind die zwei Standardfragen, die sie am liebsten in einer verschmelzen würden, um noch schneller ans Ziel zu kommen, mir ihre Dienste anzubieten. Wenn man nur in Ruhe fotografieren will, nervt das. Es nervt sehr. Der nächste, der auf mich zustürzt, bekommt sein Fett ab. Ich packe ihn bei den Schultern, bevor er was sagen kann schreie ich: Where are you from? What do you want? Where do you go to? – er schaut verdattert drein – Why do you look so stupid? Why are you so ugly? Er stottert – ich mache ihn nach Uhh ahhh – why can’t you speak? Why don’t you talk to me? Sein stottern wird schlimmer? Are you the street idiot? Seine Kollegen lachen schon. Er ist fertig mit der Welt. Ich gebe ihm einen Klaps auf den Hinterkopf und meine Pfeife – gehe weiter und habe den Rest der Straße Ruhe. Der ist für lange Zeit der Depp der Straße.
Beim letzten Obsthändler kaufte ich noch schnell einen Haufen Bananen. Endlich war ich beim Ganges. Ich ging in Richtung Mosche und fotografierte haufenweise Babas. Jeder bekam dafür zwei Bananen und sah blöd aus der Wäsche. You do not take them? You are not real Sadhu. You are no holy man! – die echten Asketen wollen kein Geld, sondern Essen. Also war diese Methode echt super. Jetzt waren sie schön in der Zwickmühle – zugeben, dass sie nur Poser waren, die Kohle wollten oder doch den Schein wahren und auf heiligen Mann machen. Geht doch – und schon sagten sie Thank you zu den zwei Bananen. Na wartet – euch werde ich schon noch die Wadel Richtung Ganges richten. Kurz vor der Moschee kam mir dann wieder ein Baba entgegen. Ich hatte langsam genug von ihnen und meinte auf seine Frage – Photo – you take my picture? Ah – you are not special, obwohl er echt lange Rasterlocken hatte. Er sah mich ungläubig an. 100 Rupees – schrie er. Ich schüttelte den Kopf und ging weiter. Er lief mir nach und mit jedem mal wurde der Preis kleiner. Bei 20 Rupees angekommen, drehte ich mich um und meinte – 100 if you take a bath in the Ganges. Er meinte NO! – Ok 1000. Ich meinte No und ging. Wieder purzelten die Preise. Diesmal lief er aber Richtung Wasser und stand bei 100 schon Knie tief im Schlamm. Nein, da sind mir zu viele Boote und es ist gegen die Sonne. Vielleicht am Nachmittag. Sagte es und ließ ihn stehen. – Ach ja – ich bin aus Australien und fresse Kängurus. In Indien gibt es ja keine, da muss ich halt auf Gurus umsteigen, davon habt ihr ja recht viele. So bringe ich wenigstens Österreich nicht in Verruf, sondern nur die Aussies.
Endlich bei der Moschee angelangt, saß, wie könnte es anders sein, ein Hindubaba vor dem islamischen Heiligtum. 1000 Rupees schrie er von weitem. What for? War meine Antwort – for a picture – meinte er. Ich sagte, sorry, so billig bin ich nicht. Du kannst mich für einen Tag um 10.000€ buchen. Da kriegst du dann auch vorher Hairstyling, Bad, Makeup und die Fingernägel werden wir dir auch noch kürzen. Dann gehst als Liebling aller indischen Schwiegermütter durch, so wirst du aussehen. Er verstand nur mehr Bahnhof und ich machte meine Fotos, ging in die Moschee und dann wieder zu den Ghats. Neben einem richtigen Baba quatschte mich ein Inder mit leiser Stimme an – Ganja, Hash, Opium? Ich fragte sehr laut: What, I can’t hear you! Er wurde lauter, war aber noch immer viel zu leise. Das Spiel trieb ich, bis er sehr laut war und dann meinte ich: Hash is for little children. All I need is speed, cocain or heroin – Der Sadhu bog sich vor Lachen und meinte: Hash is for children. Ich setzte mich zu ihm und wir unterhielten uns recht lange. Er findet es auch schlecht, wohin sich Varanasi und vor allem Pushkar entwickeln.
Bei den Bruning Ghats wollten mir wieder diverse Schlepper eine Permission for photography – yes documentation – beschaffen. 20 Rupees pro Foto. Wie willst du die Klicks bei der D4s zählen? 11 Bilder in der Sekunde?!?! Genau! Und ich will die nicht fotografieren. Danke es reicht mir die Wasserleiche von gestern. Irgendwie würden wir es ja auch komisch finden, wenn bei uns ein Tourist auf einem Friedhof ein Begräbnis fotografieren würde. Beim Chaihändler des Todes, wollte ich einen Chai haben. 5 Rupees – er kann nicht auf 100 rausgeben und ich hab es nicht kleiner – da sagt ein netter Inder – sit down und schon habe ich einen Tee in der Hand. Ich trinke ihn und unterhalte mich mit ihm. Er will wissen, wo er meine Bilder sehen kann und wie ich auf Facebook heiße. Ich zeige es ihm und schon habe ich einen Facebookfreund in Varanasi, der auch eifrig die Bilder kommentiert. Netter Kerl, um die 50zig Jahre alt.
