Tag 03 13.04.2013
Zwischen Tieropfern und Leichenverbrennungen
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Die Nacht war zuerst etwas nervig
– immer wieder ein komisches Rascheln… bis ich dem nachging und einer von
meinem Ledlenser gebelndetetn Kakerlake gegenüber stand. Ich hab sie in ein
Glas gegeben und oben drauf den Aschenbecher gestellt… in der Hoffnung sie möge
ersticken… nix da… das fünf cm große Vieh raschelte nun resonanzverstärkt
weiter… Am Morgen hab ich dann das Glas
in der einen und die GoPro in der anderen, die Rezeption aufgesucht… Ich habe
ein Einzelzimmer gebucht und brauche keine Gäste… Oh you found this? No I took
it from a restaurant near by…
Auf nach Dakshinkali – dem
Kaliheiligtum 18 Kilometer südlich von Kathmandu. Hier werden jeden Samstag und
Dienstag unzählige Hähne und Ziegen der Göttin Kali geopfert. Bei uns würden
sie einfach sagen: „Nimm deine Ziege und geh mit ihr Gassi in den Schlachthof…“
Hindus glauben, dass Kali die Quelle
von Kraft und Energie ist. Kali ist eine Form der Gemahlin von Lord Shiva, dem
Kiffervater von Ganesh – aber das ist eine andere Geschichte. So kommt es, dass
Kali und Parvati eigentlich die gleiche Gottheit sind. Kali ist nur die
blutrünstige Version davon. So zusagen das Gesicht von Frau Shiva, wenn der
Herr Gemahl wieder einmal bekifft nach Hause kam. Weitere Formen wären Durga
und Uma. Auf einer Skala von nett bis durchgeknallt blutrünstig würde man die
Ausprägungen wie folgt Llisten: Parvati, uma – beide sind streichelweich und
nett, dann Durga und Klai – wobei Kali Durga um einige Potenzen an Grausamkeit
schlägt.
In Dakshinkali werden auch tantrische
Rieten abgehalten – ich habe diesbezüglich noch nichts gesehen, obwohl ich
schon einige Male dort war. Der Tempel ist unter Sidhi Tantriker weltweit
bekannt.
Wie bei fast allem gibt es auch bei
Dakshinkali noch eine Steigerung. Das Dasein Fest im Oktober – da werden
vermutlich Nummern für die Ziegen und Hähne ausgegeben – so groß ist der
Andrang. Ein gläubiger Hindu schnappt sich also seinen Ziegenbock oder Hahn –
es müssen männliche Tiere sein – und fährt zum Tempel. Dort werden die Tiere
rituell geschlachtet – soll heißen es wird ihnen mit einem stumpfen Messer die
Kehle durchgeschnitten… das ausgeblutete Tier wird an Ort und Stelle gerupft
oder gehäutet und ausgeweidet. Das Blut wird der Göttin Kali geopfert und rinnt
direkt in einen Bach der dort in der Nähe des Tempels entspringt. Diese
unreinen Arbeiten werden von Mitgliedern der niedrigsten Kaste durchgeführt.
Der Schlächter erhält dann ein paar Rupien Blutgelt und steckt es mit seinen
blutverschmierten Fingern ein – spätestens jetzt sollte man verstehen warum das
neue nepalesische Geld aus Plastikfolie ist – abwaschbar… Die Tierbesitzer und
der Schlächter stapfen barfuß durch das Blut. Kali – so sagt man – ist eine
Zerstörerin. Sie soll die Grenzen, die einen Menschen einengen und an der
Erreichung von Erlösung oder Nirvana hindern – niederreißen. Im Tempel ist auch
ein Bildnis, dass zeigt, wie Kali auf einem männlichen Wesen herumtrampelt. Der
Legende nach ist das ihr Göttergatte Shiva. Das Fleisch der so geschlachteten
Tiere wird mit nach Hause genommen und ist nun „Prasad“ – eine geheiligte
Speise.
