Donnerstag, 27. November 2014

Tag 27 – 27.11.2014 – Blutige Einstimmung…

Samu der Fahrer und Tika standen Punkt 0745 vor dem Hotel. Alles verladen und los. Wir holperten durch ein paar alte Straßen Richtung Ringroad von Kathmandu und fuhren dann über die mir zur Genüge bekannten Straße Richtung Trisuli. Den Trisuli Highway sollten wir bis Mugling folgen und dort dann links Richtung Chitwan abbiegen. Zurück geht es einen kürzeren Weg – damit ich mehr von Nepal sehe. Mir ist es gleich, ich kenne die Ecke gut genug. Ist wie nach Wien fahren – also tippe ich die letzten Reiseberichte und nutze so die Fahrtzeit optimal aus.
Die Hügel um die Straße versinken recht bald in einer dichten Nebelschicht. Wir fahren rund 200 Meter unter der Nebeldecke. Ich werde heute mal die Doppelmayr Seilbahn zu einem Tempel rauf nehmen und mir das Ding endlich einmal ansehen. Jetzt war ich schon so oft da und habe es immer verabsäumt da rauf zu fahren. Ich erhoffe mir aus der Nebeldecke hinaus zu kommen und einen Blick über den Nebel zu haben. Schauen wir mal, dann sehen wir schon…
Bei der Seilbahn angekommen, jammert Tika rum, dass die Warteschlange viel zu lang sei – 2 Stunden mindestens. Alter du hast keine Ahnung, wie eine Umlaufgondelbahn funktioniert. Wenn du bei uns auf der Piste bei einem Lieft wegen der Leute zwei Stunden wartest, gibt es Mord und Totschlag. Also Ticket kaufen. Es wäre nicht Nepal, wenn der Tourist nicht ungleich mehr zahlen würde als der Einheimische. Jeder Nepali zahlt 575 Rupee. Ich durfte gleich mal 2500 zahlen. Sind 20€! Für eine Ziege zahlt man one way 220 Rupees. Runter kommt sie sowieso in einem Sack. Die Ziegen haben eigene offene Gondelkisten, die sicher nicht von Doppelmayr gefertigt wurden. Und wieder wäre es nicht Nepal, wenn man nicht als Tourist für diesen Wucherpreis den Direktzugang an der Warteschlange vorbei nehmen könnte. Ich hatte dabei nicht einmal ein schlechtes Gewissen, bei dem Preis muss man Vorrang haben.
Die Fahrt ging über ein kleines Dorf, das den Spitznamen NCell Village trägt. Alle Häuser sind violett in der NCell Farbe gestrichen und auf vielen der Dächer prangert das Firmenlogo. Auf gut halber Strecke durchbrachen wir die Nebeldecke. Es herrschte strahlender Sonnenschein. Vom Ausstieg gingen wir durch einen kleinen Ort zum Tempel. Es drängten sich die Leute und Tiere um den Tempel. Die Schlange zum Anstellen ging durch den ganzen Ort bis zum Helipad am Berggipfel – sicher 500 Meter weit. Tika meinte, dass wir uns da nicht anstellen. Ja da hatte er recht, denn wo es einen Eingang gibt, gibt es auch einen Ausgang und dort wartet normalerweise niemand – also rein aus Versehen beim Ausgang rein und der Fisch war geputzt. Hinter dem Tempel, fand ich dann auch den Opferplatz. Hinter einer Mauer stand auf marmornem Boden in einer riesigen Blutlacke ein Nepalese – barfuß – versteht sich. Im Blutgulli lag ein Ziegentorso, der noch etwas zuckte. Der Torso wurde von einer Familie in einen Sack gestopft und mitgenommen. Der Kopf verschwand irgendwo hinter dem Tempel. Das Blut spritzt teilweise auf ein Götzenbild und rinnt dann in einen Gulli durch ein Rohr irgendwo in die Botanik. Die nächste Familie kam mit einem Hahn. Der Schlächter packte diesen, legte seinen Hals auf einen Hackstock und trennte den Kopf mit einem gekonnten Hieb seines Gurkhamessers ab. Das Blut spritze und der Hahn landete flatternd im Gulli. Danach wurde er wieder im Transportkörbchen verpackt und ab ging’s in Großmutters Kochtopf.
Eine Ziege wurde herangezerrt. Pinkelte verängstigt ein letztes Mal auf die Stiege und landete auf dem Marmorboden. Der Schlächter stellte einen Fuß auf die Ziege, bog den Kopf nach hinten und durchtrennte mit einem sauberen Schnitt die Halsschlagadern und die Kehle. Ein Hieb folgte und der Kopf flog zur Seite. Die Ziege sah mit weit aufgerissenen Augen auf ihren Körper. Klar musste ihr dies Perspektive komisch vorkommen. Sie versuchte noch etwas zehn Sekunden lang zu mähen und bewegte dazu das Kiefer und die Lippen. Wild zuckend lag der Torso im Gulli. Auch dieser wurde danach wieder eingesackt und der Schlächter steckte das Blutgeld ein. Bei so viel Blut muss man auch mal die Hände putzen, da kommen einem Hindu die buddhistischen Gebetsfahnen, die makabererweise über seinen Schlachtplatz gespannt waren, sehr gelegen. Zwei Fahnen abgerissen und das Blut reingeschmiert. Jeder Buddhist wäre jetzt in Ohnmacht gefallen. Ein Büffel sollte auch geopfert werden. Dessen Enthauptung fand aber an einem anderen Platz statt. Wieder zurück zur Gondel und runter zum Auto. Wir fuhren über Mugling nach Hetauda. Tika wollte etwas Essen und ich sagte, dass ich Samosas haben will. Für den Fahrer, Tika und mich Samosas und eine Flasche Wasser – 190 Rupees. 1,7€ und gut war es auch noch!
Langsam wurde es dunkel und weder Tika noch der Fahrer hatten richtig Plan wo das Hotel ist. Also fragen wir doch mal Dr. Google und schon war es gefunden.
Die Frage: Purpose of Visit – beantwortete ich wahrheitsgemäß mit: Slaughter Animals…