Endlich gab es einmal
ein Frühstück, das der Hotelkategorie entsprach. Die Decke, die ich in Bikaner
gekauft habe, habe ich mit zum Auto gebracht, fein säuberlich verpackt. Sorry
war neugierig und fragte, was es ist und wo ich es gekauft habe. Ich meinte –
bei dem Kashmiri in Bikaner, zu dem mich er und Amanda geschleppt haben,
wohlweißlich wissend, dass das nicht stimmt. Bei Sorry sah man die Räder im
Gehirn förmlich klickern. Der macht dem
Kashmiri sicher Stress wegen der Kommission – ist doch witzig oder? Ich machte
mich danach mit meinem Hinduführer – Mohammed und Sorry auf den Weg zum See von
Jaisalmer. Hier ging es durch das Prostitutes Gate zu den alten Häusern um den
See. Das Tor hat vor über 100 Jahren eine Prostituierte gestiftet – damit es
nicht abgerissen werden konnte, hat sie oben gleich eine Krishna Statue drauf
bauen lassen – und schon war das Ding gebaut für die Ewigkeit. Rund um den See
wollen einem wieder einmal alle etwas verkaufen oder einen einfach tot
quatschen. Vom See aus sieht man auch das Fort mächtig über der Stadt thronen.
Kein Wunder, dass die Stadt – die goldene Stadt genannt wird. Das Fort ist aus
gelben Sandstein erbaut. Leider ist es ziemlich diesig und man kann seine
imposante Schönheit mit Fotos nicht einfangen.
Nach dem See ging es
geradewegs in das Fort. Es gibt genau einen Zugang. Durch vier Tore führt der
Weg in Serpentinen hinauf. Das war eine Verteidigungstechnische Maßnahme, um
die Elefanten der Angreifer zu verwirren. Den Weg säumten auch einige Bettler,
von denen eine Lepra verstümmelte Bettlerin mit ihren Handstummeln hervorstach.
Es ist teilweise echt schlimm, wie die Bettler hier leben. Eine blinde
Bettlerin, von der man nur weiße, kaputte Augen sah, sitzt in einem grünen Bollerwagen
und lässt sich mit dem Zur Arbeit fahren. Nein – uns geht es echt gut! Das Fort
selbst ist über 800 Jahre alt und wird von 4000 Menschen bewohnt. Kanalisation
gibt es nur bedingt. Das ganze Abwasser wird aber geradewegs in den Grund
geleitet und versickert. Nachdem das Fort ja auf einem Hügel steht, drückt es
das Wasser einfach unten aus der Mauer wieder raus und zerstört die Sandsteine
– so sind schon einige Teile zusammen gebrochen. Sie kommen mit dem Renovieren
nicht nach. Die UNESCO hat gemeint, dass das Fort in 15 Jahren zusammen brechen
wird, wenn sie nicht gravierend einschreiten, die Leute umsiedeln, eine
Kanalisation bauen und die Händler aus dem Fort schmeißen, sowie die Hotels
verbieten. Ich verstehe beide Seiten – einerseits, die Leute, die darin leben
und ihre Geschäfte haben, andererseits aber auch die Regierung, die das Fort
erhalten will. So kann es nicht weiter gehen. Im Fort gibt es auch sieben Jain Tempel
mit wunderschönen Steinschnitzereien. Die Statuen erinnern mehr an Angkor Wat
als an Indien. Ich lerne ein neues Wort – Paischa – heißt Geld – also Nei
Peischa – keine Kohle – hilfreich nach jedem Foto. Weil jeder Geld will. Ich
bin kein wandelndes Sparschwein und das Opferfest ist erst am 28. November und
zwar in Nepal. Im Tempel selbst klebt zig Male – „Do not touch the god“ – also war
ich bei den Untouchables…
Wieder außerhalb der
Festung sehen wir noch ein paar Havelis an. Die typischen Vierkanthäuser mit
ihrer Luftigen Bauweise. Davon kommt auch der Name – der Windhaus bedeutet. Im
Sommer schön Kühl im Winter leicht warm zu halten. Eine sehr clevere Bauweise.
Das größte Haveli ist so üppig mit Steinschnitzereien verziert, dass sein Bau
60 Jahre dauerte. Es wurde um 1865 errichtet.
Schnell ins Hotel den
Laptop holen, dann eine Massage, die sagen wir mal so – naja war und jetzt auf
einer Dachterrasse mit Fortblick eine Lassi trinken. Ich warte auf die Fahrt in
die Dünen von Sam, dort werde ich Kamelreiten, mir einen Volkstanz reinziehen
und etwas essen – schauen wir mal, was der Tag noch bringt.
Im Auto klingelte
mein indisches Telefon – Vodafone war dran. Ich habe zuvor einen elektronischen
Fragebogen bekommen, wie zufrieden ich mit dem Service im Shop gewesen bin –
auf einer Skala von 1-10 – Scheiße bis super) – ich gab ihnen eine 3. Jetzt
quatschte einer irgendwie unfreundlich auf Hinidi – ich verstand nur Vodafone und
meinte – Either you talk English or I hang up – nun kam eine sehr unfreundliche
Frage: „Why you ratet service with 3?“ – Ich hatte es im Fragebogen schon sehr
detailliert begründet – also wiederholte ich meine Punkte: Kein SIM Cutter,
keine Gutscheine und auch kein korrektes Wechselgeld – noch fragen. Die Stimme
am anderen Ende meinte – waht`s the problem? Ich fragte ihn ob er einfach nur
deppat sei oder das Service nennt? Er wollte noch was sagen, ich legte aber auf
– das tu ich mir nicht an.
Die Fahrt zu den
Dünen war recht unspektakulär, genauso wie der Ritt auf dem Kamel – Paulo war
sein Name. Der des Kameltreibers – Ali – ich hätte es lustiger gefunden, wenn
das Kamel Baba geheißen hätte, dann wären sie das Team Ali Baba gewesen. Auf
dem Weg zu den Dünen liefen einige Jungs mit Taschen voller Getränke herum –
cold Coke, cold Beer – nein danke. Es sah aus wie eine Müllhalde. Überall lagen
leere Flaschen und Plasticksackerl herum und warteten darauf vom Sand der Zeit
verschlungen zu werden. Man kann hier echt sagen – Die Wüste lebt! So viele
Touristen – meist Einheimische – laufen hier herum und lassen sich auf den
Dünen fotografieren. Ein paar Volkstänzer wollen die Tanz, Foto Rupee Show
abziehen – aber nein danke- mit dem Arsch wackeln kann ich selber auch.
Der Sonnenuntergang
ist komplett zum Schmeißen. Es ist zu diesig und die Sonne verschwindet schon
30 Minuten vor dem Horizont im Dunst. Schade aber ich kann es nicht ändern. Wir
fahren gerade wieder zurück nach Jaisalmer, wo ich Sorry in das nächste Terrassenrestaurant
treiben werde, um noch einmal Bilder vom Fort in der Nacht zu machen.
Wenigstens fährt er mit Abblendlicht, nicht so wie die meisten Tuktuks, die es
auch in der Nacht vorziehen, Strom zu sparen und kein Licht einzuschalten.