Frühstück hier ist echt zum Schmeißen – Toast mit übersüßer Marmelade
oder irgendein fetter indischer Kartoffelschmarrn. Ich trink meistens einfach
einen Eiweißshake, weil Milch haben sie ja. Der Kaffee ist auch so dünn, dass
man davon sicher nicht munter wird. Weil ich den Sahker nicht schmutzig
mitnehmen wollte, drückte ich ihn einem Kellner in die Hand und fragte, ob sie
ihn mir weaschen könnten – etwas verdutzt sah er schon drein, aber keine zwei
Minuten später hatte ich einen sauberen Shaker in der Hand. Wenn schon das
Buffet Viersterne nicht verdient, das Service ist gut.
Sorry und ich fuhren also los Richtung Jaisalmer. Unterwegs machten wir
noch bei einem Raja Palast, der jetzt ein tolles Hotel ist, Halt. Er liegt in
einem Vogelschutzgebiet an einem kleinen See und ist wirklich sehenswert.
Gajner bietet Ruhe und Luxus zugleich. Wer Zeit hat, sollte hier wenigstens für
zwei Tage entspannen. Die Zugvögel überwintern hier Dezember und Jänner, jetzt
waren nur ein paar kleine Papageien zu sehen. Ich entschloss mich noch zu einer
kleinen Bootsfahrt, die man eigentlich des Lichtes wegen, am Nachmittag machen
sollte. Am Nachmittag sollten wir aber schon 280km weiter in Jaisalmer sein!
Man kann nicht alles haben.
Weiter ging es zu einem kleinen Dorf namens Kolayat. Es liegt etwa vier
Kilometer abseits der Hauptstraße. Dort war heute auch ein Mela – ein
Volksfest. Sie haben sogar ein Riesenrad – Ok eigentlich Minirad und ein
kleines Autokarussell. Das Minirad besteht aus vier Bänken, die an einem Gerüst
gelagert sind und sich gemeinsam drehen lassen. Alles Handarbeit – so ist es
wichtig, dass die Passagiere – meist unter Tisch große Kinder, gleichmäßig auf
die Gondeln verteilt werden, weil das Ding sonst nicht balanciert ist und sich
nur mit extremen Kraftaufwand drehen lässt. Der „Driver“ oder eher „Turner“
hatte das voll drauf – und die Kinder kreischten vor Freude. Auch das
Autokarussell war ein mit Hindipower (1HP – [Muskelkraft eines Inders] ≈ 0.3KP [Muskelkraft eines ausgewachsenen
Kärntners]) betrieben. Der schlaffe Antrieb, tat aber der Freude der Kinder
keinen Abbruch. Sie hatten eine Mordsgaudi. Ich ging in den Lokalen Sikh
Tempel, sie wollten mich gleich wieder zum Essen einladen – danke nein, ich
habe gerade gefrühstückt. Ein Sikh zeigte mir den Tempel und lud mich dann auch
feinen Chai ein – das kann man doch nicht ablehnen. Wieder stiefelte ich über
den Markt, gerade Wegs in die Arme einer Horde junger Inder, die ihr ganzes
Englisch zusammenkratzten und Hau Du Du Du Du Du . hervorstotterten. Du Du Du –
nicht Du sagen, wir kennen uns noch gar nicht und außerdem there are no
strawberries on the mango tree and why don’t monkeys fly? Now you only
understand railway station – oder? Sie grinsten und waren glücklich – glaubten
sie ja, ich wolle mit ihnen kommunizieren. Du du du… aufpassen du!
Keine 50 Meter weiter saß der Dorftrottel auf einer Decke und jaulte
mich freudig an – die haben echt noch nie einen Touristen gesehen. Amanda hat
ja auch gemeint, die aus den Dörfern kommen einmal im Jahr in die Stadt und
kennen sich mit dem Verkehr nicht aus – sie seien gefährlich. Wie sollen sie es
denn wissen? Bei Amandas Aussage lag ein recht abfälliger Unterton in der
Sprache – na ja wir machen uns ja auch über die Lovantoola lustig. Ich kaufte
dem Dorftrottel ein paar Süßigkeiten und erntete noch mehr Gejaule – Du du du –
nicht angreifen. Danke!
Auf dem Rückweg zur Hauptstraße blieben wir noch bei einer Ansammlung
von Ziegelfabriken stehen. Die Arbeiter waren aber alle beim Mela – ja es ist
Volksfest – da muss das ganze Volk hin. Ein paar Fotos gemacht und – on the
road again…
Wir fahren weiter und Sorry bleibt bei einem Touristenimbiss stehen –
danke ich trinke nur einen Tee und geh pinkeln. Der Kloboy will mir eine
Serviette geben – was soll ich damit? Sorry – aber zum Reinigen meines Hinterns
nach einem großen Geschäft reicht das Ding nicht aus. Also behalt es mal
lieber. Die Straße selbst ist ganz akzeptabel, sodass wir eigentlich immer
zwischen 50 und 80 km/h fahren – laut Tacho halt. Immer wieder kommen uns atemberaubend
überladene Gefährte entgegen oder wir zwängen uns an ihnen vorbei.
Irgendwann überholten wir dann einen Militärkonvoi, der Panzer
transportierte. Unweit davon fuhren auch einige Panzer in der Wüste durch den
Sand. Ich wurde zum Spion und fotografierte die letzten Aufschrei der indischen
Militärtechnologie. Kurz danach kamen wir noch an einer Gruppe
Baumwollpflückern vorbei, die ich natürlich fotografieren musste. Ich zwängte
mich durch den Stacheldraht auf ihr Feld und war in meinem Element.
In Jaisalmer schleifte ich Sorry erst einmal zu einem Geldwechsler – you
can Change in Hotel – meinte er. Ja klar für 68 statt 75? So einen Schuss
müsste ich haben. Grundsätzlich gilt – je besser das Hotel, desto schlechter
der Wechselkurs. Da sind sie echt unverschämt. Dann noch Getränke kaufen und
ins Hotel. Hier gibt es sogar ein Fitnesscenter mit ein paar Geräten und Gewichten.
Das muss ich natürlich gleich ausprobieren.
Zum Abendessen fahr ich mit Sorry wieder in die Stadt und diniere auf
einer Dachterrasse mit Blick auf das Fort von Jaisalmer. Es schaut doch recht
spektakulär aus. Zurück fahre ich mit einem TukTuk. Ich will Sorry ja nicht zu
sehr strapazieren.