Es war wie immer blutig… Von
Dakshinkali fuhr ich zurück nach Chobbar – dort ist eine Schlucht durch die der
Bagmati – der Fluss der Kathmandu entwässert und der auch sonstige Dinge mit
sich führt, von denen sich die Leute getrennt haben – fließt. Daneben ist ein
Tempel, der für seine Kamasutra Holzschnitzereien bekannt ist… Weiter gings
nach Kirtipur – einer Stadt nahe Kathmandu. Die Städte hier wachsen immer
weiter zusammen – das ist schon verrückt. In Kirtipur habe ich zuerst eine Horde
Kinder fotografiert und dann um 100 Rupees Zuckerln gekauft – für die Kids… das
war dann eine Gaudi… besonders spannend fand ich eine Frau mit recht schiefen
Zähnen… Ein Holzrechen ist symmetrischer… Andi Pilarz hätte eine Freude mit ihr
– der würde wahrscheinlich die Vorarbeit mit einem Baseballschläger machen und
dann alles wieder neu aufbauen…
Nachher ließ ich mich von meinem
Taxler bei Pashupatinath absetzen – Pashupati ist der größte Hindutempel
außerhalb Indiens – er ist Lord Shiva geweiht. Hier finden die Leichenverbrennungen
statt, ist das Altersheim, sind die
Sadhus und haufenweiße Affen… also Ticket kaufen – hab ich ein Schwein – ab morgen
kostet es doppelt so viel. Morgen ist nämlich Neujahr – und wir schreiben dann
das Jahr 2070… Auf zu den Leichen – dann einmal um die Scheiterhaufen, die an
den Ghats am Rande das Bagmati lodern… Die Kinder fischen wie immer das
angekohlte Holz von vorherigen Verbrennungen heraus. Auf der Seite auf der die
Reichen verbrannt werden, suchen sie auch nach Goldzähnen – so was nennt man
Recycling… Dann schnell einmal durch den Bagmati – oder besser gesagt über ein
paar Bambusstäbe, die behelfsmäßig zusammengebunden waren… vom Flussbett aus
hat man einfach eine bessere Perspektive. Weiter zwischen den unzähligen
Pagoden, aus denen Pashupatinath besteht – die Sadhus fotografieren und mich
anmaulen lassen, dass 100 Rupees für fünf Sadhus zu wenig seien… geht mir
allerdings am Allerwertesten vorbei…
Kurz mit den Affen streiten und zum
Altersheim. In Pashupati ist ein Altersheim, das derzeit rund 230 Alte betreut.
Heute haben sie ihre Penison ausbezahlt bekommen – das war ein Schauspiel. Ein
Gong wurde geschlagen und die Alten strömten von allen Seiten zusammen und
stellten sich in einer Reihe an. Es war faszinierend, wie die kleinen Kinder
suchten sie meist Kontakt zu ihrem Vordermann oder zu ihrer Vorderfrau. Die
eine hielt sich am Zopf der anderen fest, andere wiederum legten die Hand auf
die Schulter des Voranschreitenden… oder eher humpelnden… schon irgendwie
schräg… Einige von ihnen sind kleiner und runzliger als Meister Yoda…
Auf meiner Runde durch das Altersheim
kam ich auch an der Küche vorbei – Lammcurrey- für 230 Leute… na ja – morgen ist
ja Neujahr also darfs heute ein Festmahl geben…
Ich war zu faul, zu Fuß nach
Boudanath zur großen Stupa zu gehen und schnappte mir ein Taxi… Dort
angekommen, Eintritt bezahlt und dann gleich rauf auf eines der Dachrestaurants
– eine Suppe essen, ein paar Fotos machen und dann wieder runter und hinein zur
Stupa… irgendwann muss ich ja meine dreizehn Umrundungen fertig kriegen… ich
glaube, das habe ich heuer auch geschafft… einmal auf der Stupa selbst im Kreis
gegangen und ein paar Nepali Tussis angemault, die auf den tibetischen
Holzbrettern, die zum Beten da sind, picknickten… dann wieder raus und draußen
auch eine Runde gedreht… Auf zu einem Taxi, etwas gefeilscht und zurück ins
Hotel… Ich bin total fertig… zwischen meinen Zähnen knirscht der Sand, so
dreckig ist es in Kathmandu… Überall wird gebaut. Die Ausfallstraßen nach
Pashupatinath haben sie kurzerhand verbreitert – links und rechts um eine halbe
Hausbreite – ja eine Halbe – soll heißen – sie haben einfach die eine
Haushälfte abgerissen und die andere stehen gelassen – schaut schräg aus – dort
muss ich nochmals zu Fuß hin und ein paar Fotos machen…
Jetzt will ich aber nur mehr duschen,
einen Rum trinken und was Essen… ich habe fertig – und die Frisur ist auch im
Arsch…