Montag, 22. April 2013


Tag 11 21.04.2013

I’m singing in the rain – nein – nicht wirklich…

Kurz vor dem Aufstehen um 0700 hörte es auf, um nach dem Frühstück wieder anzufangen… Ich kaufte mir bei einem kleinen Laden einen Regenschirm. Eigentlich hatte ich mir etwas knirpsähnliches erwartet – bekam aber einen gehstockähnlichen Schirm… So stapfte ich mit meinem Fotokram und dem Schirm los… entlang des alten Pfades des Annapurna Circuits… Steintreppen auf, Steintreppen ab… irgendwie sah die Straße auf der anderen Seite einladender aus… Scheiße – jetzt bin ich schon so weit, den Fortschritt hier zu akzeptieren, ja sogar willkommen zu heißen. Am Ende voN tal traf ich auf die Gruppe indischer Vermessungsingenieure und Geologen, die einen Staudamm bei Tal planen. Ich habe noch nicht herausgefunden, ob der Damm kurz nach Tal oder vor Tal gebaut werden soll – je nachdem wen man frägt, wird man eine andere Antwort erhalten. Ich glaube mich aber erinnern zu können, dass ich im Internet einen Artikel gelesen habe, dass der Damm vor Tal gebaut werden soll und der Ort, so wie einige kleinere Siedlungen nach Tal geflutet werden sollen… Schade, dann ist einer der schönsten Orte des Trekks für immer verloren. Ein grund mehr, den Aufwand mit den Bildern zu treiben.
Endlich, nach einer Stunde auf rutschigen Steinen voll mit Esseldung kam eine Hängebrücke auf die andere Seite – zur Straße… Ich hörte förmlich die Stimme: „Luke komm auf die Andere Seite…“ also rüber und angenehmer dahin unserem Tagesziel entgegen… Plötzlich hörte ich ein Poltern. Keine fünfzig Meter vor mir krachten ein paar Tonnen Steine auf die Straße… Sie hatten sich etwa 20 Meter weiter oben aus der Felswand gelöst… Na bravo. Gott sei Dank ist dieser Abschnitt heute mehr oder weniger vorbei…
Bagarcchap – ich kam mir vor wie „Gorillas im Nebel“ – Nebelschwaden zogen durch die Felsen und Bäume über mir – und – es regnete… Jetzt nervt das Wetter schön langsam…
Lodge! Ja – rein und auf den Träger warten. Der Ärmste kam zirka eine Stunde nach mir an. In der Zwischenzeit zog ich mir alles an, was ich in der Fototasche zum Anziehen mit hatte. Nachdem Sessel gekommen ist, holte ich mir mein trockenes Zeug und ging duschen – endlich solar heated water und das war noch warm! Komisch, obwohl es eigentlich regnet und keine Sonne scheint. Mir war es Egal, auch wenn sie zum Wärmen des Wassers die Abgase von Yaks sammeln und verbrennen würden – Hauptsache einmal mehr als 8 Grad!
Im Speiseraum der Lodge ist es mittlerweile so kalt, das der Atem beim Ausatmen kondensiert… Ich hol mir gleich meine Jacke…
Gegen drei Uhr hörte es auf zu regnen. Ich ging mit meinen zwei Pappenheimern zu einem Hügel über dem Dorf und machte ein paar Zeitraffervideo vom Nebel. Dort traff ich drei Franzosen, die unter einem Apfelbaum campierten. Sie kochten auch selbst und waren auf very low budget unterwegs… Es fing wieder an zu tröpfeln und wir gingen zurück zur Lodge. Dort stellte ich die Kamera auf die Mauer ihres Kartoffelackers und machte wieder ein Zeitraffervideo. Ich ließ die Kamera stehen und ging einen Tee trinken. Sessel musste die Kamera bewachen. Er saß auf einem Stuhl mit meinem Regenschirm und sah zu wie die Kamera fast eine Stunde lang Bilder machte. Ich gab ihm nicht den Auftrag dazu – der kam von Santosh.
Nun sitze ich in der Lodge und lade die Bilder runter. Die jüngste Tochter der Lodgebesitzer sitzt hinter mir, schaut mir über die Schulter und kaut kuhähnlich einen Kaugummi. Blopp… sind wir bald da – nein – Das Blasen machen ist echt nervig.
In der Lodge ist es nach wie vor nicht wärmer… Ich glaube ich werde mir den Schlafsack überziehen… Telefon und Internet gibt es vielleicht ab morgen wieder…