Samstag, 8. November 2014

Tag 8 – 08.11.2014 – The Untouchables

Endlich gab es einmal ein Frühstück, das der Hotelkategorie entsprach. Die Decke, die ich in Bikaner gekauft habe, habe ich mit zum Auto gebracht, fein säuberlich verpackt. Sorry war neugierig und fragte, was es ist und wo ich es gekauft habe. Ich meinte – bei dem Kashmiri in Bikaner, zu dem mich er und Amanda geschleppt haben, wohlweißlich wissend, dass das nicht stimmt. Bei Sorry sah man die Räder im Gehirn förmlich klickern. Der macht  dem Kashmiri sicher Stress wegen der Kommission – ist doch witzig oder? Ich machte mich danach mit meinem Hinduführer – Mohammed und Sorry auf den Weg zum See von Jaisalmer. Hier ging es durch das Prostitutes Gate zu den alten Häusern um den See. Das Tor hat vor über 100 Jahren eine Prostituierte gestiftet – damit es nicht abgerissen werden konnte, hat sie oben gleich eine Krishna Statue drauf bauen lassen – und schon war das Ding gebaut für die Ewigkeit. Rund um den See wollen einem wieder einmal alle etwas verkaufen oder einen einfach tot quatschen. Vom See aus sieht man auch das Fort mächtig über der Stadt thronen. Kein Wunder, dass die Stadt – die goldene Stadt genannt wird. Das Fort ist aus gelben Sandstein erbaut. Leider ist es ziemlich diesig und man kann seine imposante Schönheit mit Fotos nicht einfangen.
Nach dem See ging es geradewegs in das Fort. Es gibt genau einen Zugang. Durch vier Tore führt der Weg in Serpentinen hinauf. Das war eine Verteidigungstechnische Maßnahme, um die Elefanten der Angreifer zu verwirren. Den Weg säumten auch einige Bettler, von denen eine Lepra verstümmelte Bettlerin mit ihren Handstummeln hervorstach. Es ist teilweise echt schlimm, wie die Bettler hier leben. Eine blinde Bettlerin, von der man nur weiße, kaputte Augen sah, sitzt in einem grünen Bollerwagen und lässt sich mit dem Zur Arbeit fahren. Nein – uns geht es echt gut! Das Fort selbst ist über 800 Jahre alt und wird von 4000 Menschen bewohnt. Kanalisation gibt es nur bedingt. Das ganze Abwasser wird aber geradewegs in den Grund geleitet und versickert. Nachdem das Fort ja auf einem Hügel steht, drückt es das Wasser einfach unten aus der Mauer wieder raus und zerstört die Sandsteine – so sind schon einige Teile zusammen gebrochen. Sie kommen mit dem Renovieren nicht nach. Die UNESCO hat gemeint, dass das Fort in 15 Jahren zusammen brechen wird, wenn sie nicht gravierend einschreiten, die Leute umsiedeln, eine Kanalisation bauen und die Händler aus dem Fort schmeißen, sowie die Hotels verbieten. Ich verstehe beide Seiten – einerseits, die Leute, die darin leben und ihre Geschäfte haben, andererseits aber auch die Regierung, die das Fort erhalten will. So kann es nicht weiter gehen. Im Fort gibt es auch sieben Jain Tempel mit wunderschönen Steinschnitzereien. Die Statuen erinnern mehr an Angkor Wat als an Indien. Ich lerne ein neues Wort – Paischa – heißt Geld – also Nei Peischa – keine Kohle – hilfreich nach jedem Foto. Weil jeder Geld will. Ich bin kein wandelndes Sparschwein und das Opferfest ist erst am 28. November und zwar in Nepal. Im Tempel selbst klebt zig Male – „Do not touch the god“ – also war ich bei den Untouchables…
Wieder außerhalb der Festung sehen wir noch ein paar Havelis an. Die typischen Vierkanthäuser mit ihrer Luftigen Bauweise. Davon kommt auch der Name – der Windhaus bedeutet. Im Sommer schön Kühl im Winter leicht warm zu halten. Eine sehr clevere Bauweise. Das größte Haveli ist so üppig mit Steinschnitzereien verziert, dass sein Bau 60 Jahre dauerte. Es wurde um 1865 errichtet. 
Schnell ins Hotel den Laptop holen, dann eine Massage, die sagen wir mal so – naja war und jetzt auf einer Dachterrasse mit Fortblick eine Lassi trinken. Ich warte auf die Fahrt in die Dünen von Sam, dort werde ich Kamelreiten, mir einen Volkstanz reinziehen und etwas essen – schauen wir mal, was der Tag noch bringt.
Im Auto klingelte mein indisches Telefon – Vodafone war dran. Ich habe zuvor einen elektronischen Fragebogen bekommen, wie zufrieden ich mit dem Service im Shop gewesen bin – auf einer Skala von 1-10 – Scheiße bis super) – ich gab ihnen eine 3. Jetzt quatschte einer irgendwie unfreundlich auf Hinidi – ich verstand nur Vodafone und meinte – Either you talk English or I hang up – nun kam eine sehr unfreundliche Frage: „Why you ratet service with 3?“ – Ich hatte es im Fragebogen schon sehr detailliert begründet – also wiederholte ich meine Punkte: Kein SIM Cutter, keine Gutscheine und auch kein korrektes Wechselgeld – noch fragen. Die Stimme am anderen Ende meinte – waht`s the problem? Ich fragte ihn ob er einfach nur deppat sei oder das Service nennt? Er wollte noch was sagen, ich legte aber auf – das tu ich mir nicht an.
Die Fahrt zu den Dünen war recht unspektakulär, genauso wie der Ritt auf dem Kamel – Paulo war sein Name. Der des Kameltreibers – Ali – ich hätte es lustiger gefunden, wenn das Kamel Baba geheißen hätte, dann wären sie das Team Ali Baba gewesen. Auf dem Weg zu den Dünen liefen einige Jungs mit Taschen voller Getränke herum – cold Coke, cold Beer – nein danke. Es sah aus wie eine Müllhalde. Überall lagen leere Flaschen und Plasticksackerl herum und warteten darauf vom Sand der Zeit verschlungen zu werden. Man kann hier echt sagen – Die Wüste lebt! So viele Touristen – meist Einheimische – laufen hier herum und lassen sich auf den Dünen fotografieren. Ein paar Volkstänzer wollen die Tanz, Foto Rupee Show abziehen – aber nein danke- mit dem Arsch wackeln kann ich selber auch.
Der Sonnenuntergang ist komplett zum Schmeißen. Es ist zu diesig und die Sonne verschwindet schon 30 Minuten vor dem Horizont im Dunst. Schade aber ich kann es nicht ändern. Wir fahren gerade wieder zurück nach Jaisalmer, wo ich Sorry in das nächste Terrassenrestaurant treiben werde, um noch einmal Bilder vom Fort in der Nacht zu machen. Wenigstens fährt er mit Abblendlicht, nicht so wie die meisten Tuktuks, die es auch in der Nacht vorziehen, Strom zu sparen und kein Licht einzuschalten.