Um 1200 traf ich mich mit Varun beim Hauptghat. Wir fuhren mit dem Auto zur größten Uni von Varanasi und sahen uns dort einen Tempel an. Vor dem Tempel war eine WC Anlage, für deren Benutzung man 2 Rupees zahlen musste. Ich gab der Tante 10 und wartete auf mein Wechselgeld. Sie reagierte nicht. Varun meinte, er kläre das. Als ich aus dem Pisswagen – anders kann man das Ding nicht nennen – wieder raus kam, meinte Varun, sie gebe ihm kein Wechselgeld. Ich fragte – All are paying 2 Rupees – er sagte Yes! Ich ging zu ihr: As Rupees! Was 8 Rupees heißt und hielt ihr die Hand for die Nase. Sie reagierte nicht. Ich schrie sie an: give me my 8 Rupees back: Sie griff in ihre Kasse und gab mir fluchend den Zehner zurück. Ich hasse es, wenn man mich verarschen will. Hätte sie gesagt, pay what you want hätte sie ihn bekommen – so aber nicht. Ich wollte auch nicht meine 10, sondern die 8 Wechselgeld zurück. Und: Stop cursing – or I get angry. Still war sie.
Varun lachte. Was war daran so schwierig, das Wechselgeld wieder zu bekommen? Als Inder solltest du das schon leichter schaffen! Den Tempel bei der Uni besichtigt- weiter zur Map of India – einer 3D Landkarte vom Indischen Subkontinent bis weit nach China hinein. Ja nett – aber so der Bringer ist das nicht.
Ich verabschiede mich von Varun und lasse mich von Sahel in der Stadt beim Hauptghat abliefern. Da ich wieder Kleingeld brauche, kaufe ich um 10Rupees ein Packerl Butterkekse. Die sollte später eine Hundemama mit ihren Welpen bekommen. Alle fressen gierig und scheinen froh zu sein, endlich mal nicht aus dem Müll was zu suchen müssen.
Wieder fotografiere ich Sadhus, Bettler und andere schräge Gestalten, laufe dann die Stiegen hoch zurück in die Stadt und gehe durch ein paar alte schmale Gassen. Dort kaufe ich mir ein süßes Brot, beiße zweimal ab und sehe wieder eine andere Hündin vor mir sitzen und mich bettelnd ansehen. Na da hast das Ding. Ganz zart nimmt sie es mit ihren Zähnen und frisst dann bedächtig das Brot auf.
Ich gehe wieder zurück zum Ganges und stehe mitten auf dem zweiten burning Ghat. Do you want Massage? Fragt mich einer neben einem brennenden Scheiterhaufen. Und ihr wollt haben, dass man vor Euch und irgendetwas bei Euch Respekt hat? Yes here und zeige auf eines der Verbrennungsghats. No not possible – ach wieso denn nicht? Hast du jetzt etwas Skrupel?
Ich gehe zurück zu meinem Lieblignsghat und schaue zu, wie ein Bauer seinen Büffel badet. Ja Varanasi ist ein Dorf mit 3 Millionen Einwohnern.
Zum Barbier, rasieren, bei einer Garküche ein paar südindische Spezialitäten essen und mit einem Tuktuk heim fahren. Das Essen ist bei den Garküchen besser als in jedem Restaurant. Kostenpunkt: 40 Rupees für die Rasur – sind 15 zu viel – ist mir aber egal. Essen: 40 Rupees – typischer Preis für Einheimische auch und 16 Rupees für zwei Süßbrote. Wenn man will, kann man hier echt billig leben.


Sonntag, 23. November 2014

Tag 23 – 23.11.2014 – Und ewig brennen die Feuer – oder zwischen Wasserleichen und nervenden Indern…

Varanasi – die heilige Stadt am Ganges oder wie die Hindus sage – die ewige Stadt. Varanasi ist ein Ort zwischen religösem Wahnsinn und genialer Schönheit durch ihre Lage zwischen Varuna, Asi und Ganges. Kashi war eigentlich der Alte Name der Stadt. Später wurde er zu Varanasi und die Briten machten daraus Benares. Ich bleibe bei der Indischen Version. Um 0545 ging es mit dem Taxi zum Hauptghat – von dort sollte ich ein Boot besteigen und den Sonnenaufgang am Ganges ansehen. Da hat Varun aber die Rechnung ohne mich gemacht. Der Sonnenaufgang wird von einem der Ghats aus angesehen und mit Stativ fotografiert – dann können wir vielleicht ein Boot besteigen. Gesagt getan machte ich einige coole Fotos und sah dem bunten Treiben am Morgen zu. Unzählige Menschen wuschen sich bei doch nicht so freundlichen Temperaturen in der Gangeskloake. Dass sie dieses Wasser auch als Trinkwasser verwenden ist schon recht heftig. Ein Europäer würde bei dessen Konsum sicher Ebola, Cholera und die Vogelgrippe in Kombination mit der Pest bekommen. Ein Priester führte wieder irgendwelche Rituale mit einem Kerzenleuchter durch. Einigen Männern wurde der Kopf rasiert. Es wird einem hier nie fad. Endlich aus Varuns sicht bestieg der depperte Europäer den Kahn. Ein Indisches Znierchterl musste in die Riemen. Ruder du Schlaffi. Ich will heute noch bei den Leichenverbrennungen ankommen. Leg dich ins Zeug, sonst hole ich meine Bullenpeitschen App heraus und mach dir virtuellen Dampf unter deinem realen A..
