Das Frühstück war für
das beste Haus am Platz OK aber nicht umwerfend. Raj mein Guide wartete um 0900
schon auf mich und wir fuhren noch zu ein paar weiteren Tempeln und danach –
wie könnte es anders sein, zu noch einem Tempel, der an einem Fluss liegt. Hier
war die Brücke über den Fluss und die Menschen, die hier badeten, ihre Räder
wuschen oder sich sonst irgendwie beschäftigten, interessanter als der Tempel
selbst. Ich ging also zuerst zum Fluss und machte ein paar Bilder von den
Kindern, die mit Zahnbürsten ihre Räder wuschen. Mit Akribie bürstete einer der
Jungen die Kette seines Rades. Bringt ja eh nichts, ist nach 100 Metern wieder
total verstaubt.
Hier sind die
Einheimischen viel unfreundlicher und schnauzen einen doch recht heftig an,
wenn man ein Foto machen will. Bellende Hunde beißen ja bekanntlich nicht und
mein Ärmel ist dicker als deiner – also ist es mir ziemlich wurscht. Hindi
verstehe ich ohnehin nicht.
Nach dem Tempel
schleift mich Raj noch in ein Stonecarving Emporium – eine typische Touristenfalle.
Die Preise sind aber so unverschämt überhöht, und liegen beim 10 fachen von
dem, was man für gleiche Arbeiten auf Java zahlen würde. Sorry – so brauchen
wir nicht einmal zu handeln versuchen. Da verliere ich sogar die Lust nur
Ansatzweise über etwas nachzudenken. Ein Vishnu in der Größe meiner zwei Brahma
Statuen aus dem Stiegenhaus (so 110cm hoch und 50-60 cm breit) kostet
mindestens 7000€ nein, wenn ihr eine Null streicht, kommen wir ins Geschäft –
so nicht. Man muss schon ziemlich bescheuert sein, wenn man hier etwas kauft.
Ich habe es dem Heini vom Laden auch unverblümt gesagt, dass seine Preise
einfach nur lächerlich sind und ich da nicht einmal ansatzweise gewillt bin
auch nur ein Angebot zu machen. Ich kenne die Preise von Java, Kambodscha,
Vietnam und Nepal – also was willst du mit dem Irrsinn. Sofort stürzt er sich
auf andere Kunden.
Raj wundert sich,
dass ich nach 5 Minuten in dem Laden fertig bin. Sein Englisch ist überhaupt
eigenartig. Auch er hat diesen SCH Fehler, den schon der Miniaturheini aus
Bikaner hatte. So hieß es Eysch Nosch, girlsch und so weiter. Eine Sculputre
ist eine Sklepture und so weiter. Es ist schwer ihm zu folgen. Außerdem hat er
nicht kapiert, dass mich nicht jede dämliche Statue interessiert. Es ist mir
egal, ob die nach rechts schaut, nach links lehnt, sich die Fußsohle mit Henna
tätowiert, eine Flöte spielt oder die Flöte von ihrem Habschi bläst. Nein ich
habe genug von den Satuen – ja da ist noch Vishnu, das ist Shiva – ja weiß ich,
sehe ich am Dreizack – und Brahma haben wir auch noch. AUS – sonst kriegst du
gleich den Dreizack in den Hintern. Nicht den von Shiva sondern die Mistgabel,
die ich vor dem letzten Tempel gesehen habe.
Jetzt sitze ich in
einem Internetkaffee ohne Internet – weil das nicht geht – und tippe den
Reisebericht. Vor dem Kaffee haben es sich zwei Schlangenbeschwörer gemütlich
gemacht. Ich machen ein paar Fotos und muss echt aufpassen. Die zwei Schlangen
sind echt aggressiv. Sie schnappen um sich und beißen alles, was sich irgendwie
in ihrer Reichweite befindet. Danke – auch von einer zahnlosen Kobra muss ich
mich nicht beißen lassen.
Nach dem Kaffee lief
ich noch etwas über den großen Platz von Khajuraho. Jeder Idiot wollte mir was
verkaufen oder mich in sein Geschäft zerren. Irgendwann ist der Punkt erreicht,
da nervt das nur mehr. Vor allem, weil sie die Preise mittlerweile echt
unverschämt erhöht haben. Ich habe heute in Varanasi eine Buddhastatue aus
Bronze gesehen – die gleiche, die ich voriges Jahr in Nepal gekauft habe.
