Frühstück – A la
Carte. Das hat vor und Nachteile. Es gibt eine riesen Auswahl aber man wartet
fast 30 Minuten bis man das Frühstück bekommt. Dafür gibt es perfekten Illy
Cappuccino. Morgen lass ich mir das Zeug aufs Zimmer kommen, da kann ich es
gleich nach dem Aufstehen bestellen und verliere nicht sinnlos Zeit. Vor dem
Hotel schnappte ich mir ein Taxi und fuhr nach Pashupatinath. Wieder musste man
gewisse Bereiche der Stadt großräumig umfahren. Für die Einheimischen ist es
echt eine Zumutung. Das geht sogar so weit, dass sie den Busbahnhof im Ratnapark
geschlossen haben und alle Busse irgendwo auf der Straße nach Baktapur starten.
Vom Ratnapark fahren die Busse in alle möglichen Destinationen Nepals ab. Das
was die Regierung hier betreibt ist reine Kosmetik. Kathmandu ist aktuell ein
Potemkin’sches Dorf. So eine sinnlose Spinnerei!
In Pashupati
angekommen, sah ich mir zuerst die Straßen rund um den Hindutempel an. Dort
findet man immer wieder interessante Gesichter. Leider sind es meist die
Bettler und Alten, deren Gesichter am Interessantesten sind. Eine alte Frau –
dem Aussehen nach zu urteilen über 80 Jahre alt kroch vor einem kleinen Schrein
aus einer dicken Decke. Sie hatte vermutlich die Nacht hier im Freien
verbracht. Aktuell hat es in der Nacht rund 6 Grad! Echt schlimm wie sie
teilweise leben müssen.
Vor dem Eingang zu
den Burning Ghats ist das Altersheim. Diesem statte ich jedes Mal mindestens
einen Besuch ab, sind doch gerade hier die besten Gesichter der Stadt
versammelt. Derzeit beherbergen sie 240 alte Leute, die keine Familie und
keinen Besitz mehr haben. Die Leute kommen aus ganz Nepal. Kurz nach meiner
Ankunft sollte eine nepalesische Familie Gaben, dies sie gespendet haben, an
die Alten verteilen. Es gab Socken, kleine Handtücher, Instantnoodles und eine
Packung Frootie (Fruchtsaft). Eine Glocke wurde geläutet und flink wie 100jährige
Wiesel stellten sich alle in einer Reihe an. Ich musste es filmen. Teilweise
hatten sie echt Spaß mit mir und führten sich auf, wie die kleinen Kinder.
Nachdem sie die Gaben erhalten hatten, wurden die erst einmal in Sicherheit
gebracht und dann einzeln angesehen. Eine Alte zupfte und zog an den
gepunkteten Socken herum. Eine andere prüfte ob das Handtuch wohl flauschig sei
und die nächste setzte sich gleich auf den Boden, um zitternd den Strohhalm in
das Packerl zu stecken und dann genüsslich den Saft zu schlürfen.
Nach dem Heim kaufte
ich für 1000Rupees – sind rund 8€ das Ticket und ging rein. Für nepalesiche
Verhältnisse ist das echt teuer. Vor allem gilt das Ticket nur an einem Tag!
Ich spielte mit den Sadhus, machte Bilder gab ihnen Bananen. Die waren aber
schnell weg. Dann gab ich einem 50 Rupees – oder wollte sie ihm geben. No 100
und er stieß meine Hand weg. OK – dann eben Nichts! Er schimpft. Ein paar
Nepali meinen 100Rupee. Ich sage sorry you are no holy man! You are not a real Baba. Er wird sauer. REAL BABA!
No- Real Babas do not urge for money. They want some food or to talk with them
– but they do not urge for anything. You do not accept the fifty and were
urging for more money – you are not a real Baba you are a greedy bastard! Sprach‘s und ließ ihn sitzen!