Varun meinte zu mir ich solle mich umdrehen und zu einem vertauten Boot schauen. Ich war zu sehr mit den Dhobi Brüdern – den Männern, die am Flussufer die Wäsche waschen, beschäftigt, als dass ich es selbst gesehen hätte. Hinter dem Boot hatte sich eine aufgedunsene Wasserleiche in den Tauen verfangen. Der Körper sah heftig aus. Hindus werden nach dem Tod prinzipiell verbrannt, außer sie starben durch einen Schlangenbiss oder waren Mörder. Verrückt oder auch abartig ist, dass keine zwanzig Meter entfernt von der aufgeblähten Leiche die Wäsche gewaschen wird oder auch Menschen im Ganges Baden. Ich bringe meine Wäsche heute nicht zum Laundry Service. Die werden meine Unterhosen nicht neben einer Wasserleiche waschen!
Beim kleineren Ghat wird man beim Fotografieren nicht angeblökt. Für mich sind diese Dinge aber nichts Neues mehr und habe ihren Reiz verloren. Es ist ein zu normales Ritual und gehört zum Indischen Leben einfach dazu.
Der Bootsheini wendete den Kahn und ruderte zum anderen Ghat. Dort brennen Tag ein Tag aus die Feuer. Rund 150 Leichen werden am Tag verbrannt. Im Schnitt braucht man für drei Leichen einen Baum. Also kann man eigentlich auch Varanasi für die Abholzung der Wälder verantwortlich machen. 300-500 kg Holz pro Leiche – le nachdem wie Fett die Person war – meinte Varun. Na ja – Fett sollte eigentlich gut brennen. Vielleicht steht das Gewicht auch in reziproker Relation zum Holzverbrauch. Da ich aber nicht zu den Ghats darf, kann ich diese Studie auch nicht durchführen. Mir ist auch nicht wirklich danach, kommen wir gerade an einer Wand vorbei an der Bilder von Toten hängen. Nicht die Bilder vom Totenbett, sondern nach dem letzten Ritual am Gangesufer. Da wird ihnen der Mund geöffnet und mit Gangeswasser gewaschen. Die Fotos sehen nicht gut aus.  Ich frage was das solle. Varun meinte: Advertisement! – Werbung?! Wofür??? – 10 Meter weiter weiß ich es – es ist ein Fotostudio an dessen Tür noch viel mehr dieser Abscheulichkeiten kleben. Es macht Werbung für die letzten Fotos, weil Selfies können sie ja keine mehr machen. Nein das finde ich echt abartig. Varun meint, dass sich Inder so an ihre Verblichenen erinnern wollen. Ich mach euch gerne ein GoPro Video von der Verbrennung und ein Closeup vom Schädel, wenn der durch die Hitze aufplatzt. Ihr seid echt wahnsinnig. Weiter ging es durch schmale Gassen zum goldenen Tempel. Der Hindutempel liegt genau neben einer Moschee. Die Moschee ist für Hindus schon seit je her ein Stein des Anstoßes. Sie wurde vor einigen Jahrhunderten auf den Resten eines Hindutempels errichtet. Diese Tatsache trägt nicht gerade zur Verständigung der beiden Religionsgruppen bei. Beide Bereiche werden streng vom Militär überwacht. Vielleicht auch, weil hier in der Nähe vor vier Jahren auch eine Bombe explodiert ist. Ich komme um eine Ecke und fünf schwer bewaffnete Soldaten in Kugelsicheren Westen stehen da – ich mache ein Foto und frage sie, ob wir nun Pakistan betreten und das die Whaga Border sei? (Grenzübergang zwischen Lahore und Amritsar). Wirklich Lachen können sie über meinen Gassenhauer nicht.
Vor dem goldenen Tempel muss ich alles Metal, jegliche Elektronik und der gleichen abgeben. Ja das Pfefferspray ruft auch allergische Reaktionen beim Wachpersonal hervor. Schlussendlich darf ich rein und mir von außen, wie alle anderen Nichthindus auch. Das Tempeldach ansehen – na super. Das in Kathmandu sieht besser aus.
Want to buy Postcard? Singing Bowl? Hash?? Tönt es mir draußen wieder in die Ohren. Hash? Warte ich kenn da jemand von der Whaga Border – genau genommen fünfe – die stehen darauf. Der Delaer will nicht mitkommen…  
Auf dem Weg zum Auto sehe ich noch Schüsseln mit gelbem Schaum. Das sei ein Frühstück aus Milchschaum mit Kardamon, Pinien und anderen Gewürzen. Es wird sofort probiert. Varun schüttelt ungläubig den Kopf und meint ich sei verrückt, dass ich wie sie, von den Straßenküchen esse. Warum nicht? Was euch nicht umbringt, macht mich nur härter.
Frühstück, Bilder runter laden und um 1000 los Richtung Sarnath. Hier hatte Buddha seine erste Lehre gegeben. Es ist ein uralter Buddhistischer Tempelkomplex, der während der Moguln Zeit in Vergessenheit geraten ist und erst später wieder entdeckt wurde. Mittlerweilen ist er einer der vier heiligsten Orte der Buddhisten. Laut Varun liegt auch Lumbini, der Geburtsort von Sidharta in Indien. Die Nepalesen werden da was dagegen haben. Was soll es. Sehenswert ist nur die Spitze der Ashoka Säule in Museum. König Ashoka war der bedeutendste König Indiens. Er lebte vor rund 2500 Jahren und war verantwortlich, dass sich der Buddhismus verbreitete. Die Säule zieren vier Löwen. Genau dieses Bild ist auch auf der Indischen Flagge zu sehen.
