Tag 11 21.04.2013
I’m singing in the rain – nein – nicht wirklich…
Kurz vor dem Aufstehen um 0700
hörte es auf, um nach dem Frühstück wieder anzufangen… Ich kaufte mir bei einem
kleinen Laden einen Regenschirm. Eigentlich hatte ich mir etwas knirpsähnliches
erwartet – bekam aber einen gehstockähnlichen Schirm… So stapfte ich mit meinem
Fotokram und dem Schirm los… entlang des alten Pfades des Annapurna Circuits…
Steintreppen auf, Steintreppen ab… irgendwie sah die Straße auf der anderen
Seite einladender aus… Scheiße – jetzt bin ich schon so weit, den Fortschritt
hier zu akzeptieren, ja sogar willkommen zu heißen. Am Ende voN tal traf ich
auf die Gruppe indischer Vermessungsingenieure und Geologen, die einen Staudamm
bei Tal planen. Ich habe noch nicht herausgefunden, ob der Damm kurz nach Tal
oder vor Tal gebaut werden soll – je nachdem wen man frägt, wird man eine
andere Antwort erhalten. Ich glaube mich aber erinnern zu können, dass ich im
Internet einen Artikel gelesen habe, dass der Damm vor Tal gebaut werden soll
und der Ort, so wie einige kleinere Siedlungen nach Tal geflutet werden sollen…
Schade, dann ist einer der schönsten Orte des Trekks für immer verloren. Ein
grund mehr, den Aufwand mit den Bildern zu treiben.
Endlich, nach einer Stunde auf
rutschigen Steinen voll mit Esseldung kam eine Hängebrücke auf die andere Seite
– zur Straße… Ich hörte förmlich die Stimme: „Luke komm auf die Andere Seite…“
also rüber und angenehmer dahin unserem Tagesziel entgegen… Plötzlich hörte ich
ein Poltern. Keine fünfzig Meter vor mir krachten ein paar Tonnen Steine auf
die Straße… Sie hatten sich etwa 20 Meter weiter oben aus der Felswand gelöst…
Na bravo. Gott sei Dank ist dieser Abschnitt heute mehr oder weniger vorbei…
Bagarcchap – ich kam mir vor wie
„Gorillas im Nebel“ – Nebelschwaden zogen durch die Felsen und Bäume über mir –
und – es regnete… Jetzt nervt das Wetter schön langsam…
Lodge! Ja – rein und auf den Träger
warten. Der Ärmste kam zirka eine Stunde nach mir an. In der Zwischenzeit zog
ich mir alles an, was ich in der Fototasche zum Anziehen mit hatte. Nachdem
Sessel gekommen ist, holte ich mir mein trockenes Zeug und ging duschen –
endlich solar heated water und das war noch warm! Komisch, obwohl es eigentlich
regnet und keine Sonne scheint. Mir war es Egal, auch wenn sie zum Wärmen des
Wassers die Abgase von Yaks sammeln und verbrennen würden – Hauptsache einmal
mehr als 8 Grad!
Im Speiseraum der Lodge ist es
mittlerweile so kalt, das der Atem beim Ausatmen kondensiert… Ich hol mir
gleich meine Jacke…
Gegen drei Uhr hörte es auf zu
regnen. Ich ging mit meinen zwei Pappenheimern zu einem Hügel über dem Dorf und
machte ein paar Zeitraffervideo vom Nebel. Dort traff ich drei Franzosen, die
unter einem Apfelbaum campierten. Sie kochten auch selbst und waren auf very
low budget unterwegs… Es fing wieder an zu tröpfeln und wir gingen zurück zur
Lodge. Dort stellte ich die Kamera auf die Mauer ihres Kartoffelackers und
machte wieder ein Zeitraffervideo. Ich ließ die Kamera stehen und ging einen
Tee trinken. Sessel musste die Kamera bewachen. Er saß auf einem Stuhl mit
meinem Regenschirm und sah zu wie die Kamera fast eine Stunde lang Bilder
machte. Ich gab ihm nicht den Auftrag dazu – der kam von Santosh.
Nun sitze ich in der Lodge und
lade die Bilder runter. Die jüngste Tochter der Lodgebesitzer sitzt hinter mir,
schaut mir über die Schulter und kaut kuhähnlich einen Kaugummi. Blopp… sind
wir bald da – nein – Das Blasen machen ist echt nervig.
In der Lodge ist es nach wie vor
nicht wärmer… Ich glaube ich werde mir den Schlafsack überziehen… Telefon und
Internet gibt es vielleicht ab morgen wieder…