Mittwoch, 12. November 2014

Tag 12 – 12.11.2014 – Sorry der Bruchpilot

Was ich gestern ganz vergessen habe zu schreiben… wir fuhren von Ranakpur Richtung Udaipur. Hügel rauf, Hügel runter ging die kurvige Landstraße durch viele kleine Ortschaften. Ich war müde und döste dahin. Plötzlich ein mords Kracher und unser Spiegel flog dahin. Sorry hatte in einem der Orte einen Wagen touchiert, der uns mindestens genauso blöd entgegen kam wie wir ihm. Sorry blieb stehen und zeterte wie ein Waschweib. Mir war es echt wurscht – war ja sonst nichts passiert. Sorry suchte den Spiegel, während der andere Fahrer einen Spiegel aufklaubte und bei uns versuchte in das Gehäuse einzupassen – das ging aber nicht, weil es nicht unserer war. Unserer sah aus wie eine Discokugel und sorry schüttelte ungläubig den Kopf. In dem Fall war ich mir nicht sicher, ob es ja oder nein bedeuten sollte – weil die Inder ja bei Ja mit dem Kopf hin und her wackeln. Also wenn man einen Inder vor einem hat und er ständig nickt, dann sollte man wissen, dass er keinen Plan hat und nicht einmal mehr Railway station versteht.
Heute fuhren wir in die Stadt zum Tempel. Auf einem steilen Stück – kawum. Ein Motorradfahrer kam uns zu nahe und schon hing sein Ofen in unserem Kotflügel. Wer schuld war – beide, der Motoradfahrer hätte sich nicht vorbeizwängen sollen und Sorry hätte ihn fahren lassen können. Der Biker sah komisch aus, er hatte ein Gurken ähnliches Gesicht, das fast halslos in den Körper überging – GG (Gurkengesicht) sah noch depperter drein, als ihn Sorry auf Hindi anschnauzte.
Beim Tempel traf ich den neuen Guide – ich nennen ihn Namenlos, weil ich mir seinen Namen nicht merkte. Der Hindu Tempel aus 1650 hat ganz nette abernicht herausragende Marmorstatuen. Weiter über einen anderen Tempel aus der gleichen Periode zum City Palace. Dort ist ein für einen Raja Palast typisches Museum untergebracht. Sehenswert sind aber die Pfauenmosaike, die aus buntem Glas in einer 3D Technik gemacht sind. In einem Teil des Palastes, der 1,5km lang ist, ist ein Hotel untergebracht. Im Mittelteil wohnt der ehemalige Raja und der Rest beherbergt das Museum. Es folgte eine Bootsfahrt auf dem Picchola lake, von der aus man die Paläste am Ufer sehr gut sehen konnte. Schwimmwesten musste man anlegen. Danke nein, eine verschimmelte Schwimmweste von irgendeiner Costa Versunkeria von Grancanari aus dem letzten Jahrtausend? Sicher nicht. Dagegen bin ich nicht geimpft.
Namenlos zeigte mir noch den Gemüse- und Gewürzmarkt. Hier war ich mir nicht sicher ob ich die Attraktion war oder die Händler, die ich fotografierte. Weiter zur Seilbahn auf einen Aussichtshügel. Wir verabschiedeten Namenlos und Sorry brachte mich dort hin. Er war irgendwie unwillig und ließ mich eigentlich weit vor dem Einstieg aussteigen. Ich ging das Ufer eines kleinen Sees entlang, einen Hügel rauf zur Seilbahn. 78 Rupee kostet die Fahrt. An Stelle der zwei Rupees Change bekam ich 2 Zuckerln – sie zipfen mich echt an. Bei der Seilbahn – es fahren zwei Kabinen rauf und zwei runter – wartete ich kurz. Dann stiegen zwei Inder in die erste Kabine ein und zwei in die Zweite. Es hätten noch weitere 8 Platz gehabt. Ich wollte einsteigen, da sagte der Wärter – you take next one. Ich: Why? There is more than enough space. Da sagten die zwei von der hinteren Kabine, ich solle kommen und erklärten mir dann, dass sie das wegen der Pärchen machen. Mah ist das nicht süß. Drei Herzerln sollte ich jetzt machen also Leeche ich mal <3<3<3. Echt super, für drei Minuten Fahrt mit einer sicher nicht TÜF geprüften Seilbahn bei der mir jedes China Plagiat lieber gewesen wäre als Indische Hightech. Von oben bot sich eine tolle Aussicht auf Udaipur und die Seen. Ich lief etwas herum und wollte wieder runter fahren. Die zwei Inder von früher warteten schon. Der Wärter stempelte mein Ticket ab, die Gondeln kamen und auch noch eine Gruppe anderer Inder. Der Wärter ließ sie einstiegen. Jetzt platzte mir der Kragen. Ich keifte ihn an: Is this last come first serve?  Er verstand nix. Einer der Inder übersetzte es ihm und schon wurde er kleiner – unter Teppich groß. So was kann echt nerven. Ordnung muss sein – ja und die zwei waren als erster da – also die zwei als erster rein! So nicht.
Wieder unten lief ich einmal um den See und fand Sorry auf dem Parkplatz. Wir fuhren los Richtung Monsoon Palace. Er bockte richtig und meinte. The Monsoon Palace is a – ich wusste was kommen würde – No. Ich meinte. The Monsoon palace is a Yes und klopfte das Ding bei Google rein. Schon hatte ich die Koordinaten und startete das Navi. Schau junge – da fahren wir – die Haveri 76 1,7km runter, dann links und so weiter. Sorry – bocken ist nicht – sonst bleiben wir stehen und ich hole die Peitschen aus dem Kofferraum!
Am Fuße des Hügels für den Palast musste ich Eintritt und eine Parkgebühr bezahlen. Die Straße ging steil und kurvig den Berg hinauf. Nach 10 Minuten waren wir oben. Von hier hat man einen schönen Ausblick auf die Hügel um die Stadt. Der Sonnenuntergang ist ganz OK. Eine Horde Inder verfolgte ihn mit mir gemeinsam und machte sich auch zeitgleich mit uns auf in die Stadt. Sorry musste mich in der Stadt abladen und war dann für heute entlassen. Ich glaube er ist froh, dass er mich bis morgen nicht sieht. Aber ich habe mir schon ein paar Schweinereien für morgen überlegt. Bocken ist nicht – und bocken wird morgen auch nicht sein!

Ich esse gerade eine Pizza in einem netten Restaurant und lausche dem Verkehr in der Stadt. Lauschen ist vielleicht der falsche Ausdruck, denn obwohl ich im Tempelbezirk sitze, ist ein andauerndes Hupen und Knattern in der Luft. Irgendwie hat mein Ohr aber begonnen diesen Grundlärm raus zu filtern und ich nehme ihn nur mehr unterbewusst wahr. Ich höre nur mehr, wenn sich ein Inder zu inbrünstig räuspert und einen Patzen gelb grünes Material auf die Straße spuckt.