Im Tempel machte ich Fotos und wurde von einer Inderin angesprochen. Wie es sich herausstellte kam sie mit einer großen Gruppe von einem Dorf aus dem Auenland – sie mussten dazu die Ebenen von Mordor durchqueren und nahmen einige Strapazen auf sich den Tempel zu besuchen und jetzt wollen sie Andenkenfotos und wollen wissen, was die bei mir kosten? Gibt es im Auenland E-Mail? Nö… Post? Nö… ja dann bin ich der Falsche. Sie hatten trotzdem eine Freude, dass ich sie fotografierte, fanden aber auch noch einen indischen Profiknipser.
Beim Tempel viel mir noch auf, dass die Händler dauernd zur Stupa liefen und die Lotusblüten einsammelten. Reselling meinte Varun. Die Schweinepriester verkaufen Blumen, um sie kurz nachdem sie die Käufer bei der Stupa zu Ehren Buddhas abgelegt haben, wieder einzusammeln. Ein Mönch ignorierte das Schild auf dem Stand, man dürfe kein Blattgold auf die Mauer reiben und verewigte sich mit ein paar Briefchen Blattgold.
Kurz danach saßen ein paar Bettlerinnen hinterm Zaun. Im Großen und Ganzen ist der Ort OK aber kein must See. Von dort fuhren wir weiter nach Ramnagar – hier soll es ein Fort und ein Museum geben. Auf dem Weg dorthin kamen wir an einem Markt vorbei. Stopp! Anhalten! Fotos! Und los… Ich machte keine drei Bilder schon war ich mitten im Geschehen. Jeder wollte wieder fotografiert werden. Es brach eine Challenge aus, wen ich fotografiere und wen nicht. Manchmal können sie auf eine witzige Art und weiße nett sein.
Kurz nach dem Markt kamen wir zu einer Brücke über den Varuna und daneben war gleich eine große Müllhalde. Vermutlich warten sie auf das nächste Hochwasser, das den Dreck dann ins Meer transportiert. In Ramnagar angekommen, trafen wir auf eine Filmcrew aus Bollywood, die hier drehten. Irgendein wichtiger Bollywoodstar lief mir auch in die Arme. Sah aus wie ein italienischer Zuhälter. Hemd weit offen, Sonnenbrille, lange schmierige Haare und Dreitagesbart. Is this Mr Playmobile fragte ich Varun – yes he is ?!? Singh a famous Bollywood actor. Na schön ich fotografiere lieber den runzligen Alten hinter dir. Irgendwie stoppte er kurz, da er dachte ich wolle ihn fotografieren und war dann irritiert, dass ich ihn komplett ignorierte. Oje… armer schwarzer Kater.
Das Museum ist zum Schmeißen. Eigentlich ein Beispiel dafür wie man es nicht machen sollte. Alle Exponate verstauben in ihren Schaukästen, werden nicht gepflegt und sind in einem erbärmlichen Zustand. Die Autosammlung schaut aus wie der Schrottplatz vom Aixner in Klagenfurt. Am interessantesten sind noch die Fließen mit den Götzenbildern, die sie in den Ecken angebracht haben. An den Wänden hängen nämlich: Do not spit! Schilder. Die Bilder sollen die Hindus abhalten, ihren Beetelkau in die Ecken zu spucken. Was die Hindus abhält ist aber die beste Zielscheibe für die Moslems. So ist es kein Wunder, dass die Ecken und die Bilder vollgespuckt sind und überall dunkelroter Schmodder an der Wand klebt. Ihr seid echt kleinkarierte Idioten. Ab zum Hotel meinen Rucksack deponieren und dann soll mich Sahel in die Stadt bringen. Ich will mir noch etwas die Ghats ansehen. Gesagt getan, fahren wir los. Ich verlasse wenig später das Auto und gehe Richtung Ganges. Jeder Heini fragt mich von wo ich komme. Ich lebe in Delhi und kenne Varanasi schon gut. You are Indian? Ja ich bin Indianer – Hau ich haben gesprochen!
Ich fotografiere einen Sadhu da kommt schon wieder irgendein Möchtegern daher gestürmt und schreit 100Dolla. Alter jetzt reicht‘s. Ich schieße auf ihn zu und beuge mich auf 10 Zentimeter zu ihm. Schau ihm in die Augen und frage ihn barsch: What are you asking me? Who are you to talk to me? – Er bricht sofort ein und meint Sorry. No you are not Sorry. Sorry is in Punjab now! At a wedding. Der Möchtegern möchte jetzt gerne weit weg sein und verpisst sich.
Ich kann nun in Ruhe weiter meine Sadhus fotografieren und werfe ihnen immer brav 10 Rupees ins Körbchen. Mehr gibt es nicht.
Kurz vor dem Fluss sitzen die Bettler wieder Spalier. Ich gehe das Ufer entlang, treffe einige Sadhus und zwei Schlangenbeschwörer mit schönen Kobras. Dann gehe ich noch bootfahren mit einem Jungen. Er legt sich mächtig ins Zeug und entdeckt beim Zurückfahren zwei Schnüre von Drachen, die die Kinder vom Ufer aus steigen lassen und die teilweise bis zum anderen Ufer des Ganges kommen. Beim aktuellen Wasserstand sind das immerhin rund 500 Meter! Der Kleine fragt ob er sie holen dürfe. Klar. Das ist jetzt so ein Moment, wo er wieder ganz Kind sein kann und die Arbeit und das harte Leben um sich vergisst. Mit einer Hingabe zieht er an den Schnüren und holt mit einer kindlichen Freude den ersten Drachen ein. Den zweiten bindet er am Boot fest und zieht ihn hinterher. Immer wieder zupft er zwischendurch an der Leine, damit der Drache wieder schön steigt.
