Freitag, 7. November 2014

Tag 7 – 07.11.2014 – Hau Du Du Du Du Du…

Frühstück hier ist echt zum Schmeißen – Toast mit übersüßer Marmelade oder irgendein fetter indischer Kartoffelschmarrn. Ich trink meistens einfach einen Eiweißshake, weil Milch haben sie ja. Der Kaffee ist auch so dünn, dass man davon sicher nicht munter wird. Weil ich den Sahker nicht schmutzig mitnehmen wollte, drückte ich ihn einem Kellner in die Hand und fragte, ob sie ihn mir weaschen könnten – etwas verdutzt sah er schon drein, aber keine zwei Minuten später hatte ich einen sauberen Shaker in der Hand. Wenn schon das Buffet Viersterne nicht verdient, das Service ist gut.
Sorry und ich fuhren also los Richtung Jaisalmer. Unterwegs machten wir noch bei einem Raja Palast, der jetzt ein tolles Hotel ist, Halt. Er liegt in einem Vogelschutzgebiet an einem kleinen See und ist wirklich sehenswert. Gajner bietet Ruhe und Luxus zugleich. Wer Zeit hat, sollte hier wenigstens für zwei Tage entspannen. Die Zugvögel überwintern hier Dezember und Jänner, jetzt waren nur ein paar kleine Papageien zu sehen. Ich entschloss mich noch zu einer kleinen Bootsfahrt, die man eigentlich des Lichtes wegen, am Nachmittag machen sollte. Am Nachmittag sollten wir aber schon 280km weiter in Jaisalmer sein! Man kann nicht alles haben.
Weiter ging es zu einem kleinen Dorf namens Kolayat. Es liegt etwa vier Kilometer abseits der Hauptstraße. Dort war heute auch ein Mela – ein Volksfest. Sie haben sogar ein Riesenrad – Ok eigentlich Minirad und ein kleines Autokarussell. Das Minirad besteht aus vier Bänken, die an einem Gerüst gelagert sind und sich gemeinsam drehen lassen. Alles Handarbeit – so ist es wichtig, dass die Passagiere – meist unter Tisch große Kinder, gleichmäßig auf die Gondeln verteilt werden, weil das Ding sonst nicht balanciert ist und sich nur mit extremen Kraftaufwand drehen lässt. Der „Driver“ oder eher „Turner“ hatte das voll drauf – und die Kinder kreischten vor Freude. Auch das Autokarussell war ein mit Hindipower (1HP – [Muskelkraft eines Inders] 0.3KP [Muskelkraft eines ausgewachsenen Kärntners]) betrieben. Der schlaffe Antrieb, tat aber der Freude der Kinder keinen Abbruch. Sie hatten eine Mordsgaudi. Ich ging in den Lokalen Sikh Tempel, sie wollten mich gleich wieder zum Essen einladen – danke nein, ich habe gerade gefrühstückt. Ein Sikh zeigte mir den Tempel und lud mich dann auch feinen Chai ein – das kann man doch nicht ablehnen. Wieder stiefelte ich über den Markt, gerade Wegs in die Arme einer Horde junger Inder, die ihr ganzes Englisch zusammenkratzten und Hau Du Du Du Du Du . hervorstotterten. Du Du Du – nicht Du sagen, wir kennen uns noch gar nicht und außerdem there are no strawberries on the mango tree and why don’t monkeys fly? Now you only understand railway station – oder? Sie grinsten und waren glücklich – glaubten sie ja, ich wolle mit ihnen kommunizieren. Du du du… aufpassen du!
Keine 50 Meter weiter saß der Dorftrottel auf einer Decke und jaulte mich freudig an – die haben echt noch nie einen Touristen gesehen. Amanda hat ja auch gemeint, die aus den Dörfern kommen einmal im Jahr in die Stadt und kennen sich mit dem Verkehr nicht aus – sie seien gefährlich. Wie sollen sie es denn wissen? Bei Amandas Aussage lag ein recht abfälliger Unterton in der Sprache – na ja wir machen uns ja auch über die Lovantoola lustig. Ich kaufte dem Dorftrottel ein paar Süßigkeiten und erntete noch mehr Gejaule – Du du du – nicht angreifen. Danke!
Auf dem Rückweg zur Hauptstraße blieben wir noch bei einer Ansammlung von Ziegelfabriken stehen. Die Arbeiter waren aber alle beim Mela – ja es ist Volksfest – da muss das ganze Volk hin. Ein paar Fotos gemacht und – on the road again…
Wir fahren weiter und Sorry bleibt bei einem Touristenimbiss stehen – danke ich trinke nur einen Tee und geh pinkeln. Der Kloboy will mir eine Serviette geben – was soll ich damit? Sorry – aber zum Reinigen meines Hinterns nach einem großen Geschäft reicht das Ding nicht aus. Also behalt es mal lieber. Die Straße selbst ist ganz akzeptabel, sodass wir eigentlich immer zwischen 50 und 80 km/h fahren – laut Tacho halt.  Immer wieder kommen uns atemberaubend überladene Gefährte entgegen oder wir zwängen uns an ihnen vorbei.
Irgendwann überholten wir dann einen Militärkonvoi, der Panzer transportierte. Unweit davon fuhren auch einige Panzer in der Wüste durch den Sand. Ich wurde zum Spion und fotografierte die letzten Aufschrei der indischen Militärtechnologie. Kurz danach kamen wir noch an einer Gruppe Baumwollpflückern vorbei, die ich natürlich fotografieren musste. Ich zwängte mich durch den Stacheldraht auf ihr Feld und war in meinem Element.
In Jaisalmer schleifte ich Sorry erst einmal zu einem Geldwechsler – you can Change in Hotel – meinte er. Ja klar für 68 statt 75? So einen Schuss müsste ich haben. Grundsätzlich gilt – je besser das Hotel, desto schlechter der Wechselkurs. Da sind sie echt unverschämt. Dann noch Getränke kaufen und ins Hotel. Hier gibt es sogar ein Fitnesscenter mit ein paar Geräten und Gewichten. Das muss ich natürlich gleich ausprobieren.
Zum Abendessen fahr ich mit Sorry wieder in die Stadt und diniere auf einer Dachterrasse mit Blick auf das Fort von Jaisalmer. Es schaut doch recht spektakulär aus. Zurück fahre ich mit einem TukTuk. Ich will Sorry ja nicht zu sehr strapazieren.