65.000 Rupees – sind rund 900€ - seid ihr irre? Oder habe ich nur immer gut
gehandelt?
Endlich geht es zum
Flughafen. Der Checkin ist gleich erledigt, dann heißt es warten. Bei der
Security wird meine ganze Fototasche zerlegt und alles dreimal geröntgt. Na
Gott sei Dank ist das dem Speicher ziemlich egal. Eine Gruppe Italiener will
auch durch die Sicherheitskontrolle. Sie wissen aber nicht, dass man Alkohol
auf Inlandsflügen nicht mitnehmen darf. Was tut man nun mit einer vollen
Flasche Old Monk Rum? Austrinken und alle Anwesenden mittrinken lassen. Ich
muss lachen, mir ist ja das Gleiche in Delhi passiert, doch ich habe es
geschafft meinen Rum nachträglich einzuchecken. Bei einem Old Monk hätte ich
mir das auch nicht angetan – aber so ein Schluck vor dem Flug, war schon ganz
OK.
Der Flug selbst
verlief eher ereignislos. Witzig sind die indischen Stewards – die eher
aussehen wie kirgisische Ringer als Stewards. Als alter Optimierer würde ich da
eher Hungerhaken von der Biafra Fraktion einstellen. 20kg pro Steward mal 3 pro
Flug – da sparen sie aufs Jahr gerechnet einige Tonnen Kerosin.
Mit einer Stunde
Verspätung kommen wir in Varanasi an. Das ist genau die Stunde, die wir in
Khajuraho später gestartet sind. Was soll’s. Der Repräsentant vom Reisebüro ist
ein unhöflicher Trottel. Ich schiebe meinen Gepäckwagen selber und er dackelt
neben mir her. Fragt nicht einmal ob er helfen kann. Dafür sind Varun der Guide
und Sahel der Fahrer sehr nett. Sahel sieht zwar nicht aus wie die Sahelzone,
ist aber ein total zuvorkommender Fahrer und echt bemüht.
Mit beiden geht es
zum Ganges und dann zu Fuß ein paar hundert Meter durch einen belebten Markt
zum Ufer. Dort ist eine ähnliche Lichterzeremonie wie in Pushkar, zu sehen. Ich
mache ein paar Bilder, ziehe mir das Zeug aber nicht bis zum Schluss rein,
sondern gehe wieder zurück. Unterwegs will ich Samosas essen. Varun sieht mich
ungläubig an – at a street kitchen? Ja und weiter? Warum nicht – die sind doch
gut. Ja aber du wirst Magenprobleme bekommen. Genau… ich werde euch morgen die
Karre voll sch….. . Mach dir da mal keine Sorgen und diesmal extrascharf. Waren
echt gut. Ich hatte auch schon extremen Hunger. Sogar der Indische Koch hatte
eine Freude, dass mir seine Samosas schmeckten.
Einchecken und dann
in eine Pizzaria – Lavaggi – soll ein gutes italienisches Restaurant sein – es stellte
sich als Barista heraus und hatte Lavazza Kaffee – aber keine Pizza. Manche
Wörter verhunzen sie hier echt. Also zum Piza Hut, eine kleine Pizza gefuttert
und mit einem Tuktuk zum Hotel. Der Fahrer hat sofort einen fairen Preis
gesagt, also wurde auch nicht gehandelt.
Morgen um 0545 fahren
wir zum Sonnenaufgang beim Ganges – mir fallen beim Gedanken daran jetzt schon
die Augen zu.
Irgendwie stumpfe ich
langsam echt ab. Heute auf dem Weg zum Ganges sind wir an unzähligen Bettlern
vorbeigekommen. Sieht einer schlimmer als der andere aus. Verstümmelt, krank,
mit offenen Wunden sitzen sie im Dreck und schnorren was das Zeug hält. Sie
sind mir heute aber mehr auf die Nerven gegangen als das sie mir leidgetan
hätten. Schon schlimm, wenn ich jetzt darüber nachdenke. Vielleicht sind aber
auch gerade die Kinder daran schuld, die sofort auf jeden Touristen und
besonders die mit Kameras losstürmen und gime money brüllen. Irgendwann werde
ich so einen Racker die Ohren langziehen. Oder ich war einfach schon zu müde
und zu hungrig. Sie sind echt arme Schweine. Wie gut geht es uns doch allen!