Wieder am Ufer, kaufe ich noch ein paar Samosas und nehme ein Tuktuk zum Hotel 150 ist der Lokalpreis meinte zuvor Varun. 300 will der Rauschebart-Taliban haben. Nein 150. Wir einigen uns auf 200. Er fährt wie ein Irrer los. Einer Fahrradrikscha vor uns fährt er dreimal hinten rein, bis sie endlich ausweicht. Kurz vor dem Hotel meint er, er könne nicht in die Straße fahren, weil eine Polizei Sperre sei. Ich meine No – Hotel. Er fährt um den Block und probiert es in der anderen Richtung. Ich bin mir nicht sicher ob es die richtige Straße ist und meine Hotel! – Er no Police. Ich steige aus und gebe ihm 150 Rupee – Not at Hotel! Er ist sauer – ich aber auch. Nun laufe ich los und komme tatsächlich 5 Minuten später beim Hotel an – zuvor überholte ich noch eine christliche Prozession samt Monstranz. Ohm Mani Padme Hum. Na super.
Bilder runter laden, duschen und so weiter. Windows überlistet mich. Ich verschiebe rund 600 Bilder von einem Chip auf den Rechner. Im Zielordner sind auch ein paar Dateien, die ich löschen will. Ich markiere diese und drücke auf Shift Entf Enter. Genau in dem Moment ist aber Windows mit dem Verschieben fertig und markiert die gerade eingefügten Dateien. Und weg sind sie – permanent – weil Shift Entf endgültig löscht. AAAAHHHH ich krieg die Kriese. Wiederherstellung auf einer SSD ist zum Vergessen, weil nach einem Shift Entf sofort der Speicherfreigabeprozess läuft und die Dateien wirklich weg sind!
Ich kaufe mir ein Softwarepaket zur Datenrettung auf Speicherkarten. Das Ding kostet 19€ und schafft es gerade mal 52 von 600 Dateien wieder herzustellen. Den Rest rekonstruiert es zwar, Nikon erkennt aber das NEF Format nicht mehr und damit sind sie Datenmüll. Ich google, finde ein paar Freeware Produkte, die alle nichts taugen und dann von Klix um 19€ eine andere Software. Siehe Da das Ding schafft es alle Bilder auf der Speicherkarte wiederherzustellen!
Jetzt möchte ich fast eine Umfrage auf Facebook starten – was ist schlimmer – eine Wasserleiche neben dem Boot vorbeitreiben sehen oder die Bilder eines Shootings zu schreddern?

Ich kenne die Antwort meiner meisten Freunde.

Samstag, 22. November 2014

Tag 22 – 22.11.2014 – Tempel, Kobras und ein Flug…

Das Frühstück war für das beste Haus am Platz OK aber nicht umwerfend. Raj mein Guide wartete um 0900 schon auf mich und wir fuhren noch zu ein paar weiteren Tempeln und danach – wie könnte es anders sein, zu noch einem Tempel, der an einem Fluss liegt. Hier war die Brücke über den Fluss und die Menschen, die hier badeten, ihre Räder wuschen oder sich sonst irgendwie beschäftigten, interessanter als der Tempel selbst. Ich ging also zuerst zum Fluss und machte ein paar Bilder von den Kindern, die mit Zahnbürsten ihre Räder wuschen. Mit Akribie bürstete einer der Jungen die Kette seines Rades. Bringt ja eh nichts, ist nach 100 Metern wieder total verstaubt.
Hier sind die Einheimischen viel unfreundlicher und schnauzen einen doch recht heftig an, wenn man ein Foto machen will. Bellende Hunde beißen ja bekanntlich nicht und mein Ärmel ist dicker als deiner – also ist es mir ziemlich wurscht. Hindi verstehe ich ohnehin nicht.
Nach dem Tempel schleift mich Raj noch in ein Stonecarving Emporium – eine typische Touristenfalle. Die Preise sind aber so unverschämt überhöht, und liegen beim 10 fachen von dem, was man für gleiche Arbeiten auf Java zahlen würde. Sorry – so brauchen wir nicht einmal zu handeln versuchen. Da verliere ich sogar die Lust nur Ansatzweise über etwas nachzudenken. Ein Vishnu in der Größe meiner zwei Brahma Statuen aus dem Stiegenhaus (so 110cm hoch und 50-60 cm breit) kostet mindestens 7000€ nein, wenn ihr eine Null streicht, kommen wir ins Geschäft – so nicht. Man muss schon ziemlich bescheuert sein, wenn man hier etwas kauft. Ich habe es dem Heini vom Laden auch unverblümt gesagt, dass seine Preise einfach nur lächerlich sind und ich da nicht einmal ansatzweise gewillt bin auch nur ein Angebot zu machen. Ich kenne die Preise von Java, Kambodscha, Vietnam und Nepal – also was willst du mit dem Irrsinn. Sofort stürzt er sich auf andere Kunden.
