Aufregung im Kontrollraum
Frühstück… wir müssen eh erst 15
Minuten später zum Frühstück, weil wir mit den Taxis fahren oder hätten länger
Zeit für selbiges. Die Kellnerin knallt mir ein Omelette hin und einer Frau am
Nebentisch Spiegeleier – ich sage nein das Omelette will ich nicht, ich will
Spiegeleier – der Führer meint, dass sie Omeletts bestellt hätten. Man bestellt
nicht für mich – also flieg ab mit dem Fettei. Ich bekomme mein Spiegelei mit
Dille – na ja.
Wir warten beim Taxi – wer fehlt?
Isa… ich gehe wieder zurück und was tut sie – Stocherkraut sortieren. Isa, das
ist nicht dein Ernst, komm in die Gänge… sie träumt vor sich hin und sortiert
weiter. Ich werde laut und sie kommt mit. Es gibt nur einen Zug hin und einen
zurück und nein wir nehmen nicht den späteren. Rein in den Zug… unsere Tasche
ist so schwer, dass ich sie nicht in die Ablage bekomme und werde von einem hundhohen
Alten genervt… keine Ahnung was er will – ich will ihm die Tasche in die Hand
drücken, dass er sieht, wie schwer das Ding, durch den Gebunkerten
Getränkevorrat für den ganzen Tag für uns 4 war. Er gibt auf und setzt sich
hin. Da mault mich die nächste an, bis ich checke, dass die Tasche auf einer
Wartungsklappe steht – na ja – völlig egal eigentlich.
Wieder in Prypjat sehen wir uns
zuerst den Hauptplatz und den Vergügungspark mit Autodrom und Riesenrad an –
dann geht es zur Polizeistation und zur Feuerwehr und dann raus zur
Reaktorführung. Hier sollte es wieder lustig werden. Ein älterer Ingenieur
(Stanislav hieß er) vom Kraftwerk sollte uns führen – es kamen noch zwei Gruppen
von Tschernobyl Welcome dazu. Ich fragte Stanislav, ob ich meinen Porty + Dish
und den Smiley mitnehmen könnte – er sagte, es wäre kein Problem. Wir sahen uns noch gemeinsam mit den anderen
die Doku an und fuhren zum Eingang vom Kraftwerksgebäude für Reaktor zwei und
drei. Alle Reaktoren sind stillgelegt – das Werk fungiert aber nach wie vor als
Schaltzentrale für Teile des Stromnetzes der Ukraine. Deshalb arbeiten dort
auch noch so viele Leute.
Alle Objektive mussten mit den
Deckeln versehen werden. Ich zog meinen mitgebrachten Laborkittel an, weil ich
ihn nicht tragen wollte und gab Petra den, den ich für sie besorgt hatte.
Stanislav meinte, den dürfe ich nicht anziehen. OK – dann ziehe ich ihn halt
hier aus und nehme ihn so mit.
Sachen und Pässe checken – wieder
passt mein Name nicht und wieder warten wir – der Porty und der Dish stellt sie
auch vor ein Rätsel. Wir kommen nach langem Hin und Her endlich durch.
Stanislav hatte es versprochen und zog es durch. Ein Japaner hatte ebenfalls
irgendwelche Striche auf der Liste und im Pass unterschiedlich und löste wieder
ein leichtes Theater aus. Schlussendlich durften alle rein, durch den golden
Korridor in ein desolates Kraftwerk – mit an die Wand genagelten Kabeln und
Büromöbeln von der Müllhalde. Alle mussten sich noch umziehen und bekamen
Häubchen, Plastiküberzieher für die Schuhe und … weiße Laborkittel – na super…
jetzt habe ich Bier zum Oktoberfest mitgenommen.
Im Reaktorraum machen alle ihre
Bilder – wir bekommen noch unsere 5 Minuten – exklusiv – die wir vorher mit
Stanislav ausgemacht haben. Die zwei Schweizer Nerds wollen es nicht verstehen –
hey moch dich vom Ocker, sonst moch ich dich untern Ocker…
Als Stanislav sieht, was wir tun –
Petra mit Laborkittel und Smiley, checkt er, was er mit der Erlaubnis
angerichtet hat. Das Bild stellt sie wie die größten Deppen dar.
Wieder raus aus der Bude und ab
zum Kraut Stochern. Alle sind wieder beim Auto und Isa stochert noch rum. Wir
fragen Olexander ob wir nochmals zum Kühlturm könnten wegen der Smiley und
Hasenmaskenfotos – gesagt getan – holen wir diese Bilder nach. Wir sehen uns
noch ein paar andere Sachen an und fahren zum Kindergarten – dort ist eine
ähnlich bedrückende Stimmung, wie auf der Säuglingsstation. Puppen und anderes
Spielzeug liegt noch herum… Trotzdem machen wir einige schräge Bilder und
fahren weiter zur Duga Radar Station. Diese war auch unter dem Namen Woodpecker
bekannt und ist gut 150m hoch und fast 300m lang. Hat ein sehr langwelliges
Signal ausgesendet und wurde zur Raketenstartfrüherkennung verwendet. Der
Energieverbrauch war enorm, sodass der Strom eines ganzen Reaktorblocks von
Prypjat dort verbraten wurde. Die Duga soll diesen Herbst noch abgebaut werden.
Nach dem obligaten Gruppenfoto
ging es ab nach Kiew. Wir erklärten Isa, dass wir heute in einen Klub gehen und
die Puppen tanzen lassen werden – wohl wissend, dass sie dabei aussteigen
würde. Petra und wir dackelten alleine los und fuhren zuerst zu einem Vapiano
und gingen dann noch in eine Bar. Nach Mitternacht brachten wir Petra zu ihrem
Apartment und gingen auf dem Heimweg noch auf ein gute Nacht Bier in einen
Stripclub, damit wir Isa nicht angelogen haben. Penthouse heißt das Ding… Wir
gingen eine Treppe in den Keller, läuteten bei einer Tür und… eine Art Lift
ging auf. Der war leer…
Auf den ersten Blick zumindest…
wenn man dann etwas nach unten sieht, erblickt man einen abgezwickten
Liliputaner, der beim Wolfi Plattner aufrecht durch die Katzenklappe passen
würde – in einer Art Zirkusuniform. Wir steigen ein, er macht die Tür zu und
drückt einen Knopf – es surrt und brummt, der Lift bewegt sich aber nicht. Nach
gut 10 Sekunden macht er die zweite Tür auf und wir gehen durch den Red
Korridor in den Stripp Club. Das Ding kann man eigentlich nicht einmal in
Sibirien den Leuten antun – tanzen kann dort genau eine und aussehen tun genau
alle wie… na ja, die müssten mich bezahlen, dass ich sie fotografiere. Ein schnelles
Bier getrunken, die Nutten abblitzen gelassen und ab ins Hotel. Der Liftboy war
aber das Geld alle Mal wert.