Die Nacht war kurz –
um 04:45 stand ich auf und traf mich um 05:15 mit Nand dem Führer und Sorry.
Wir fuhren zum Meta Bagh garden – gegenüber dem Taj Mahal auf der anderen Seite
des Yamuna Flusses. Hier wollte Shah Jahan das zweite Taj Mahal in Schwarz
bauen. Leider kam es nicht dazu, weil er von seinem dritten Sohn gestürzt und
eingesperrt wurde.
Nand wollte in den
Garten, ich wollte aber die Straße vor dem Garten runter zum Fluss. Da ich mich
im Internet und über Google Maps schon informiert hatte, wusste ich, dass man
im Garten kein Stativ verwenden darf – komplett bescheuerte Anordnung – wie
soll man einen Sonnenaufgang und gerade das Zwielicht des Morgengrauens
vernünftig fotografieren, wenn man kein Stativ verwenden darf? Außerhalb des
Gartens sollte es gehen. Außerdem darf man bei dem Garten nur bis zur
Begrenzungsmauer, dann kommt ein 5 Meter breiter graben und ein gut 2,5 m hoher
Stacheldrahtzaun, den man dann bei jedem Bild super drauf hat – danke liebe
Inder – das ist nicht dämlich sondern sau blöd!
Gesagt getan – ich
stiefelte also runter zum Fluss. Kurz vor dem Ufer ist ein Militärposten – die
habe ich aus ihrem Morgenschlaf gerissen und für etwas Panik gesorgt. No – not
allowed – the River is No – Ich ließ Nand mit dem obersten Soldatenführer reden
– sozusagen von Führer zu Führer. Ging eiskalt weiter und stieg über den Zaun,
baute mein Zeug auf – dann checkten die Soldaten wo ich war. Der Oberst – den
erkennt man ganz leicht – weil je höher der Rang, desto dicker der Bauch, kam
angeschnauft – No Sir – ich – yes Sir – er No – not allowed. Ich erklärte ihm
warum ich genau hier Bilder machen wollte, zeigte ihm am Telefon ein paar
Bilder vom Palast der Winde und er verstand, dass es mir ernst war. Er sagte –
Ok. Go for it – na ja – gibt ja auch nette Soldaten. Nand war verblüfft. Ich
sagte ihm, dass mein Opa schon immer gemeint hat – wer viel fragt, geht viel
irr – also – Just do it!
Es war eigentlich
recht kühl – so 10 Grad. Die Inder bekommen da ja schon fast Frostbeulen.
Langsam ging die Sonne auf. Das Licht war einfach genial und die Bilder wurden
super. Nach einer Weile kam eine Gruppe Japaner – die stellten sich brav
draußen auf der blöden Seite des Zauns, wo ihnen auch Stauden im Weg waren auf
– da sah einer wo ich war und wollte da auch hin – diesmal kannte das Militär
keine Gnade und es hieß NO – da kam der andere Guide und schnauzte zu mir
rüber: Do you have permission? – Ich blaffte zurück: First the question is: Do
you have a permission sir! And second – how are you to ask me that question. Der Oberste schmunzelte und sah den Führer an – dieser wollte jetzt den
Soldatenführer etwas fragen, doch der herrschte ihn nur an – yes he has
permisson – sag ich ja – vom Obersten persönlich!
Nach dem
Sonnenaufgang hatte Nand eine gute Idee und wir fuhren gleich zum Baby Taj
genannten Itimad Du Daula Mausoleum, das von Nur Jahan, der Haupfrau von
Jahangir errichtet wurde. Jahangir war der Vater von Shah Jahan. Das Bauwerk
ist echt sehenswert, weil es kaum Touristen hier her verschlägt. Es wird zum
Sonnenaufgang, wie alle Sehenswürdigkeiten in Agra, geöffnet und zum
Sonnenuntergang geschlossen. Wir waren die ersten hier Dund ich hatte echt Ruhe
zum Fotografieren. Konnte sogar im Hauptraum mit den Sarkophagen meine Blitze
und Pocketwizards aufbauen und ein paar coole Bilder machen. Als wir gingen,
kam die erste Horde Japaner angestiefelt. Wir fuhren zum ASF Office – dort könnte
man um eine Sondergenehmigung für die Verwendung eines Stativs beim Taj Mahal
ansuchen und die auch recht einfach bekommen, wenn man die richtige
Fotoausrüstung vorweisen kann. Als wir dort ankamen, checkten wir erst, dass
heute Sonntag war und ich mir die Sondergenehmigung für Montag Sonnenaufgang in
die Haare schmieren konnte!