Raj wundert sich, dass ich nach 5 Minuten in dem Laden fertig bin. Sein Englisch ist überhaupt eigenartig. Auch er hat diesen SCH Fehler, den schon der Miniaturheini aus Bikaner hatte. So hieß es Eysch Nosch, girlsch und so weiter. Eine Sculputre ist eine Sklepture und so weiter. Es ist schwer ihm zu folgen. Außerdem hat er nicht kapiert, dass mich nicht jede dämliche Statue interessiert. Es ist mir egal, ob die nach rechts schaut, nach links lehnt, sich die Fußsohle mit Henna tätowiert, eine Flöte spielt oder die Flöte von ihrem Habschi bläst. Nein ich habe genug von den Satuen – ja da ist noch Vishnu, das ist Shiva – ja weiß ich, sehe ich am Dreizack – und Brahma haben wir auch noch. AUS – sonst kriegst du gleich den Dreizack in den Hintern. Nicht den von Shiva sondern die Mistgabel, die ich vor dem letzten Tempel gesehen habe.
Jetzt sitze ich in einem Internetkaffee ohne Internet – weil das nicht geht – und tippe den Reisebericht. Vor dem Kaffee haben es sich zwei Schlangenbeschwörer gemütlich gemacht. Ich machen ein paar Fotos und muss echt aufpassen. Die zwei Schlangen sind echt aggressiv. Sie schnappen um sich und beißen alles, was sich irgendwie in ihrer Reichweite befindet. Danke – auch von einer zahnlosen Kobra muss ich mich nicht beißen lassen.
Nach dem Kaffee lief ich noch etwas über den großen Platz von Khajuraho. Jeder Idiot wollte mir was verkaufen oder mich in sein Geschäft zerren. Irgendwann ist der Punkt erreicht, da nervt das nur mehr. Vor allem, weil sie die Preise mittlerweile echt unverschämt erhöht haben. Ich habe heute in Varanasi eine Buddhastatue aus Bronze gesehen – die gleiche, die ich voriges Jahr in Nepal gekauft habe. 65.000 Rupees – sind rund 900€ - seid ihr irre? Oder habe ich nur immer gut gehandelt?
Endlich geht es zum Flughafen. Der Checkin ist gleich erledigt, dann heißt es warten. Bei der Security wird meine ganze Fototasche zerlegt und alles dreimal geröntgt. Na Gott sei Dank ist das dem Speicher ziemlich egal. Eine Gruppe Italiener will auch durch die Sicherheitskontrolle. Sie wissen aber nicht, dass man Alkohol auf Inlandsflügen nicht mitnehmen darf. Was tut man nun mit einer vollen Flasche Old Monk Rum? Austrinken und alle Anwesenden mittrinken lassen. Ich muss lachen, mir ist ja das Gleiche in Delhi passiert, doch ich habe es geschafft meinen Rum nachträglich einzuchecken. Bei einem Old Monk hätte ich mir das auch nicht angetan – aber so ein Schluck vor dem Flug, war schon ganz OK.
Der Flug selbst verlief eher ereignislos. Witzig sind die indischen Stewards – die eher aussehen wie kirgisische Ringer als Stewards. Als alter Optimierer würde ich da eher Hungerhaken von der Biafra Fraktion einstellen. 20kg pro Steward mal 3 pro Flug – da sparen sie aufs Jahr gerechnet einige Tonnen Kerosin.
Mit einer Stunde Verspätung kommen wir in Varanasi an. Das ist genau die Stunde, die wir in Khajuraho später gestartet sind. Was soll’s. Der Repräsentant vom Reisebüro ist ein unhöflicher Trottel. Ich schiebe meinen Gepäckwagen selber und er dackelt neben mir her. Fragt nicht einmal ob er helfen kann. Dafür sind Varun der Guide und Sahel der Fahrer sehr nett. Sahel sieht zwar nicht aus wie die Sahelzone, ist aber ein total zuvorkommender Fahrer und echt bemüht.
Mit beiden geht es zum Ganges und dann zu Fuß ein paar hundert Meter durch einen belebten Markt zum Ufer. Dort ist eine ähnliche Lichterzeremonie wie in Pushkar, zu sehen. Ich mache ein paar Bilder, ziehe mir das Zeug aber nicht bis zum Schluss rein, sondern gehe wieder zurück. Unterwegs will ich Samosas essen. Varun sieht mich ungläubig an – at a street kitchen? Ja und weiter? Warum nicht – die sind doch gut. Ja aber du wirst Magenprobleme bekommen. Genau… ich werde euch morgen die Karre voll sch….. . Mach dir da mal keine Sorgen und diesmal extrascharf. Waren echt gut. Ich hatte auch schon extremen Hunger. Sogar der Indische Koch hatte eine Freude, dass mir seine Samosas schmeckten.
Einchecken und dann in eine Pizzaria – Lavaggi – soll ein gutes italienisches Restaurant sein – es stellte sich als Barista heraus und hatte Lavazza Kaffee – aber keine Pizza. Manche Wörter verhunzen sie hier echt. Also zum Piza Hut, eine kleine Pizza gefuttert und mit einem Tuktuk zum Hotel. Der Fahrer hat sofort einen fairen Preis gesagt, also wurde auch nicht gehandelt.
Morgen um 0545 fahren wir zum Sonnenaufgang beim Ganges – mir fallen beim Gedanken daran jetzt schon die Augen zu.

