Heute startete ich
mit einem Tuktuk zur Moschee am Ganges oder besser gesagt, ich wollte dorthin
fahren. Prinzipiell schreit jeder sofort, dass er weiß wohin du willst und
schon oft dort war, selbst wenn du sagen würdest, du willst nach Seigbichl bei
Moosburg. Wissen tun sie in Wirklichkeit nichts. Der Todel brachte mich
natürlich nur zum Hauptghat. Egal. Ich nahm mir dann noch eine Rikscha, was
sich als fast noch größerer Fehler herausstellen sollte. Superspeed schrie der
Padalero, trat wie ein Wahnsinniger in die Pedale und fuhr in einem
halsbrecherischen Zickzack Kurs zwischen Fußgägnern, Motorrädern, Tuktuks und
anderen Rikschas durch. Prinzipiell machte es ihm Spaß auf den anderen zu zu
fahren und im letzten Moment einen Haken zu schlagen. Dabei lehnte er sich noch
in die Kurven. Ich sagt Stop Superspeed – I want SAVE Speed. Gott sei Dank
waren wir dann da – wo ich nicht hin wollte. Direkt beim Hauptghat. Mit
motorisierten mehrspurigen Fahrzeugen, muss man rund 500 Meter weiter draußen
stehen bleiben. Ich regte mich gar nicht mehr auf und gab dem Trottel die
zwanzig Rupees, die wir ausgemacht hatten. Als er ein Bakschisch wollte, wurde
ich sauer und zeigte auf die Kirche vor der wir standen. This is not a Mosque! So you did not brought me to
the place you have. Why should I tip you? – Tip – no tip? - Nei yello! Und zwar
SCHNELL!
Ich kaufte mir ein
Coke Zero und hatte wieder genug 10 Rupee Scheine in der Tasche, glaubte ich
halt. Keine 200 Meter weiter, waren alle an Bettler und Sadhus verteilt.
Wenigstens hatte ich so gute Fotos bekommen. Mittlerweile bin ich so weit, dass
ich die Heinis so aufstelle, wie ich es haben will. Dreh dich um, schau in die
Sonne. Ich will dich nicht gegen das Licht fotografieren. Ja für Geld tun sie
alles. Bei den Bettlern muss man echt ein dickes Fell haben, so verstümmelt und
zugerichtet sind sie oft. Sie haben offene Wunden, es fehlen ihnen Gliedmaßen,
sie sind verstümmelt und haben Verwachsungen. Arme Schweine. Wie schlimm es
doch enden kann, wenn man auf der falschen Seite des Zaunes zur Welt gekommen
ist.
Immer wieder
quatschen mich Leute an – Where are you from? Where do you want to go to? Das sind
die zwei Standardfragen, die sie am liebsten in einer verschmelzen würden, um
noch schneller ans Ziel zu kommen, mir ihre Dienste anzubieten. Wenn man nur in
Ruhe fotografieren will, nervt das. Es nervt sehr. Der nächste, der auf mich
zustürzt, bekommt sein Fett ab. Ich packe ihn bei den Schultern, bevor er was
sagen kann schreie ich: Where are you from? What do you want? Where do you go to? – er schaut verdattert drein –
Why do you look so stupid? Why are you so ugly? Er stottert – ich mache
ihn nach Uhh ahhh – why can’t you speak? Why don’t you talk to me? Sein
stottern wird schlimmer? Are you the street idiot? Seine Kollegen lachen schon.
Er ist fertig mit der Welt. Ich gebe ihm einen Klaps auf den Hinterkopf und
meine Pfeife – gehe weiter und habe den Rest der Straße Ruhe. Der ist für lange
Zeit der Depp der Straße.
