Sonntag, 2. Juni 2013

Tag 52 01.06.2013 Hochzeit – oder was auch immer das für eine Party war…

Tag 52 01.06.2013

Hochzeit – oder was auch immer das für eine Party war…

Milan, so heißt der Knabe, der mich zur Hochzeit eingeladen hat, wollte sich am Nachmittag melden. Ich schlief länger und machte meine Sachen für den Weiterflug nach Bangkok fertig. Später ging ich noch eine Runde und wurde vom Kashmirikram Händler wegen des Elefanten wieder angesprochen. Er hatte wirkliche Meisterwerke – ich kenne nun schon sehr viel Kashmiri Handarbeit, aber die Dinge die er verkauft, stellen alles was ich bisher gesehen habe in den Schatten. Für die qualitativ hochwertigen Arbeiten zeichnet ein 86 jähriger Eremit, der in den Hügeln um Kathmandu lebt, verantwortlich. Der Händler hat nur ein paar Kleinigkeiten seiner Arbeit in der Auslage. Ales andere und vor allem die Meisterwerke sind dann im ersten Stock. Diese lässt er sich auch meisterlich entlohnen. Für eine Schüssel mit Deckel – also eigentlich eine Dose, wollte er 800 USD. Ich meinte, ich hätte sie auf 200 geschätzt. Er lachte – ich ging – oder machte den Anschein wieder ins Parterre zu gehen. Er begann zu feilschen. Nein – ist schön. Ich brauch sie nicht… nicht um über 200 USD. 200USD wäre sie mir wert, aber nicht mehr… er meinte – 700… ich sorry irgendwann lief er mir auf die Straße nach und meinte OK – 200 Cash… na geht doch… das dauerte aber echt lange… also war es mehr als seine Schmerzgrenze. Man merkt, dass absolut tote Hose ist in Kathmandu. Jetzt zahlt sich Einkaufen wieder aus. Die Kassen der Händler sind leer, die Straßen sind leer in puncto Touristen und die Lager der Läden und der Konkurrenz,  die es an allen Ecken und Enden gibt, sind voll. Bei meinem Kashmiri Händler ist das ein Sonderfall. Er hat so auserwählte Stücke, dass es für Otto Normaltourist nicht ersichtlich ist, wo der Unterschied bei den Arbeiten liegt. Die Pinselstriche und das Design sind aber einzigartig. Er hat ein gutes Sortiment an Mogul Art. Ich kenne nun schon fast alle Läden in Kathmandu, die Kashmiri Sachen verkaufen, der ist aber mehr ein Museum als ein Geschäft.
Wieder im Hotel, holte ich mein Fotozeug und ging die Ruinen des Pilgrim Bookstores fotografieren. Dazu stieg ich bei einem Laden in den zweiten Stock und hatte so einen Einblick in die ehemaligen Lagerräume des Buchladens. Traurig, alles ausgebrannt. Ein Junge steckte verkohlte Buchreste, wie Leichen in einen Sack. Erschreckend ist auch, dass die Besitzer des Hauses nicht versichert waren… 180Lak – was schlussendlich rund 2Mio USD entspricht, soll der Schaden sein.
Milan wartete schon mit seinem Motorrad. Irgendwie fühlte ich mich nicht so richtig wohl auf dem Ding. Mit Fotorucksack, zwei Kameras und ohne Helm, ging es durch Kathmandu, auf einer Seitenstraße den Bagmati entlang, der nun schon mehr Wasser führt und beginnt den Müll mit sich zu reißen, bis zu einem professionellen Hochzeitspartyveranstalter. Ein großer Saal mit angrenzender Küche, Bühne und Thron für die Braut. So langsam verstand ich, dass das heute der erste Teil der Hochzeit ist – bei uns würde man sagen Jungesellenabschied – hier war das anders. Ich machte erst einmal ein paar Bilder in der Küche, freundete mich mit dem Küchenpersonal und dem Chef des Ladens an und kostete mich durch alle Töpfe… der verückte Ausländer, der darf das…
Langsam trudelten die Gäste ein und ich fotografierte den ganzen Haufen. Oma, Opa, den Hund vom Nachbarn sein Freund und so weiter. Die Braut, samt Schwester saß regungslos auf dem Thron. Die vier Stühle neben ihnen wurden abwechselnd von Cousinen, Müttern, Großmüttern usw. belegt. Langsam kam Schwung in den ganzen Haufen. Die Zwei DJs. Sorgten für hippe Nepali Beats. Ich wurde zum Tisch der Jugend eingeladen. Eine Runde Cousinen, von denen einige aus Bollywood eingeflogen worden sein könnten und drei Jungs, die eigentlich komplete Pfeifen waren. Zuerst eine große Klappe hatten und dann Fotos mit den Mädels haben wollten und sich nicht getrauten sich zwischen die Mädels zu stellen oder sogar den Arm um sie zu legen… dafür posten sie cool. Na ja -. Looser…
Ich kostete mich zwischenzeitlich durchs Buffet und muss sagen, war das Beste, das mir bisher an nepalesischer Küche untergekommen ist. Vor allem die Nachspeise, süßer Kürbis, mit einer Art Joghurt war leicht und erfrischend. Ich muss das Rezept auftreiben.
Mittlerweile wurde zu den Nepali Discobeats getanzt. Immer wieder forderten mich die Hasen auf auch zu tanzen – doch zuerst die Fotos. Als alles erledigt war, ließ ich mich breitschlagen und hatte mit den Girls auf der Tanzfläche eine Gaudi. Das ließ die anderen nicht kalt und um Nu tanzte auch der Opa und der Großonkel vom Opa mit. Die Girls baggerten mich richtig an J - so wird das gemacht Jungs…
Milan brachte mich dann mit seinem Bike wieder ins Hotel und ich konvertierte und kopierte ihm die Bilder.
Um 0700 am nächsten Morgen wollte er sie holen.