Irgendwie stumpfe ich langsam echt ab. Heute auf dem Weg zum Ganges sind wir an unzähligen Bettlern vorbeigekommen. Sieht einer schlimmer als der andere aus. Verstümmelt, krank, mit offenen Wunden sitzen sie im Dreck und schnorren was das Zeug hält. Sie sind mir heute aber mehr auf die Nerven gegangen als das sie mir leidgetan hätten. Schon schlimm, wenn ich jetzt darüber nachdenke. Vielleicht sind aber auch gerade die Kinder daran schuld, die sofort auf jeden Touristen und besonders die mit Kameras losstürmen und gime money brüllen. Irgendwann werde ich so einen Racker die Ohren langziehen. Oder ich war einfach schon zu müde und zu hungrig. Sie sind echt arme Schweine. Wie gut geht es uns doch allen!

Freitag, 21. November 2014

Tag 21 – 21.11.2014 – Ich kauf mir Schneeschuhe…

Nach dem Frühstück stieg ich zu Sorry ins Auto und wurde bei der ersten Kreuzung wieder Zeuge seines Rituals, mit dem er den Segen seines Gottes erbittet. Mitten am Armaturenbrett ist ein Bild von irgendeinem Sikh Baba. Diese berührt er mehrmals, greift zu seinem Mund und seiner Stirn und blickt gen Himmel. Mit Babas Segen ging es also los nach Khajuraho. Durch kleine Ortschaften, vorbei an einer Leichenverbrennung. Die Fahrt verlief äußerst ruhig. Ich bin einmal froh früher am Ziel zu sein und keinen Stress zu haben. In Khajuraho steht nur ein alter Tempel auf dem Programm. Morgen fliege ich weiter nach Varanasi. Deshalb habe ich Sorry auch schon heute entlassen. Da er das Auto zurück nach Delhi bringen muss und von dort noch 8 Stunden mit dem Bus fahren darf, um zur Hochzeit seines Bruders zu kommen, kam ihm das recht willkommen. Ich frage mich, wie er es sonst bis Sonntag schaffen hätte sollen. Bis Agra braucht er von hier rund 12 Stunden, dann kann er einmal schlafen gehen und morgen noch gut vier Stunden bis Delhi. Da hat er keinen Stress, weil sein Bus erst um 15:00 geht. Ich bin gespannt, was das morgen für ein Theater mit dem Gepäck am Flughafen werden wird.
Jetzt habe ich mir im Hotel das Fitnesscenter angesehen – besser als nichts. Ich werde es heute sicher noch nutzen und ein paar Übungen machen. Um 15:00 gehe ich mir erst einmal den Tempel anschauen.
Die Tempel von Khajuraho stammen aus der Chandela Epoche und wurden zwischen 950 und 1150 erbaut. Sie sind vor allem durch ihre erotischen Kamasutra Darstellungen und extrem feinen Sandstein Schnitzereien bekannt. Trotzdem verirren sich nur etwa 500 Touristen pro Tag in diesen Ort. Teilweise erinnern die Kamasutra Darstellungen eher an wüste Orgien als an feine Erotik. Da wundert es einen auch nicht, dass sie es damals auch mit Pferden trieben. So schnell wie die Tempel entstanden sind, wurden sie auch wieder vergessen. Die Moguln haben hier nur wenig Schaden angerichtet und so sind viele Statuen noch gut erhalten. Das ASI macht auch recht gute Arbeit und ist dabei Tempel für Tempel zu restaurieren. Dazu werden sogar die Sockelsteine durchnummeriert, da sie den Sockel abtragen und neu aufbauen wollen.
Von der östlichen Tempelgruppe ging es weiter zu einem Tempel im Süden. Dieser ist nicht wirklich sehenswert, das Dorf rund herum hat schon mehr Charme. Ich fotografierte den Sonnenuntergang bei einem Teich. Die örtlichen Kinder waren sofort da und aggressiv lästig. Bis ich „yello nei“ – schrie – half nicht wirklich viel. Sie nervten tierisch und schrien die ganze Zeit “money money money“. Sie warfen Steine vor mir ins Wasser und sprangen rum wie 10 Rumpelstilzchen auf den falschen Drogen. Ich will nicht wissen, welche Pilze die in der Früh zu essen bekommen aber Fußpilz ist da sicher auch dabei und wenn ihr euch nicht sofort verpisst, dann werde ich euch meinen Fuß in den A. rammen.
Wieder im Hotel, musste ich schmunzeln. Der Teppichboden, den sie gerade neu verlegen, erinnert eher an ein Puff aus den 70ger Jahren als an ein Hotel. Wenn man darüber geht, sinkt man gut 2-3cm in den roten Flausch ein, so dick ist das Ding. Es fühlt sich an als würde man auf Schnee laufen. 

Donnerstag, 20. November 2014

Tag 20 – 20.11.2014 – The greedy one get’s nothing…

Beim Checkout gibt es wieder die übliche Aufrunderei durch das Hotel. 5 Rupees, wer hat schon 5 Rupees? Ich habe sie. Ich hasse diese automatische Selbstverständlichkeit – ich empfinde es als impertinente Frechheit!
