Samstag, 29. November 2014

Tag 28 – 28.11.2014 –Todesmarsch der Ziegen und Büffel…

Gadhimai – Gadhimai ist eine Göttin. Eine Göttin, die nach Blut dürstet. Alle fünf Jahre muss ihr Durst gestillt werden, sonst fallen den Männern die Penisse ab und den Frauen rollen sich die Fußnägel auf – oder so. Heuer war es wieder so weit. Befürworter und Gegner haben sich schon seit Monaten in Stellung gebracht und über die Presse und das Internet einen Schlagabtausch geliefert. Gadhimai ist Tradition – a centuries old tradition – sagen die einen. Gadhimai ist ein Massaker. Eine unvorstellbare Grausamkeit, sagen die anderen. Was werde ich sagen? Wahrscheinlich einen politischen Spagat zwischen Tradition und definitiv verbesserungswürdig – weil ich ja auch hier bin, um Bilder zu machen. Um etwas vorweg zu nehmen – ich hoffe, dass die Bilder dazu beitragen, das Fest im Westen publik zu machen und es radikal umzustellen oder abzuschaffen.
Centuries old tradition: glaubt man dem Internet, dann basiert das Fest auf einem Opfer, dass ein zu Unrecht Verurteilter 1840 der Göttin dargebracht hat. Er hat versprochen drei Tiere – eine Ratte, eine Taube und eine Ziege zu opfern, wenn er freigelassen wurde. Sehr zum Unglück der Tiere wurde er freigelassen. Nun wird alle fünf Jahre geschlachtet. Alles was vier Beine oder Flügel hat und keine Kuh ist.
Das Fest dauert ein Monat lang. Am 13. Und 14. Tag sind die Schlachttage. Der erste davon ist der Haupttag. An diesem werden zehntausende Büffel und noch viel mehr Ziegen und Hähne geköpft. Am Morgen des 13. Tages tötet der Tempelpriester nach den Eröffnungsritualen eine weiße Ratte (wir nennen sie liebevoll Bonny), Tauben, einen Hahn, eine Ziege und ein Schwein. Das Blut der Tiere – bis auf das des Schweins – wird auf das Bildnis der Göttin gespritzt. Das Schwein ist auch bei den Hindus unrein, darf zwar getötet und gegessen werden, die Göttin darf aber nicht mit seinem Blut verunreinigt werden. Umbringen tun wir es zur Sicherheit trotzdem. So hat das Schein nicht Schwein gehabt. Ist diese Tat vollbracht, werden noch die Klingen und Beile der Schlächter gesegnet und dann zieht die Meute in die Arena. Mögen die Spiele beginnen.
Zurück zum Start des Tages. Tika wollte erst gegen 7 oder 8 starten – weil das Massaker erst so um 10 oder 11 anfängt und es ja nur 25km von Birgunj nach Bariyarpur sind. Nein wir starten um 0500 – wir einigten uns dann leider auf 0600 und fuhren los. Dazu ist zu sagen, dass es in der Gegend zwei Bariyarpurs gibt. Eines ist 25km von Birgunj entfernt, das andere 56. Also zwischen 40 Minuten Fahrt oder 1,5 Stunden. Wir fuhren los und ich musste navigieren. Tika und Samu hatten keine Ahnung. Nach 12 km beim nächsten Ort wurde der Verkehr immer dichter. 2km später war Schluss. Wir mussten ca 10km laufen. Runter von der Straße, rein in die Großteils abgeernteten Reisfelder. Überall waren Kothaufen. Menschenkot. Wen wundert es? Da das Fest schon 12 Tage läuft und innerhalb der Gesamtdauer von 30 Tagen gut 7 Millionen Menschen, vor allem aus Indien kommen und rund um den Ort campieren, müssen diese ihre Notdurft irgendwo verrichten. Irgendwo ist dort, wo das Würsterl oder eher der Durchfall drückt. Also sind die Äcker und teilweise auch Wege in der Umgebung im wahrsten Sinne des Wortes zugeschissen. An den Haupttagen drängt sich hier ungefähr eine Million Menschen! Sie kommen Tage vorher aus Indien. Die Indische Regierung hat verboten Tiere auszuführen und kontrolliert die Grenzen sehr streng. So las ich in einer indischen Tageszeitung, dass sie in den letzten Tagen 75 Leute verhaftet haben weil sie über 250 Tiere über die Grenze bringen wollten. In Indien ist das Fest längst in Misskredit geraten. Hier in Nepal hingegen machen sie sich schon seit Monaten Sorgen, dass ihnen die Tiere ausgehen werden. Die indischen Gläubigen sind aber auch nicht blöd und haben ihre Tiere einfach schon ein Monat vorher zum Festplatz geschafft. Bariyarpur liegt nur wenige Kilometer von der indischen Grenze entfernt. Eigentlich könnte man sagen, dass der Schuss der indischen Regierung nach hinten losgegangen ist. Das Leid der Tiere wird dadurch nur vergrößert. So müssen sie viel länger zusammengepfercht und schlecht versorgt ausharren und auf ihren finalen Auftritt warten.
