Montag, 3. November 2014

Tag 3 – 03.11.2014 – Pushkar Mela – There is something like a free lunch…



Um 8:45 wartete ich auf Sorry. Sorry kam um 8:55 und meinte er gehe noch Frühstücken. Aha. Cool. Um 10 Nach Neun war der Herr Fahrer dann auch schon da. Wir fuhren nach Pushkar, wo er den Führer für den Markt treffen wollte. Ein Telefonat nach dem anderen. Yes we will meet here… ich stieg aus, mir wurde es zu blöd. Im Nu war auch schon ein Haufen Kinder da, die mich belagerten und Foto Money schreien. Foto und Money sind wahrscheinlich ihre ersten Worte. Mich würde es nicht wundern, wenn irgendein Inder seine Kinder Foto und Money taufen würde.

Die Zeit verging, der Führer kam nicht. Ich wurde schon etwas säuerlich und trieb ihn zum Geldwechseln. Den Moneychanger, den ausfindig machte, konnte er gleich wieder behalten. Ich lass mich nicht abzocken. Also wieder zurück auf den Führer warten. Um kurz nach Zehn war er dann da. Da war dann Adi sorry und Sorry war auch sorry – sorry, dass mir das echt wurscht war. Ich erklärte Sorry, dass er in Zukunft ZUERST den Adolf holt und dann mit Adi im Schlepptau ankommen soll. Ich werde nicht führerlos mit ihm auf Führersuche gehen – das führt echt zu nichts. OK – Adi war ein junger Student, der seinen BA in Computerschrauben gemacht hatte und auch nebenbei Handycrafts verkauft. Nein ich brauch nichts. Kein Schach, keinen Sonnenschirm und auch keine Polsterbezüge. Los ging es auf den Festplatz. Zuerst durch die Ecke mit den Pferden. Überall waren Pferde in den unterschiedlichsten Preisklassen. Von Schindermähren mit gebrochenem Bein bis zum Rennpferd, für das sie ein Podest aus Sand gebaut hatten, war alles vertreten. Auch ein blauäugiges Albino Pferd habe ich gesehen. Eines hatte anscheinend einen leichten Schlaganfall, weil die Zunge immer wieder raus hing. Immer wieder quatschten mich Horden von Mädchen an, die wollten, dass ich sie fotografiere – und danach kassieren. Nein sicher nicht – TFP – OK aber zahlen? Nein. Nach der 10 hatte ich die Schnauze voll. Einer erklärte ich sie habe zu unreine Haut – ihr Tag war im Arsch – die nächste wollte wieder_ You take my picture.“ „No I take mine“ … das ging so hin und her, bis ich sie endlich fotografierte. Dann poste sie was das Zeug hielt und finally – money. Nein… nein und noch einmal NEIN! Sie gab nicht auf. Sie wurde echt kreativ – „You give me what you want.“ „You can have a kiss!“ Sie riss die Augen auf uns schnaubte „You kiss me! I kill you!“ … ein junger Mann sah, dass sie sich echt aufregte und fragte mich was war. Ich erklärte es ihm und er lachte und sagte ihr auf Hindi, dass das eh voll OK wäre – woraufhin sie auf ihn noch wütender war als auf mich – give me Five – kleiner Inder.





Weiter ging es zum Kamelmarkt – dort gab es – Kamele mit zwei und vier Beinen und einen Deppen, der mir eine Minikobra in einem Körbchen zeigte – Yes King Cobra… Verry nice. Oh Gott – das kleine Tierchen geht in China nicht mal als Vorspeise durch. Dann wollte er 100 Rupees. Ich gab ihm 11, mehr Münzen hatte ich nicht. Gemaule…


Wieder zurück zum Hauptteil des Marktes – dort gibt es noch eine große Arena, in der sie die Tiere präsentieren, Volkstanz aufführen und sonstigen Blödsinn treiben. War nicht wirklich aufregend. Hinter der Arena ist noch ein Jahrmarkt mit Karussell und Riesenrad. Die Gondeln des Riesenrads haben nicht einmal Türen, sind einfach offen… dafür dreht sich das Ding rund 5 Mal so schnell, wie eines bei uns. Nein meine lieben Inder, so kommt ihr nie zur EU. Da muss dann schon noch die Schwanzhaarlänge der Kamele angepasst werden – sonst wird das nix mit EURasien..