Beim letzten
Obsthändler kaufte ich noch schnell einen Haufen Bananen. Endlich war ich beim
Ganges. Ich ging in Richtung Mosche und fotografierte haufenweise Babas. Jeder
bekam dafür zwei Bananen und sah blöd aus der Wäsche. You do not take them? You are not real Sadhu. You are no holy man! – die echten Asketen wollen kein Geld, sondern
Essen. Also war diese Methode echt super. Jetzt waren sie schön in der
Zwickmühle – zugeben, dass sie nur Poser waren, die Kohle wollten oder doch den
Schein wahren und auf heiligen Mann machen. Geht doch – und schon sagten sie
Thank you zu den zwei Bananen. Na wartet – euch werde ich schon noch die Wadel
Richtung Ganges richten. Kurz vor der Moschee kam mir dann wieder ein Baba
entgegen. Ich hatte langsam genug von ihnen und meinte auf seine Frage – Photo –
you take my picture? Ah – you are not special, obwohl er echt lange
Rasterlocken hatte. Er sah mich ungläubig an. 100 Rupees – schrie er. Ich
schüttelte den Kopf und ging weiter. Er lief mir nach und mit jedem mal wurde
der Preis kleiner. Bei 20 Rupees angekommen, drehte ich mich um und meinte –
100 if you take a bath in the Ganges. Er meinte NO! – Ok 1000. Ich meinte No
und ging. Wieder purzelten die Preise. Diesmal lief er aber Richtung Wasser und
stand bei 100 schon Knie tief im Schlamm. Nein, da sind mir zu viele Boote und
es ist gegen die Sonne. Vielleicht am Nachmittag. Sagte es und ließ ihn stehen.
– Ach ja – ich bin aus Australien und fresse Kängurus. In Indien gibt es ja
keine, da muss ich halt auf Gurus umsteigen, davon habt ihr ja recht viele. So
bringe ich wenigstens Österreich nicht in Verruf, sondern nur die Aussies.
Endlich bei der
Moschee angelangt, saß, wie könnte es anders sein, ein Hindubaba vor dem
islamischen Heiligtum. 1000 Rupees schrie er von weitem. What for? War meine
Antwort – for a picture – meinte er. Ich sagte, sorry, so billig bin ich nicht.
Du kannst mich für einen Tag um 10.000€ buchen. Da kriegst du dann auch vorher
Hairstyling, Bad, Makeup und die Fingernägel werden wir dir auch noch kürzen.
Dann gehst als Liebling aller indischen Schwiegermütter durch, so wirst du
aussehen. Er verstand nur mehr Bahnhof und ich machte meine Fotos, ging in die
Moschee und dann wieder zu den Ghats. Neben einem richtigen Baba quatschte mich
ein Inder mit leiser Stimme an – Ganja, Hash, Opium? Ich fragte sehr laut:
What, I can’t hear you! Er wurde lauter, war aber noch immer viel zu leise. Das
Spiel trieb ich, bis er sehr laut war und dann meinte ich: Hash is for little
children. All I need is
speed, cocain or heroin – Der Sadhu bog sich vor Lachen und meinte: Hash is for
children. Ich setzte mich zu ihm und wir unterhielten uns
recht lange. Er findet es auch schlecht, wohin sich Varanasi und vor allem
Pushkar entwickeln.
Bei den Bruning Ghats
wollten mir wieder diverse Schlepper eine Permission for photography – yes documentation
– beschaffen. 20 Rupees pro Foto. Wie willst du die Klicks bei der D4s zählen?
11 Bilder in der Sekunde?!?! Genau! Und ich will die nicht fotografieren. Danke
es reicht mir die Wasserleiche von gestern. Irgendwie würden wir es ja auch
komisch finden, wenn bei uns ein Tourist auf einem Friedhof ein Begräbnis
fotografieren würde. Beim Chaihändler des Todes, wollte ich einen Chai haben. 5
Rupees – er kann nicht auf 100 rausgeben und ich hab es nicht kleiner – da sagt
ein netter Inder – sit down und schon habe ich einen Tee in der Hand. Ich trinke
ihn und unterhalte mich mit ihm. Er will wissen, wo er meine Bilder sehen kann
und wie ich auf Facebook heiße. Ich zeige es ihm und schon habe ich einen
Facebookfreund in Varanasi, der auch eifrig die Bilder kommentiert. Netter Kerl,
um die 50zig Jahre alt.