Wir mussten also 10 Kilometer durch den Dreck laufen. Entschädigt wurde ich durch die Lichtstimmung im Nebel bei Sonnenaufgang. Die schier endlose Menschenkarawane pilgerte der Sonne entgegen. Buben schoben Räder an denen in Jutesäcken gebundene Ziegen hingen. Ein Mann trug seine Ziege zum Todesplatz. Eine Familie trieb zwei Büffel vor sich her – eine Büffeldame und einen jungen Büffel. So wie sie hintereinander liefen waren es Mutter und Kind. Beide sollten den Tag nicht überleben.
Geopfert werden prinzipiell nur männliche Tiere – außer bei Büffeln – hier werden auch Weibchen geschlachtet.
Je näher wir Bariyarpur kamen, desto lauter wurde die Musik und desto mehr Camps durchquerten wir. Diese provisorischen Camps waren meist Plastikplanen, die zwischen zwei Traktoren gespannt waren auf irgendwelchen abgeernteten Reisfeldern. Die indischen Pilger, rund 70% der Teilnehmer also, fallen über die Gegend her, wie die Heuschrecken. Alles was noch nicht geerntet wurde, wird zu public domain erklärt und geplündert. So stehlen sie Zuckerrohr und reißen Rettiche aus den Feldern. Viel mehr gibt es aktuell nicht zu ernten. Als Einheimischer würde ich meine Felder verminen. Oh je – auf eine Miene gekackt? So ein Pech aber auch.
Bei einem Camp wurden ein paar Räucherstäbchen in die Erde gesteckt, ein kleiner provisorischer Altar mit roter Farbe und Reiskörnern errichtet. Irgendwelche Sprüche gemurmelt, dreimal verbeugt, dann kam der Star des Tages, der wichtigste Protagonist. Ein kleiner, schwarzer  Ziegenbock. Eilig wurde noch etwas Futter vor den Altar gestreut. In dem Moment, in dem sich die Ziege zum Fressen nach unten beugt, saust die gebogene Gurkha Klinge des Schlächters hernieder und trennt den Kopf vom Ziegenkörper. Die Ziege fällt um und das Blut spritzt auf den Altar. Der Durst der Göttin wird dadurch nur noch mehr angestachelt. Der Schlächter hält einen Finger auf die blutspritzende Halsschlagader und macht eine Tika auf die Kinder des Klans, die ihn beauftragt haben. Eine Tika ist der traditionelle rote Punkt, den die Hindus oft auf ihrer Stirn tragen. Der Schädel der Ziege versucht noch zu blöken. Reißt das Maul und die Augen auf, streckt die Zunge raus, doch ohne Stimmbänder und Luft aus den Lungen, kommt kein Ton aus dem Ziegenmaul. Ein Helfer des Schlächters schnappt sich den Kopf und wirft ihn in einen großen Sack. Das ist der Lohn für das Köpfen. Ein so ein Schädel kostet rund 100 Rupees. Es ist ja Fleisch drauf und auch das Gehirn kann man essen. Bis Zum Abend, sollte der Beutel prall gefüllt sein.
Jetzt mussten wir auch noch durch einen 10 Meter breiten, Knie tiefen Bach waten. Schuhe und Socken aus und rein in das Wasser. Schön vorsichtig. Ich will ja mein Kameras nicht ruinieren.
