Beim Checkout gibt es
wieder die übliche Aufrunderei durch das Hotel. 5 Rupees, wer hat schon 5
Rupees? Ich habe sie. Ich hasse diese automatische Selbstverständlichkeit – ich
empfinde es als impertinente Frechheit!
Sorry versucht für
mich einen Weg auf den Hügel hinter dem Hotel zu finden, um noch einen Blick
auf das Fort zu haben. Wir scheitern aber trotz Navis kläglich. Dieses sollten
wir aber noch für die Fahrt aus Gwalior nach Orchha brauchen. Wir mussten dazu
in die Stadt und dann eine Ausfahrtsstraße später wieder raus. Sorry hörte
teilweise auf meine Ansagen. Teilweise, weil er nicht unter der Brücke durch
und dann rechts, sondern vor der Brücke rechts fuhr – shortcut. Ich meinte nur:
The shortcut is NO! Und schon waren wir Geisterfahrer auf dem Highway aus der
Stadt. Egal! Der nächste Kreisverkehr ist in 200 Metern – also den Warnblinker
an und durch das Getümmel.
Nun sind wir auf
einer typisch indischen Landstraße unterwegs und eiern nach Orchha. Unterwegs
kamen wir bei einer kleinen Zuckerfabrik vorbei. Fabrik ist maßlos übertrieben.
Es ist eine Presse, mit der der Saft aus dem Zuckerrohr gepresst wird und drei
große Töpfe, die in einen Lehmofen eingelassen, in der Erde stehen. Dort wird
der Sirup immer weiter eingedickt, schlussendlich abgeschöpft und in Formen zu
5kg zum Trocknen gegeben. Der Zucker schmeckt recht gut. 5kg kosten 150 Rupees
– also rund 2€. Beheizt wird das Ganze mit den trockenen Zuckerrohr Schnitzeln.
Zwei Frauen ziehen die Schnitzel von einem riesen Haufen zum Ofen und ein komischer
Kerl, stopft sie dann ins Feuerloch. In der letzten Pfanne brodelt gelb die
Melasse. 45kg Zucker werden so in einem Schwung hergestellt. Reich werden kann
da niemand. Wenn man vergleicht, dass man für ein kleines Glas Zuckerrohrsaft
schon 50 Rupees zahlt, dann ist der Zucker echt geschenkt. Für einen Kilo sind
sicher mindestens 10 Liter Sirup notwendig. Ich kaufe so einen Brocken und bin
schon gespannt, wie ich das Zeug heimschicken werde.
Der Chef der Anlage
gibt Sorry und mir sofort einen großen Becher Sirup zu trinken. Das Zeug ist
einfach nur gut.
Während der
Weiterfahrt google ich das Hotel und stolpere auch über ein paar negative
Bewertungen. Ich will vor dem Check in das Zimmer sehen und kann die negativen
Bewertungen in keiner Weise bestätigen. Alles ist in Ordnung. Sorry will
Mittagessen und erst um 1400 zur Sightseeing Tour starten. Ich sage er solle
mich im Ort aufklauben, ich sehe mir die Brücke und ein paar andere Sachen an.
Mitten durch Orchha fließt ein breiter Fluss, an dessen Ufer einerseits das
Fort und andererseits die Mausoleen der Könige aus dem 17-18JH stehen. Die
Mausoleen sollen bei Sonnenuntergang sehr gut aussehen. Ich werde es schon noch
mitkriegen. Im Fluss waschen die Einheimischen sich und ihre Wäsche. Ich beobachte
das Treiben und gehe dann in den Ort, kaufe ein paar Dosen Coke Zero – 30
Ruppes each… ist OK. Dann klauben mich Sorry und der Guide auf. Wir fahren zum
Fort. Großteils ist es in einem erbärmlichen Zustand. Die Wandmalereien
bröckeln und die Feuchtigkeit frisst sich durch. Was noch irgendwie OK war,
wurde von den einheimischen Touristen zerkratzt und mit ihren Namen bekritzelt.
Irgendwie glaube ich bei Inder fehlt ein „R“ am Anfang. Manchmal sind es echt
Ochsen. Vom Fort geht es weiter zum Ufer des Flusses. Von dort hat man eine
sehr gute Aussicht auf die Brücke und die Mausoleen. Wir sehen uns noch einen
Laxmi Tempel an, der durch seine Architektur hervorsticht. Außen ist er
dreieckig und innen quadratisch. Sieht spannend aus. Davor sitzt ein Sadhu, den
ich fotografiere. Er will dann 100 Rupees – richtige Sadhus wollen nichts, weil
sie nichts brauchen – nur die Poser wollen Kohle. Ich gebe ihm Zehn – die will
er nicht – OK dann kriegst nichts. Er läuft mir zum Auto nach aber ich gebe ihm
nichts mehr. Ja die Gier ist ein Schwein – hat mein Opa schon gesagt.
Schließlich sehe ich
mir noch die Mausoleen an und mache mich auf den Weg zur einspurigen Brücke.
Dort kommen ein Bus und ein Fußgänger gerade mal so aneinander vorbei. Trotzdem
stelle ich mein Stativ auf und mache Bilder. Ein Polizist stellt sich zu mir
und passt auf, dass mich auch ja kein Auto niederfährt. Sie machen sich also
doch Sorgen um ihre Touristen.
Nach dem
Sonnenuntergang bringe ich mein Zeug ins Hotel und lasse mich von Sorry in den
Ort bringen. Ich gehe noch Abendessen und treffe zufällig einen alten
Engländer, der die letzten 30 Jahre mehr oder weniger um die Welt gereist ist.
Er sieht eher aus wie ein Sadhu, als ein Tourist. Lange weiße Haare und einen
ebenso langen Bart hat er. Im Sommer arbeitet er in Spanien oder Frankreich als
Erntehelfer, den Rest des Jahres ist er in Indien unterwegs. Na ja – das ist
auch kein Leben. Mir gehen sie nun schön langsam wieder auf die Nerven. Das ewige – take picture, come to my shop und money
– zipfen.