Samu der Fahrer und
Tika standen Punkt 0745 vor dem Hotel. Alles verladen und los. Wir holperten
durch ein paar alte Straßen Richtung Ringroad von Kathmandu und fuhren dann
über die mir zur Genüge bekannten Straße Richtung Trisuli. Den Trisuli Highway
sollten wir bis Mugling folgen und dort dann links Richtung Chitwan abbiegen.
Zurück geht es einen kürzeren Weg – damit ich mehr von Nepal sehe. Mir ist es
gleich, ich kenne die Ecke gut genug. Ist wie nach Wien fahren – also tippe ich
die letzten Reiseberichte und nutze so die Fahrtzeit optimal aus.
Die Hügel um die
Straße versinken recht bald in einer dichten Nebelschicht. Wir fahren rund 200
Meter unter der Nebeldecke. Ich werde heute mal die Doppelmayr Seilbahn zu
einem Tempel rauf nehmen und mir das Ding endlich einmal ansehen. Jetzt war ich
schon so oft da und habe es immer verabsäumt da rauf zu fahren. Ich erhoffe mir
aus der Nebeldecke hinaus zu kommen und einen Blick über den Nebel zu haben.
Schauen wir mal, dann sehen wir schon…
Bei der Seilbahn
angekommen, jammert Tika rum, dass die Warteschlange viel zu lang sei – 2 Stunden
mindestens. Alter du hast keine Ahnung, wie eine Umlaufgondelbahn funktioniert.
Wenn du bei uns auf der Piste bei einem Lieft wegen der Leute zwei Stunden
wartest, gibt es Mord und Totschlag. Also Ticket kaufen. Es wäre nicht Nepal,
wenn der Tourist nicht ungleich mehr zahlen würde als der Einheimische. Jeder
Nepali zahlt 575 Rupee. Ich durfte gleich mal 2500 zahlen. Sind 20€! Für eine Ziege
zahlt man one way 220 Rupees. Runter kommt sie sowieso in einem Sack. Die Ziegen
haben eigene offene Gondelkisten, die sicher nicht von Doppelmayr gefertigt
wurden. Und wieder wäre es nicht Nepal, wenn man nicht als Tourist für diesen
Wucherpreis den Direktzugang an der Warteschlange vorbei nehmen könnte. Ich
hatte dabei nicht einmal ein schlechtes Gewissen, bei dem Preis muss man
Vorrang haben.
Die Fahrt ging über
ein kleines Dorf, das den Spitznamen NCell Village trägt. Alle Häuser sind
violett in der NCell Farbe gestrichen und auf vielen der Dächer prangert das
Firmenlogo. Auf gut halber Strecke durchbrachen wir die Nebeldecke. Es
herrschte strahlender Sonnenschein. Vom Ausstieg gingen wir durch einen kleinen
Ort zum Tempel. Es drängten sich die Leute und Tiere um den Tempel. Die
Schlange zum Anstellen ging durch den ganzen Ort bis zum Helipad am Berggipfel –
sicher 500 Meter weit. Tika meinte, dass wir uns da nicht anstellen. Ja da
hatte er recht, denn wo es einen Eingang gibt, gibt es auch einen Ausgang und
dort wartet normalerweise niemand – also rein aus Versehen beim Ausgang rein
und der Fisch war geputzt. Hinter dem Tempel, fand ich dann auch den
Opferplatz. Hinter einer Mauer stand auf marmornem Boden in einer riesigen
Blutlacke ein Nepalese – barfuß – versteht sich. Im Blutgulli lag ein
Ziegentorso, der noch etwas zuckte. Der Torso wurde von einer Familie in einen
Sack gestopft und mitgenommen. Der Kopf verschwand irgendwo hinter dem Tempel.
Das Blut spritzt teilweise auf ein Götzenbild und rinnt dann in einen Gulli
durch ein Rohr irgendwo in die Botanik. Die nächste Familie kam mit einem Hahn.
Der Schlächter packte diesen, legte seinen Hals auf einen Hackstock und trennte
den Kopf mit einem gekonnten Hieb seines Gurkhamessers ab. Das Blut spritze und
der Hahn landete flatternd im Gulli. Danach wurde er wieder im
Transportkörbchen verpackt und ab ging’s in Großmutters Kochtopf.
Eine Ziege wurde herangezerrt.
Pinkelte verängstigt ein letztes Mal auf die Stiege und landete auf dem
Marmorboden. Der Schlächter stellte einen Fuß auf die Ziege, bog den Kopf nach
hinten und durchtrennte mit einem sauberen Schnitt die Halsschlagadern und die
Kehle. Ein Hieb folgte und der Kopf flog zur Seite. Die Ziege sah mit weit
aufgerissenen Augen auf ihren Körper. Klar musste ihr dies Perspektive komisch
vorkommen. Sie versuchte noch etwas zehn Sekunden lang zu mähen und bewegte
dazu das Kiefer und die Lippen. Wild zuckend lag der Torso im Gulli. Auch
dieser wurde danach wieder eingesackt und der Schlächter steckte das Blutgeld
ein. Bei so viel Blut muss man auch mal die Hände putzen, da kommen einem Hindu
die buddhistischen Gebetsfahnen, die makabererweise über seinen Schlachtplatz
gespannt waren, sehr gelegen. Zwei Fahnen abgerissen und das Blut
reingeschmiert. Jeder Buddhist wäre jetzt in Ohnmacht gefallen. Ein Büffel
sollte auch geopfert werden. Dessen Enthauptung fand aber an einem anderen
Platz statt. Wieder zurück zur Gondel und runter zum Auto. Wir fuhren über
Mugling nach Hetauda. Tika wollte etwas Essen und ich sagte, dass ich Samosas
haben will. Für den Fahrer, Tika und mich Samosas und eine Flasche Wasser – 190
Rupees. 1,7€ und gut war es auch noch!
Langsam wurde es
dunkel und weder Tika noch der Fahrer hatten richtig Plan wo das Hotel ist.
Also fragen wir doch mal Dr. Google und schon war es gefunden.
Die Frage: Purpose of
Visit – beantwortete ich wahrheitsgemäß mit: Slaughter Animals…