Um 1200 traf ich mich
mit Varun beim Hauptghat. Wir fuhren mit dem Auto zur größten Uni von Varanasi
und sahen uns dort einen Tempel an. Vor dem Tempel war eine WC Anlage, für
deren Benutzung man 2 Rupees zahlen musste. Ich gab der Tante 10 und wartete auf
mein Wechselgeld. Sie reagierte nicht. Varun meinte, er kläre das. Als ich aus
dem Pisswagen – anders kann man das Ding nicht nennen – wieder raus kam, meinte
Varun, sie gebe ihm kein Wechselgeld. Ich fragte – All are paying 2 Rupees – er
sagte Yes! Ich ging zu ihr: As Rupees! Was 8 Rupees heißt und hielt ihr die
Hand for die Nase. Sie reagierte nicht. Ich schrie sie an: give me my 8 Rupees
back: Sie griff in ihre Kasse und gab mir fluchend den Zehner zurück. Ich hasse
es, wenn man mich verarschen will. Hätte sie gesagt, pay what you want hätte
sie ihn bekommen – so aber nicht. Ich wollte auch nicht meine 10, sondern die 8
Wechselgeld zurück. Und: Stop
cursing – or I get angry. Still war sie.
Varun lachte. Was war
daran so schwierig, das Wechselgeld wieder zu bekommen? Als Inder solltest du
das schon leichter schaffen! Den Tempel bei der Uni besichtigt- weiter zur Map
of India – einer 3D Landkarte vom Indischen Subkontinent bis weit nach China
hinein. Ja nett – aber so der Bringer ist das nicht.
Ich verabschiede mich
von Varun und lasse mich von Sahel in der Stadt beim Hauptghat abliefern. Da
ich wieder Kleingeld brauche, kaufe ich um 10Rupees ein Packerl Butterkekse.
Die sollte später eine Hundemama mit ihren Welpen bekommen. Alle fressen gierig
und scheinen froh zu sein, endlich mal nicht aus dem Müll was zu suchen müssen.
Wieder fotografiere
ich Sadhus, Bettler und andere schräge Gestalten, laufe dann die Stiegen hoch
zurück in die Stadt und gehe durch ein paar alte schmale Gassen. Dort kaufe ich
mir ein süßes Brot, beiße zweimal ab und sehe wieder eine andere Hündin vor mir
sitzen und mich bettelnd ansehen. Na da hast das Ding. Ganz zart nimmt sie es
mit ihren Zähnen und frisst dann bedächtig das Brot auf.
Ich gehe wieder
zurück zum Ganges und stehe mitten auf dem zweiten burning Ghat. Do you want
Massage? Fragt mich einer neben einem brennenden Scheiterhaufen. Und ihr wollt
haben, dass man vor Euch und irgendetwas bei Euch Respekt hat? Yes here und
zeige auf eines der Verbrennungsghats. No not possible – ach wieso denn nicht?
Hast du jetzt etwas Skrupel?
Ich gehe zurück zu
meinem Lieblignsghat und schaue zu, wie ein Bauer seinen Büffel badet. Ja
Varanasi ist ein Dorf mit 3 Millionen Einwohnern.
Zum Barbier,
rasieren, bei einer Garküche ein paar südindische Spezialitäten essen und mit
einem Tuktuk heim fahren. Das Essen ist bei den Garküchen besser als in jedem
Restaurant. Kostenpunkt: 40 Rupees für die Rasur – sind 15 zu viel – ist mir
aber egal. Essen: 40 Rupees – typischer Preis für Einheimische auch und 16
Rupees für zwei Süßbrote. Wenn man will, kann man hier echt billig leben.