Nach dem Frühstück
stieg ich zu Sorry ins Auto und wurde bei der ersten Kreuzung wieder Zeuge
seines Rituals, mit dem er den Segen seines Gottes erbittet. Mitten am
Armaturenbrett ist ein Bild von irgendeinem Sikh Baba. Diese berührt er
mehrmals, greift zu seinem Mund und seiner Stirn und blickt gen Himmel. Mit
Babas Segen ging es also los nach Khajuraho. Durch kleine Ortschaften, vorbei
an einer Leichenverbrennung. Die Fahrt verlief äußerst ruhig. Ich bin einmal
froh früher am Ziel zu sein und keinen Stress zu haben. In Khajuraho steht nur
ein alter Tempel auf dem Programm. Morgen fliege ich weiter nach Varanasi.
Deshalb habe ich Sorry auch schon heute entlassen. Da er das Auto zurück nach
Delhi bringen muss und von dort noch 8 Stunden mit dem Bus fahren darf, um zur
Hochzeit seines Bruders zu kommen, kam ihm das recht willkommen. Ich frage
mich, wie er es sonst bis Sonntag schaffen hätte sollen. Bis Agra braucht er
von hier rund 12 Stunden, dann kann er einmal schlafen gehen und morgen noch
gut vier Stunden bis Delhi. Da hat er keinen Stress, weil sein Bus erst um
15:00 geht. Ich bin gespannt, was das morgen für ein Theater mit dem Gepäck am
Flughafen werden wird.
Jetzt habe ich mir im
Hotel das Fitnesscenter angesehen – besser als nichts. Ich werde es heute
sicher noch nutzen und ein paar Übungen machen. Um 15:00 gehe ich mir erst
einmal den Tempel anschauen.
Die Tempel von
Khajuraho stammen aus der Chandela Epoche und wurden zwischen 950 und 1150
erbaut. Sie sind vor allem durch ihre erotischen Kamasutra Darstellungen und
extrem feinen Sandstein Schnitzereien bekannt. Trotzdem verirren sich nur etwa
500 Touristen pro Tag in diesen Ort. Teilweise erinnern die Kamasutra
Darstellungen eher an wüste Orgien als an feine Erotik. Da wundert es einen
auch nicht, dass sie es damals auch mit Pferden trieben. So schnell wie die
Tempel entstanden sind, wurden sie auch wieder vergessen. Die Moguln haben hier
nur wenig Schaden angerichtet und so sind viele Statuen noch gut erhalten. Das
ASI macht auch recht gute Arbeit und ist dabei Tempel für Tempel zu
restaurieren. Dazu werden sogar die Sockelsteine durchnummeriert, da sie den
Sockel abtragen und neu aufbauen wollen.
Von der östlichen
Tempelgruppe ging es weiter zu einem Tempel im Süden. Dieser ist nicht wirklich
sehenswert, das Dorf rund herum hat schon mehr Charme. Ich fotografierte den
Sonnenuntergang bei einem Teich. Die örtlichen Kinder waren sofort da und
aggressiv lästig. Bis ich „yello nei“ – schrie – half nicht wirklich viel. Sie
nervten tierisch und schrien die ganze Zeit “money money money“. Sie warfen
Steine vor mir ins Wasser und sprangen rum wie 10 Rumpelstilzchen auf den
falschen Drogen. Ich will nicht wissen, welche Pilze die in der Früh zu essen
bekommen aber Fußpilz ist da sicher auch dabei und wenn ihr euch nicht sofort
verpisst, dann werde ich euch meinen Fuß in den A. rammen.
Wieder im Hotel,
musste ich schmunzeln. Der Teppichboden, den sie gerade neu verlegen, erinnert
eher an ein Puff aus den 70ger Jahren als an ein Hotel. Wenn man darüber geht,
sinkt man gut 2-3cm in den roten Flausch ein, so dick ist das Ding. Es fühlt
sich an als würde man auf Schnee laufen.