OK – Shit Happens,
ich muss sowieso nochmal nach Agra, wenn High Water season ist – Der Yamuna ist
jetzt eine ausgetrocknete Staubebene. Ich will das Taj noch einmal mit Spiegelung
im Yamuna haben und da habe ich alle Sondergenehmigungen die es gibt – sogar
die mit einem Boot vor dem Ding auf und ab zu fahren.
Wir machten uns auf
den Weg zum roten Fort von Agra, sahen uns dort die unterschiedlichen Paläste
und Räume an und gingen dann Mittag Essen – Dachterrasse mit Blick auf das Taj
– hat schon was! Wieder unten auf den Straßen stürzten Nand und ich mich ins
Getümmel. Wir fuhren mit einem Elektro Tuk Tuk – also eher einem SchnurrSchnurr
zum lokalen Markt. Jetzt gibt es für 14 Tage einen eigenen Winterkleidungsmarkt
– dort verkaufen vor allem Tibeter Chinesische Winterbekleidung in der man auch
einen Schneesturm auf dem Everest überleben würde. Auf meine Frage wie kalt es
im Winter werde – meinte Nand – cold – fünf Grad können es schon werden. Plus
fünf Grad wohl gemerkt. OK – der sollte mal bei minus 25 Grad auf die
Vertatscher gehen…
Kurz danach kam der
lokale Markt. So ein Gedränge habe ich selten erlebt. Fußgänger, TukTuks und so
weiter mischten sich zu einem chaotischen Knäuel von Hektik, Lärm und
Gedränge. Nand meinte, dass es hier
viele Taschendiebe gäbe und ich sagte – kein Problem ich pass schon auf. Von
einem Markt gingen wir zum nächsten, Über Gemüse zu den Gewürzen, weiter zu
Kosmetikkram – hier waren wir als Männer eher die Exoten, dann zu den Süßwaren
und wieder raus aus dem Gewusel. Beim Rausgehen kam mir ein Junge entgegen, der
sich mir in den Weg stellte und durch das Gedränge auf Tuchfühlung kam. Ich
drehte mich nach rechts, er drehte sich so mit, dass ich wieder nicht vorbei
kam. Das Ging zwei mal so hin und her, da spürte und sah ich seine Finger in
meine Hosentasche Richtung Geld fahren. Ich sah ihm in die Augen und riss mein
Knie nach oben. Zielgenau in seinen Schritt – seine Hand war schlagartig
verschwunden und er versank auch komischerweise in der Menge. Nand meinte, what happend? Ich sagte – I think he
is not feeling well. Wir gingen einen Kaffee trinken und
Nand fragte was wirklich gewesen sei – ich meinte nur, dass er versuchte meine
Geldtasche zu stehlen und ich das Problem kurz und schmerzvoll selbst gelöst
habe. Meinen Pfefferspray kann ich ja in so einer Menge nicht einsetzen.
Zurück zum Hotel,
kurz duschen und dann erneut ab zum Meta Bagh. Wieder Sondergenehmigung. Der
Sonnenuntergang sollte aber bei weitem nicht so toll sein, wie der
Sonnenaufgang. Als dieser schon im Vollen Gang war, kam eine Gruppe von
Amerikaner mit einer Leiter und einem Hofen Fotokram sowie einigen Trägern
bewaffnet und einer Sondergenehmigung in der Hand, an. Sie durften in das ausgetrocknete
Flussbett und von dort auf der Leiter Fotos machen. So wie sich diese Profis
anstellten, würde ich die Bilder gerne sehen, das war eher ein hektisches
Herumgeknipse als gezieltes Fotografieren. Ich sollte sie am nächsten Tag
wieder treffen.
Auf dem Rückweg
blieben wir bei Subways stehen. Ich wollte für heute Abend und morgen zum
Anstellen bei der Warteschlange zum Taj noch ein paar Sandwiches kaufen. Nicht
scharf! Sinnlos – die Dinger sind immer scharf.