Je näher wir dem Festgelände kamen, desto enger wurde es. Rund um den Festplatz und den Tempel war es so eng, dass man nur mehr weitergeschoben wurde. Meine Brille hatte ich abgenommen, weil ich durch den Fotorucksack und die Kameras stark ins Schwitzen kam. Im Gedränge verlor ich dann ein Brillenglas. Na ja ist egal, mit der sehe ich ohnehin nicht gut. Wir fragten uns durch, wo denn die Tiere geschlachtet werden. Nach unzähligen Anläufen kamen wir zur Arena. Ein rund 70X120 Meter großer mit einer gut 2,5 m hohen Wand umgebener Platz, auf deren Mauer das Militär mit Maschinengewehren und Stöcken bewaffnet stand. In der Nähe des Gatters standen ein paar Fotografen. Da sind wir richtig. Es sollte sich herausstellen, dass man einen speziellen Pass vom Sanskrit Komitee braucht, um rein zu kommen. Na super – wie komme ich jetzt zu diesem Pass? Das weiß man auch nur dann, wenn man einen Nepali kennt, der schon da war und auch mit dem Komitee geredet hat. Mein Nepali war hier so nützlich wie ein Kropf. Also auf wir suchen das Komitee. Zur Schule da ist es. Im Schulhof wurden Tika unterschiedliche Sachen gesagt und er reimte sich seinen Teil dazu. Das war wie Stille Post und Pantomime zwischen einem Blinden und einem Taubstummen was die Nepalesen da aufführten und Tika herauslas. Derweil wurden im Schulhof gleich mal zwei Ziegen geköpft. Ich hatte so wenigstens schon ein paar Horrorbilder. Wieder raus. Wir eierten von einem Stand zum nächsten und kamen endlich zur Information. Wie gut die informiert waren, sah ich an der Aussage, dass die Büffel morgen geköpft werden. Das Schlachten hatte aber schon begonnen! Wieder zurück zur Schule fand ich das Office und drei Telefonnummern. Wir telefonierten sie durch, erreichten auch jemanden, der aber auf Grund des Lärms und der Hektik eher unfreundlich reagierte und wieder auflegte.
Also zur Mauer – dort stehen auch Nepali drauf – zwar nur kurz, weil sie sofort mit Stöcken wieder runtergejagt werden. Einem liebevollen Klapps folgte ein heftiger Stockschlag, sollte der Opponent nicht sofort reagieren. Tika meinte ich solle nicht rauf wegen der Soldaten. Ich sagte – wait – I know you und ging zu der Stelle mit den meisten Soldaten, zeigte ihnen die Kameras, gab Tika meinen Rucksack samt Kameras und stieg auf die Mauer. Die Soldaten halfen mir sogar. Als ich fest im Sattel – oder auf der Mauer saß, gab mir Tika die Kameras und ich hatte somit den Logenplatz. Erste Reihe, fußfrei. Mir bot sich eine perfekte Aussicht auf das Spektakel. In der Arena werden ungefähr 10.000 Büffel gewesen sein, von denen viele schon tot waren. Die anderen liefen panisch durch die Gegend oder lagen lethargisch neben ihren toten Freunden oder Verwandten. Ein Büffelkalb lag blutverschmiert neben seiner toten Mutter. Nur selten hob es den Kopf und brüllte verzweifelt. Man könnte es fast übersehen und so ging es den Schlächtern auch. Über eine Stunde lang sah es keiner, doch dann viel auch dieses Kalb einem Messerhelden auf. Er klopfte mit seiner Klinge auf das Kalb. Dieses reagierte nicht. Er zog es am Schwanz – nichts. Riss an den Ohren – nichts. Jetzt wollte er dem liegenden Kalb so den Schädel abschlagen. Da schüttelte ein anderer Schlächter den Kopf und zeigte, dass das Kalb stehen muss. Ordnung muss sein. Auch im Namen der Göttin. Mich würde interessieren, was man tun muss, um den Ort zu entweihen. Vielleicht würde das das Opfern stoppen? Vermutlich eine Kuh massakrieren oder die Göttin in Schweineblut baden. Wo sind die Aktivisten, wenn man sie einmal braucht. Kein einziger war hier, um gegen das Fest zu protestieren oder zu versuchen etwas zu verhindern. Vereint versuchten die zwei Schlächter das Büffelkalb zum Stehen zu bewegen. Nach einigen Minuten schlimmster Traktion stand das Kalb auch auf. Der unerfahrene Schlächter schlug mit seinem Messer zu. Das Kalb sackte zusammen, doch der Kopf ist noch nicht ab. Zuckend liegt es da, versucht zu schreien – es gelingt ihm auch. Herzzerreißend brüllt es noch einmal während der Schlächter weitere Male auf es einhackt, bis der Kopf endlich ab ist.