Durst! Ich kaufte die zweite Flasche Wasser und trank den Liter auf einen Sitz aus. Es war recht heiß, mit 31 Grad. Na ja – endlich Sommer kann ich heuer sagen. Nach dem Jahrmarkt gingen wir in die Stadt. Unterwegs waren unzählige Bettler. Unter anderem auch eine Mutter mit ihrem Kind. Sie saßen auf einem kleinen Platz auf dem Boden, drei Meter von einem kleinen Ständchen mit Kram entfernt. Dem Standbesitzer waren sie ein Dorn im Auge. Er schimpft über seine Budel hinaus und geiferte. Ich verstand nichts, doch mein Führer machte schon ein eigenartiges Gesicht. Das kleine Mädchen fütterte seine Mutter. Die hatte einen total wunden Fuß und sah echt mitleiderregend aus. Neben ihnen hatten sie einen Topf für das Spendengeld – eh nur ein paar lausige Münzen. Plötzlich wurde es dem Ladenheini zu viel. Er kam hinter seiner Bude hervor, schwang bedrohlich einen Stock und schrie sie an. Als sie nur verdutzt schauten, steckte er den Stock in den Geldtopf und zog den 7-8 Meter weiter weg. Di kleine fing sofort an zu weinen. Er stürzte wieder zurück und fuchtelte wieder mit dem Stock. Ich schrie ihn auf English an: Stop. Bring the pot back! – er sah mich an und fuchtelte weiter mit dem Stecken schüttelte den Kopf. Ich packte seinen Steckenarm, verdrehte ihn dezent und marschierte mit ihm zum Topf, sah ihm in die Augen, sah auf den Topf und er schon ihn mit dem Bein zurück. Bücken konnte er sich nicht mehr. Kein Einziger der Anwesenden, nicht einmal die Polizei verzog nur eine Mine. Der Arsch hatte mich echt sauer gemacht. Kleinlaut verkroch er sich wieder hinter der Bude und maulte was zu den Polizisten, die ihn nur auslachten. Ich gab ihnen dann 100 Rupee. Damit war das Essen für den Tag wieder gesichert. Echt schlimm, wie viele Bettler sich hier versammeln. Das Fest zieht diese leider auch in Massen an.


Adi und ich gingen dann weiter zu einem Jain Tempel. Davor setzte ich mich auf ein Podest, von dem ich die Straße optimal im Blick hatte. Warum rumlaufen, wenn doch alle an mit vorbei kommen. Ich machte von dort echt geniale Bilder, konnte ich doch gleich sehen, ob etwas Interessantes kam oder nicht. Und keiner konnte mir ausweichen. Das Spiel trieb ich über eine Stunde lang – das Licht war dort einfach toll. Bei einigen Inderinnen dachte ich mir, es wäre gescheiter, wenn sie mit dem Schleier den Bauch verhüllen würden und nicht mit verschleiertem Gesicht, dafür bauchfrei herumlaufen würden.


Weiter Richtung Sikh Tempel. Unterwegs kam mir ein Sadhu entgegen und sprang sofort in Position. Habtacht und die Hand hoch – ich machte das Gleiche vor ihm – das war zuerst zu viel für ihn. Wir standen uns so fast dreißig Sekunden lang gegenüber, bis er mir die Zunge zeigte. Ich zeigte ihm auch gleich meine – jetzt mussten wir beide lachen, nickten uns höflich zu und gingen unserer Wege.


Beim Sikh Tempel hieß es wieder Schuhe aus, Füße waschen und rein in den Tempel. Ein freundlicher Priester gab mir eine Broschüre, die die Sikh Religion erklärt – wahrscheinlich ist das aber ein unkündbarer Abo Vertrag – ich habe das Kleingedruckte noch nicht gelesen. Unter dem Tempel ist die große Küche mit der Ausspeisung. Da bekommt jeder gratis ein Essen – das muss ich probieren. Chapati, Dahl und Rettich – eigenartige Kombination – aber einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Nach dem Gratisessen, gingen wir zum See zu einer Abendzeremonie. Ein Hindupriester wachtelte mit unterschiedlichen Kerzenleuchtern und segnete dann Alle mit Pushkar See Wasser.



Um 1900 wollte ich zurück zum Hotel, nur Sorry war nicht aufzufinden. Der Führer telefonierte, dann auch noch mit dem Führerhauptquartier – soll heißen seinem lokalen Boss – der konnte den Fahrer auch nicht finden. Wir nahmen dann ein Tuktuk und fuhren selber zurück. Ich sagte dem Boss noch, er solle Sorry ausrichten, er möge sich bei mir melden. Im Hotel angekommen, war mein Zimmer nicht geputzt, keine Handtücher da – nein – wieder in die Lobby, denen erklären, wie Zimmerservice funktioniert. Eine halbe Stunde später ging ich duschen. Seifte meine Haare und mich gründlich ein und… kein Wasser kam mehr aus der Brause. Kein warmes und kein kaltes! NEIIIIIN. Ich wickelte mir ein Handtuch um, ging in die Lobby und fragte wo der Pool sei. Sie schauten mich etwas verdutzt an, sah ich ja aus als hätte ich Tollwut im Endstadium, so voll Schaum war ich. „Why you want pool?“ – „To get the soap off me!“ – „No not in Pool!“ „Yes in Pool – there is no water coming from the shower!“ – „Oh sorry“ – „No POOL“ sie entschuldigten sich und brachten mir einen großen Eimer warmes Wasser – na was solls – so geht es auch. Ihr Hilltoptank war leer und sie pumpten erst wieder Wasser rauf.