Freitag, 21. November 2014

Tag 21 – 21.11.2014 – Ich kauf mir Schneeschuhe…

Nach dem Frühstück stieg ich zu Sorry ins Auto und wurde bei der ersten Kreuzung wieder Zeuge seines Rituals, mit dem er den Segen seines Gottes erbittet. Mitten am Armaturenbrett ist ein Bild von irgendeinem Sikh Baba. Diese berührt er mehrmals, greift zu seinem Mund und seiner Stirn und blickt gen Himmel. Mit Babas Segen ging es also los nach Khajuraho. Durch kleine Ortschaften, vorbei an einer Leichenverbrennung. Die Fahrt verlief äußerst ruhig. Ich bin einmal froh früher am Ziel zu sein und keinen Stress zu haben. In Khajuraho steht nur ein alter Tempel auf dem Programm. Morgen fliege ich weiter nach Varanasi. Deshalb habe ich Sorry auch schon heute entlassen. Da er das Auto zurück nach Delhi bringen muss und von dort noch 8 Stunden mit dem Bus fahren darf, um zur Hochzeit seines Bruders zu kommen, kam ihm das recht willkommen. Ich frage mich, wie er es sonst bis Sonntag schaffen hätte sollen. Bis Agra braucht er von hier rund 12 Stunden, dann kann er einmal schlafen gehen und morgen noch gut vier Stunden bis Delhi. Da hat er keinen Stress, weil sein Bus erst um 15:00 geht. Ich bin gespannt, was das morgen für ein Theater mit dem Gepäck am Flughafen werden wird.
Jetzt habe ich mir im Hotel das Fitnesscenter angesehen – besser als nichts. Ich werde es heute sicher noch nutzen und ein paar Übungen machen. Um 15:00 gehe ich mir erst einmal den Tempel anschauen.
Die Tempel von Khajuraho stammen aus der Chandela Epoche und wurden zwischen 950 und 1150 erbaut. Sie sind vor allem durch ihre erotischen Kamasutra Darstellungen und extrem feinen Sandstein Schnitzereien bekannt. Trotzdem verirren sich nur etwa 500 Touristen pro Tag in diesen Ort. Teilweise erinnern die Kamasutra Darstellungen eher an wüste Orgien als an feine Erotik. Da wundert es einen auch nicht, dass sie es damals auch mit Pferden trieben. So schnell wie die Tempel entstanden sind, wurden sie auch wieder vergessen. Die Moguln haben hier nur wenig Schaden angerichtet und so sind viele Statuen noch gut erhalten. Das ASI macht auch recht gute Arbeit und ist dabei Tempel für Tempel zu restaurieren. Dazu werden sogar die Sockelsteine durchnummeriert, da sie den Sockel abtragen und neu aufbauen wollen.
Von der östlichen Tempelgruppe ging es weiter zu einem Tempel im Süden. Dieser ist nicht wirklich sehenswert, das Dorf rund herum hat schon mehr Charme. Ich fotografierte den Sonnenuntergang bei einem Teich. Die örtlichen Kinder waren sofort da und aggressiv lästig. Bis ich „yello nei“ – schrie – half nicht wirklich viel. Sie nervten tierisch und schrien die ganze Zeit “money money money“. Sie warfen Steine vor mir ins Wasser und sprangen rum wie 10 Rumpelstilzchen auf den falschen Drogen. Ich will nicht wissen, welche Pilze die in der Früh zu essen bekommen aber Fußpilz ist da sicher auch dabei und wenn ihr euch nicht sofort verpisst, dann werde ich euch meinen Fuß in den A. rammen.
Wieder im Hotel, musste ich schmunzeln. Der Teppichboden, den sie gerade neu verlegen, erinnert eher an ein Puff aus den 70ger Jahren als an ein Hotel. Wenn man darüber geht, sinkt man gut 2-3cm in den roten Flausch ein, so dick ist das Ding. Es fühlt sich an als würde man auf Schnee laufen.