Andere Schlächter sind erfahrener. Sie schleifen immer wieder ihre Klingen und tasten den Nacken der Büffel ab, um die Wirbel zu fühlen und die optimale Stelle für den tödlichen Hieb zu finden. Sie schwingen die Klinge vom Rücken hoch über den Kopf und gehen während des Schlags in die Knie, um noch mehr Wucht zu erzielen. So ist der Kopf mit einem Hieb sauber vom Körper getrennt und das Blut spritzt meterweit aus den abgerissenen Arterien, während der Schädel in den Dreck fliegt und der Körper zusammensackt. Die noch lebenden Tiere versuchen verzweifelt zu entkommen. Doch es gibt kein Entkommen. Jeder Büffel, der die Arena betreten hat, wird diese nicht lebend verlassen. Es ist ein „dead end“ für Büffel. Ein alter Nepali saß neben mir auf der Mauer und zeigte mir immer wieder einen Büffel, der als nächstes geköpft werden sollte, wenn ich nicht gerade hin sah. Rund um mich versuchten immer wieder andere Einheimische auf die Mauer zu steigen. Waren sie oben wurden sie auch schon wieder mit Stockhieben verjagt. Mich rührte Niemand an – so gut kenne ich meine Pappenheimer ja schon. Zu meinem Platz muss ich sagen, dass er besser nicht sein hätte können. Die paar Fotografen, die in der Arena herumliefern hatten eine schlechtere Perspektive und keinen Überblick. Für einige von ihnen kann ich mich nur schämen. Ein paar Asiaten posierten mit einem noch lebenden Kalb – umarmten es – klick klick – ja ich will auch noch – Wechsel der nächste hielt das Kalb… und danach kam das Beil und das Kalb war tot. Die nächsten Idioten machten Selfies in Mitten der toten Tiere. Mich wundert echt, dass sich keiner eine Zigarre angezündet und mit einem Fuß auf einem toten Büffel gestanden ist.
Rund zwei Hundert Schlächter machten bis Mittag ca. 10.000 Büffeln der Gar aus. Bis zum Abend sollten es 30.000 Büffel sein. Beim letzten Gadhimai wurden in Summe fast 500.000 Tiere getötet. Egal wie, egal wo, die verzweifelten Tiere wurden gejagt, in die Enge getrieben, an Schwanz und Stricken um den Hals gehalten, bis sie geköpft wurden. Ein Stümper schlug zu und hieb ein Stück Fleisch aus dem Nacken eines Bullen. Dieser lief brüllend davon. Der Schlächter hinterher, schlug wieder und wieder zu. Erst nach dem dritten Hieb konnte der Bulle nicht mehr laufen, weil der Mann endlich die Wirbelsäule durchtrennt hatte. Weitere Schnitte später war der Kopf ab. Super Arbeit! Könntest bei den Taliban oder der IS anfangen und Geiseln enthaupten.
Nach gut zwei Stunden auf der Mauer hatte ich genug von dem Blutbad. Der Boden war übersät von toten Büffeln. Die Soldaten auf der Mauer machten Handyvideos und Fotos. Auch für sie war das Spektakel spannend anzusehen.
Aus der Sicht eines Fotografens muss ich ehrlich sagen – in dem Moment – in dem man durch die Kamera sieht und abdrückt, denkt man nur an das Bild. Wenn man dann die Kamera bei Seite legt und die Panik der wenigen noch lebenden Tiere sieht, die chancenlos flüchtend über ihre toten Artgenossen stolpern, dann versteht man die Welt nicht mehr. Noch schlimmer war das Jungtier, das hinter seiner Mutter her trottete, bis diese vor ihm tot umfiel, weil einer der Schlächter neben ihnen herrennend, quasi im Vorbeigehen der Mutter den Kopf abgeschlagen hat. Das Junge ließen sie dann noch länger neben seiner toten Mutter stehen. Es soll ja das Feeling richtig aufsaugen können. Vielleicht macht das Adrenalin das Fleisch ja mürbe. Ich glaube aber nicht, dass sie einen gourmettechnischen Hintergedanken verfolgen.
