Donnerstag, 17. August 2017

Tschernobyl Tag 05 14.08.2017

Aufregung im Kontrollraum

Frühstück… wir müssen eh erst 15 Minuten später zum Frühstück, weil wir mit den Taxis fahren oder hätten länger Zeit für selbiges. Die Kellnerin knallt mir ein Omelette hin und einer Frau am Nebentisch Spiegeleier – ich sage nein das Omelette will ich nicht, ich will Spiegeleier – der Führer meint, dass sie Omeletts bestellt hätten. Man bestellt nicht für mich – also flieg ab mit dem Fettei. Ich bekomme mein Spiegelei mit Dille – na ja.
Wir warten beim Taxi – wer fehlt? Isa… ich gehe wieder zurück und was tut sie – Stocherkraut sortieren. Isa, das ist nicht dein Ernst, komm in die Gänge… sie träumt vor sich hin und sortiert weiter. Ich werde laut und sie kommt mit. Es gibt nur einen Zug hin und einen zurück und nein wir nehmen nicht den späteren. Rein in den Zug… unsere Tasche ist so schwer, dass ich sie nicht in die Ablage bekomme und werde von einem hundhohen Alten genervt… keine Ahnung was er will – ich will ihm die Tasche in die Hand drücken, dass er sieht, wie schwer das Ding, durch den Gebunkerten Getränkevorrat für den ganzen Tag für uns 4 war. Er gibt auf und setzt sich hin. Da mault mich die nächste an, bis ich checke, dass die Tasche auf einer Wartungsklappe steht – na ja – völlig egal eigentlich.
Wieder in Prypjat sehen wir uns zuerst den Hauptplatz und den Vergügungspark mit Autodrom und Riesenrad an – dann geht es zur Polizeistation und zur Feuerwehr und dann raus zur Reaktorführung. Hier sollte es wieder lustig werden. Ein älterer Ingenieur (Stanislav hieß er) vom Kraftwerk sollte uns führen – es kamen noch zwei Gruppen von Tschernobyl Welcome dazu. Ich fragte Stanislav, ob ich meinen Porty + Dish und den Smiley mitnehmen könnte – er sagte, es wäre kein Problem.  Wir sahen uns noch gemeinsam mit den anderen die Doku an und fuhren zum Eingang vom Kraftwerksgebäude für Reaktor zwei und drei. Alle Reaktoren sind stillgelegt – das Werk fungiert aber nach wie vor als Schaltzentrale für Teile des Stromnetzes der Ukraine. Deshalb arbeiten dort auch noch so viele Leute.
Alle Objektive mussten mit den Deckeln versehen werden. Ich zog meinen mitgebrachten Laborkittel an, weil ich ihn nicht tragen wollte und gab Petra den, den ich für sie besorgt hatte. Stanislav meinte, den dürfe ich nicht anziehen. OK – dann ziehe ich ihn halt hier aus und nehme ihn so mit.
Sachen und Pässe checken – wieder passt mein Name nicht und wieder warten wir – der Porty und der Dish stellt sie auch vor ein Rätsel. Wir kommen nach langem Hin und Her endlich durch. Stanislav hatte es versprochen und zog es durch. Ein Japaner hatte ebenfalls irgendwelche Striche auf der Liste und im Pass unterschiedlich und löste wieder ein leichtes Theater aus. Schlussendlich durften alle rein, durch den golden Korridor in ein desolates Kraftwerk – mit an die Wand genagelten Kabeln und Büromöbeln von der Müllhalde. Alle mussten sich noch umziehen und bekamen Häubchen, Plastiküberzieher für die Schuhe und … weiße Laborkittel – na super… jetzt habe ich Bier zum Oktoberfest mitgenommen.
Im Reaktorraum machen alle ihre Bilder – wir bekommen noch unsere 5 Minuten – exklusiv – die wir vorher mit Stanislav ausgemacht haben. Die zwei Schweizer Nerds wollen es nicht verstehen – hey moch dich vom Ocker, sonst moch ich dich untern Ocker…
Als Stanislav sieht, was wir tun – Petra mit Laborkittel und Smiley, checkt er, was er mit der Erlaubnis angerichtet hat. Das Bild stellt sie wie die größten Deppen dar.
Wieder raus aus der Bude und ab zum Kraut Stochern. Alle sind wieder beim Auto und Isa stochert noch rum. Wir fragen Olexander ob wir nochmals zum Kühlturm könnten wegen der Smiley und Hasenmaskenfotos – gesagt getan – holen wir diese Bilder nach. Wir sehen uns noch ein paar andere Sachen an und fahren zum Kindergarten – dort ist eine ähnlich bedrückende Stimmung, wie auf der Säuglingsstation. Puppen und anderes Spielzeug liegt noch herum… Trotzdem machen wir einige schräge Bilder und fahren weiter zur Duga Radar Station. Diese war auch unter dem Namen Woodpecker bekannt und ist gut 150m hoch und fast 300m lang. Hat ein sehr langwelliges Signal ausgesendet und wurde zur Raketenstartfrüherkennung verwendet. Der Energieverbrauch war enorm, sodass der Strom eines ganzen Reaktorblocks von Prypjat dort verbraten wurde. Die Duga soll diesen Herbst noch abgebaut werden.
Nach dem obligaten Gruppenfoto ging es ab nach Kiew. Wir erklärten Isa, dass wir heute in einen Klub gehen und die Puppen tanzen lassen werden – wohl wissend, dass sie dabei aussteigen würde. Petra und wir dackelten alleine los und fuhren zuerst zu einem Vapiano und gingen dann noch in eine Bar. Nach Mitternacht brachten wir Petra zu ihrem Apartment und gingen auf dem Heimweg noch auf ein gute Nacht Bier in einen Stripclub, damit wir Isa nicht angelogen haben. Penthouse heißt das Ding… Wir gingen eine Treppe in den Keller, läuteten bei einer Tür und… eine Art Lift ging auf. Der war leer…
Auf den ersten Blick zumindest… wenn man dann etwas nach unten sieht, erblickt man einen abgezwickten Liliputaner, der beim Wolfi Plattner aufrecht durch die Katzenklappe passen würde – in einer Art Zirkusuniform. Wir steigen ein, er macht die Tür zu und drückt einen Knopf – es surrt und brummt, der Lift bewegt sich aber nicht. Nach gut 10 Sekunden macht er die zweite Tür auf und wir gehen durch den Red Korridor in den Stripp Club. Das Ding kann man eigentlich nicht einmal in Sibirien den Leuten antun – tanzen kann dort genau eine und aussehen tun genau alle wie… na ja, die müssten mich bezahlen, dass ich sie fotografiere. Ein schnelles Bier getrunken, die Nutten abblitzen gelassen und ab ins Hotel. Der Liftboy war aber das Geld alle Mal wert.