Auf zu den Ghats. Heute
ist Hochbetrieb. Auf der Seite der Normalos mit 8 Ghats brannten zumindest 4
Feuer und zwei neue Scheiterhaufen wurden gerichtet. Auf der Seite der
Privilegierten gibt es zwei Ghats. Eines war belegt und dahinter lagen 5
weitere Leichen. Ich machte Zeitrafferaufnahmen und Langzeitbelichtungen mit
Graufilter. Was man nicht alles macht, wenn man diese Sachen schon zu oft
gesehen hat. Ein Chinese mit zwei Canons sprach mich an ob ich professional
sei. Ja klar und fotografieren tue ich nur für National Geographic und die
Vogue. Er versinkt fast in Ehrfurcht. LOL. Da wir aktuell die Ghats von der
anderen Uferseite des Bagmatis aus fotografierten, erkläre ich ihm, dass er auch auf der anderen Seite direkt zu den Feuern gehen kann, weil er sich hier echt
blöd anstellt und eigentlich gerne möchte, sich aber nicht traut. Drei Minuten
später latscht er mir auf der anderen Seite durchs Bild. Ich gehe später auch
auf die Seite und staune nicht schlecht. Nachdem ein Toter verbrannt wurde und
das Ghat wieder gesäubert ist, streuen die Hinterbliebenen etwas Reis und
Tagetesblüten auf die Steinplattform. Eine Kuh stand dort und fraß seelenruhig
den Reis und die Tagetes. Auf der nächsten Plattform fraßen zwei Affen den
Reis. Einer von den Beiden dürfte sich einen Schädelbruch zugezogen haben. Der
Kopf war offen und der Knochen sah ziemlich beschädigt aus.
Weiter auf den Hügel
des Tempels. Ich trank ein Cola light und warf dann die Dose auf die Müllhalde
beim Affenspielplatz. Dort tummeln sich dutzende Affen und durchforsten den
Müll oder toben über die sandigen, steilen Hügel. Als ich wieder zurück zu der
Stelle kam, wo ich meine Dose deponiert hatte, sah ich, wie ein Affe sie gerade
zerrissen hatte und sie zerkleinerte oder fraß so genau konnte ich das nicht
feststellen.
Auf der anderen Seite
des Hügels lief ich runter und machte mich zu Fuß auf den Weg nach Boudhanat
zur großen Stupa. Kurz vor der Stupa war ein Optiker und ich fragte, ob sie
auch die Augen prüfen. Yes everyday after 16:30. OK – 400 Rupees und in eine
Liste eintragen. 3 Euro Fünfzig für den Check, das kann ich riskieren. Bezahlt,
meine Telefonnummer hinterlassen, gehe ich um 1500 verspätet Mittagessen zu
einem der Rooftop Restaurants in Boudha. Ich bekomme gerade meinen Salat, da
klingelt das Telefon. Can you come in 20 Minutes. OK I will come in 30. Aß
fertig, machte noch ein paar Bilder und ging wieder zum Optiker. Gespannt wie
ein kleines Kind war ich neugierig, was jetzt kommen sollte. Ich betrat einen
Raum hinter dem Verkaufsraum. Der war nicht schlechter ausgestattet, als ein
Augenarzt bei uns. Zuerst alles durchmessen, dann eine Testbrille erstellen und
jedes Auge testen – perfekt! Meine Kurzsichtigkeit hatte sich etwas verbessert,
was erklärt, warum ich mit meinen Brillen nicht mehr perfekt sehe. Jetzt noch
eine Brille aussuchen – sind echt unverschämt billig.
Nach dem Optiker ging
ich noch kurz zur Stupa, kaufte mir in einem Geschäft eine Kiste Cola light,
ist hier um 50% billiger als in Thamel und nehme ein Taxi zum Hotel. 400 Rupees
– ist der Einheimischen Preis – verlangt der Taxler. Er ist so dick, dass er
kaum hinters Lenkrad passt. Am Sitz hinter ihm würde sich sogar eine japanische
Geisha ihre Füße einklemmen, so weit hinten ist der. Er weiß nicht wo das Hotel
ist. Ich sage ihm an, wie er fahren muss. Na gut, dass ich mich in Kathmandu
jetzt echt schon sehr gut auskenne.
In der Stadt treffe
ich mich mit Tika – einem alten Freund, der eine Reiseagentur leitet. Er
organisiert mir den Trip zum Gadhimai Festival und ist selber so neugierig,
dass er mit kommt. Wird ein lustiger Roadtrip in den Süden von Nepal.