Ich hatte genug! Runter von der Mauer, noch ein paar Bilder machen vom Festplatz und dem Gedränge und wieder retour. 10km durch Staub und Dreck. Von der Straße bogen wir gleich wieder ab auf die Felder und liefen dort dahin. Unterwegs bot sich mir wieder ein farbenfrohes Bild der Menschen und dort und da wurde eine Ziege geköpft. Auf einem Feld machte ich kurz Rast, trank ein Cola und wurde von einem indischen Fernsehteam interviewt. Wie ich das Fest sehe und wie ich mich fühle. Ich gab ihnen eine aus meiner Sicht ehrliche Antwort – dass auch bei uns Tiere geschlachtet werden – in einer humaneren Art und Weise du nicht auf Grund eines religiösen Wahns. So lange sie wenigstens das Fleisch verwerten, kann man es ja noch in Ansätzen verstehen. Die Art, wie die Tiere getötet werden ist aber schon fragwürdig. Wir dürfen uns aber auch nicht aufregen. Als unser Glaube noch viel mehr vom Aberglauben und religiösen Wahn bestimmt war, haben auch wir Hexen verbrannt und anderen Wahnsinn gemacht. Sie waren mit meiner Antwort nicht zufrieden. Sie wollten von mir – schrecklich, grausig, gehört verboten hören. Verboten – das wird nicht funktionieren. Die Menschenmassen sind zu groß, um etwas zu verbieten. Aufklärung und Bildung sind der Schlüssel dazu, das Fest zu ändern.
Sie schaffen es ja nicht einmal Latrinen für die Leute zu bauen. Händler breiten ihre Decken am Boden des Festgeländes aus und wollen dort ihren Kram verkaufen. Sie haben in dem Gedränge aber alle Hände voll zu tun die Leute daran zu hindern auf ihre Stände zu trampeln. Auf dem Weg selbst bin ich über unzählige Flipflops gestolpert. In dem Gewusel tritt man zu oft auf den Schuh des Vordermanns und schwupp hin ist das Ding. Zurück mussten wir wieder durch den Bach, den wir auch am Morgen durchquert hatten. Diesmal ging es über eine Behelfsbrücke, die unter der Last der Menschen bereits halb zusammen gebrochen war. Die Zehn Kilometer zurück waren schon eher nervig. Ging es nicht wirklich schneller voran als am Morgen. Wieder beim Auto fuhren wir zurück zum Hotel. Tika hat den Auftrag in den nächsten Tagen das Festivalkomitee anzurufen und ein paar Hintergrund Informationen einzuholen. So weiß ich bis jetzt erst, dass die Köpfe der Büffel hinter der Arena vergraben werden, was auch den Bagger, der vor der Mauer stand, erklärte. Zerteilt werden die Tiere in der Umgebung aber nicht am Schlachtplatz,
Nach einigen Tagen fangen die Überrest und das Blut an zu verfaulen und verbreiten einen erbärmlichen Gestank, der die Einheimischen noch gut und gern zwei Wochen lang verfolgt. Das Fleisch wird größten Teils nach Indien verkauft. Die Ziegen werden direkt von den Familien, die sie opferten, verwertet.
Im Hotel putzte ich mein Equipment. Einmal bin ich im Dreck ausgerutscht und die Sonnenblende ist bis zum Filter im Dreck gesteckt. Ja im Feldeinsatz fließt Blut.
Um 1630 ließ ich mich von meinen zwei Pappenheimern wieder abholen und wollte den Sonnenuntergang irgendwo in der Nähe des Waldes fotografieren. Wir landeten auf einem Feldweg der auch ein Grenzübergang zu Indien war. Witzig. Auf der einen Seite des Bachs standen die nepalesischen Soldaten, auf der anderen die Inder. Es war aber alles sehr relaxed.

Wenn man das Gadhimai Festival und die Fotografen und Presse dort sieht, versteht man warum M. Gandhi gesagt hat „I believe in equality for everyone, except reporters and photographers.“ Aber andererseits, wenn Niemand diesen Irrsinn fotografiert und publiziert, wird die Öffentlichkeit nie wachgerüttelt werden. Sogar beim Fest selbst, sehen nur ein paar Tausend von den Millionen Menschen, wie brutal die Büffel dort getötet werden. Ich bezweifle leider, dass diese Zuschauer auch das Leid sehen. Sie sind eher wie der Alte neben mir auf der Mauer geil drauf den nächsten Kopf rollen zu sehen.