Sorry versucht für mich einen Weg auf den Hügel hinter dem Hotel zu finden, um noch einen Blick auf das Fort zu haben. Wir scheitern aber trotz Navis kläglich. Dieses sollten wir aber noch für die Fahrt aus Gwalior nach Orchha brauchen. Wir mussten dazu in die Stadt und dann eine Ausfahrtsstraße später wieder raus. Sorry hörte teilweise auf meine Ansagen. Teilweise, weil er nicht unter der Brücke durch und dann rechts, sondern vor der Brücke rechts fuhr – shortcut. Ich meinte nur: The shortcut is NO! Und schon waren wir Geisterfahrer auf dem Highway aus der Stadt. Egal! Der nächste Kreisverkehr ist in 200 Metern – also den Warnblinker an und durch das Getümmel.
Nun sind wir auf einer typisch indischen Landstraße unterwegs und eiern nach Orchha. Unterwegs kamen wir bei einer kleinen Zuckerfabrik vorbei. Fabrik ist maßlos übertrieben. Es ist eine Presse, mit der der Saft aus dem Zuckerrohr gepresst wird und drei große Töpfe, die in einen Lehmofen eingelassen, in der Erde stehen. Dort wird der Sirup immer weiter eingedickt, schlussendlich abgeschöpft und in Formen zu 5kg zum Trocknen gegeben. Der Zucker schmeckt recht gut. 5kg kosten 150 Rupees – also rund 2€. Beheizt wird das Ganze mit den trockenen Zuckerrohr Schnitzeln. Zwei Frauen ziehen die Schnitzel von einem riesen Haufen zum Ofen und ein komischer Kerl, stopft sie dann ins Feuerloch. In der letzten Pfanne brodelt gelb die Melasse. 45kg Zucker werden so in einem Schwung hergestellt. Reich werden kann da niemand. Wenn man vergleicht, dass man für ein kleines Glas Zuckerrohrsaft schon 50 Rupees zahlt, dann ist der Zucker echt geschenkt. Für einen Kilo sind sicher mindestens 10 Liter Sirup notwendig. Ich kaufe so einen Brocken und bin schon gespannt, wie ich das Zeug heimschicken werde.
Der Chef der Anlage gibt Sorry und mir sofort einen großen Becher Sirup zu trinken. Das Zeug ist einfach nur gut.
Während der Weiterfahrt google ich das Hotel und stolpere auch über ein paar negative Bewertungen. Ich will vor dem Check in das Zimmer sehen und kann die negativen Bewertungen in keiner Weise bestätigen. Alles ist in Ordnung. Sorry will Mittagessen und erst um 1400 zur Sightseeing Tour starten. Ich sage er solle mich im Ort aufklauben, ich sehe mir die Brücke und ein paar andere Sachen an. Mitten durch Orchha fließt ein breiter Fluss, an dessen Ufer einerseits das Fort und andererseits die Mausoleen der Könige aus dem 17-18JH stehen. Die Mausoleen sollen bei Sonnenuntergang sehr gut aussehen. Ich werde es schon noch mitkriegen. Im Fluss waschen die Einheimischen sich und ihre Wäsche. Ich beobachte das Treiben und gehe dann in den Ort, kaufe ein paar Dosen Coke Zero – 30 Ruppes each… ist OK. Dann klauben mich Sorry und der Guide auf. Wir fahren zum Fort. Großteils ist es in einem erbärmlichen Zustand. Die Wandmalereien bröckeln und die Feuchtigkeit frisst sich durch. Was noch irgendwie OK war, wurde von den einheimischen Touristen zerkratzt und mit ihren Namen bekritzelt. Irgendwie glaube ich bei Inder fehlt ein „R“ am Anfang. Manchmal sind es echt Ochsen. Vom Fort geht es weiter zum Ufer des Flusses. Von dort hat man eine sehr gute Aussicht auf die Brücke und die Mausoleen. Wir sehen uns noch einen Laxmi Tempel an, der durch seine Architektur hervorsticht. Außen ist er dreieckig und innen quadratisch. Sieht spannend aus. Davor sitzt ein Sadhu, den ich fotografiere. Er will dann 100 Rupees – richtige Sadhus wollen nichts, weil sie nichts brauchen – nur die Poser wollen Kohle. Ich gebe ihm Zehn – die will er nicht – OK dann kriegst nichts. Er läuft mir zum Auto nach aber ich gebe ihm nichts mehr. Ja die Gier ist ein Schwein – hat mein Opa schon gesagt.
Schließlich sehe ich mir noch die Mausoleen an und mache mich auf den Weg zur einspurigen Brücke. Dort kommen ein Bus und ein Fußgänger gerade mal so aneinander vorbei. Trotzdem stelle ich mein Stativ auf und mache Bilder. Ein Polizist stellt sich zu mir und passt auf, dass mich auch ja kein Auto niederfährt. Sie machen sich also doch Sorgen um ihre Touristen.
Nach dem Sonnenuntergang bringe ich mein Zeug ins Hotel und lasse mich von Sorry in den Ort bringen. Ich gehe noch Abendessen und treffe zufällig einen alten Engländer, der die letzten 30 Jahre mehr oder weniger um die Welt gereist ist. Er sieht eher aus wie ein Sadhu, als ein Tourist. Lange weiße Haare und einen ebenso langen Bart hat er. Im Sommer arbeitet er in Spanien oder Frankreich als Erntehelfer, den Rest des Jahres ist er in Indien unterwegs. Na ja – das ist auch kein Leben. Mir gehen sie nun schön langsam wieder auf die Nerven. Das ewige – take picture, come to my shop und money – zipfen.