Dienstag, 18. November 2014

Tag 16 – 16.11.2014 – Don’t ask – Just do it…

Die Nacht war kurz – um 04:45 stand ich auf und traf mich um 05:15 mit Nand dem Führer und Sorry. Wir fuhren zum Meta Bagh garden – gegenüber dem Taj Mahal auf der anderen Seite des Yamuna Flusses. Hier wollte Shah Jahan das zweite Taj Mahal in Schwarz bauen. Leider kam es nicht dazu, weil er von seinem dritten Sohn gestürzt und eingesperrt wurde.
Nand wollte in den Garten, ich wollte aber die Straße vor dem Garten runter zum Fluss. Da ich mich im Internet und über Google Maps schon informiert hatte, wusste ich, dass man im Garten kein Stativ verwenden darf – komplett bescheuerte Anordnung – wie soll man einen Sonnenaufgang und gerade das Zwielicht des Morgengrauens vernünftig fotografieren, wenn man kein Stativ verwenden darf? Außerhalb des Gartens sollte es gehen. Außerdem darf man bei dem Garten nur bis zur Begrenzungsmauer, dann kommt ein 5 Meter breiter graben und ein gut 2,5 m hoher Stacheldrahtzaun, den man dann bei jedem Bild super drauf hat – danke liebe Inder – das ist nicht dämlich sondern sau blöd!
Gesagt getan – ich stiefelte also runter zum Fluss. Kurz vor dem Ufer ist ein Militärposten – die habe ich aus ihrem Morgenschlaf gerissen und für etwas Panik gesorgt. No – not allowed – the River is No – Ich ließ Nand mit dem obersten Soldatenführer reden – sozusagen von Führer zu Führer. Ging eiskalt weiter und stieg über den Zaun, baute mein Zeug auf – dann checkten die Soldaten wo ich war. Der Oberst – den erkennt man ganz leicht – weil je höher der Rang, desto dicker der Bauch, kam angeschnauft – No Sir – ich – yes Sir – er No – not allowed. Ich erklärte ihm warum ich genau hier Bilder machen wollte, zeigte ihm am Telefon ein paar Bilder vom Palast der Winde und er verstand, dass es mir ernst war. Er sagte – Ok. Go for it – na ja – gibt ja auch nette Soldaten. Nand war verblüfft. Ich sagte ihm, dass mein Opa schon immer gemeint hat – wer viel fragt, geht viel irr – also – Just do it!
Es war eigentlich recht kühl – so 10 Grad. Die Inder bekommen da ja schon fast Frostbeulen. Langsam ging die Sonne auf. Das Licht war einfach genial und die Bilder wurden super. Nach einer Weile kam eine Gruppe Japaner – die stellten sich brav draußen auf der blöden Seite des Zauns, wo ihnen auch Stauden im Weg waren auf – da sah einer wo ich war und wollte da auch hin – diesmal kannte das Militär keine Gnade und es hieß NO – da kam der andere Guide und schnauzte zu mir rüber: Do you have permission? – Ich blaffte zurück: First the question is: Do you have a permission sir! And second – how are you to ask me that question. Der Oberste schmunzelte und sah den Führer an – dieser wollte jetzt den Soldatenführer etwas fragen, doch der herrschte ihn nur an – yes he has permisson – sag ich ja – vom Obersten persönlich!
Nach dem Sonnenaufgang hatte Nand eine gute Idee und wir fuhren gleich zum Baby Taj genannten Itimad Du Daula Mausoleum, das von Nur Jahan, der Haupfrau von Jahangir errichtet wurde. Jahangir war der Vater von Shah Jahan. Das Bauwerk ist echt sehenswert, weil es kaum Touristen hier her verschlägt. Es wird zum Sonnenaufgang, wie alle Sehenswürdigkeiten in Agra, geöffnet und zum Sonnenuntergang geschlossen. Wir waren die ersten hier Dund ich hatte echt Ruhe zum Fotografieren. Konnte sogar im Hauptraum mit den Sarkophagen meine Blitze und Pocketwizards aufbauen und ein paar coole Bilder machen. Als wir gingen, kam die erste Horde Japaner angestiefelt. Wir fuhren zum ASF Office – dort könnte man um eine Sondergenehmigung für die Verwendung eines Stativs beim Taj Mahal ansuchen und die auch recht einfach bekommen, wenn man die richtige Fotoausrüstung vorweisen kann. Als wir dort ankamen, checkten wir erst, dass heute Sonntag war und ich mir die Sondergenehmigung für Montag Sonnenaufgang in die Haare schmieren konnte!
OK – Shit Happens, ich muss sowieso nochmal nach Agra, wenn High Water season ist – Der Yamuna ist jetzt eine ausgetrocknete Staubebene. Ich will das Taj noch einmal mit Spiegelung im Yamuna haben und da habe ich alle Sondergenehmigungen die es gibt – sogar die mit einem Boot vor dem Ding auf und ab zu fahren.
Wir machten uns auf den Weg zum roten Fort von Agra, sahen uns dort die unterschiedlichen Paläste und Räume an und gingen dann Mittag Essen – Dachterrasse mit Blick auf das Taj – hat schon was! Wieder unten auf den Straßen stürzten Nand und ich mich ins Getümmel. Wir fuhren mit einem Elektro Tuk Tuk – also eher einem SchnurrSchnurr zum lokalen Markt. Jetzt gibt es für 14 Tage einen eigenen Winterkleidungsmarkt – dort verkaufen vor allem Tibeter Chinesische Winterbekleidung in der man auch einen Schneesturm auf dem Everest überleben würde. Auf meine Frage wie kalt es im Winter werde – meinte Nand – cold – fünf Grad können es schon werden. Plus fünf Grad wohl gemerkt. OK – der sollte mal bei minus 25 Grad auf die Vertatscher gehen…
Kurz danach kam der lokale Markt. So ein Gedränge habe ich selten erlebt. Fußgänger, TukTuks und so weiter mischten sich zu einem chaotischen Knäuel von Hektik, Lärm und Gedränge.  Nand meinte, dass es hier viele Taschendiebe gäbe und ich sagte – kein Problem ich pass schon auf. Von einem Markt gingen wir zum nächsten, Über Gemüse zu den Gewürzen, weiter zu Kosmetikkram – hier waren wir als Männer eher die Exoten, dann zu den Süßwaren und wieder raus aus dem Gewusel. Beim Rausgehen kam mir ein Junge entgegen, der sich mir in den Weg stellte und durch das Gedränge auf Tuchfühlung kam. Ich drehte mich nach rechts, er drehte sich so mit, dass ich wieder nicht vorbei kam. Das Ging zwei mal so hin und her, da spürte und sah ich seine Finger in meine Hosentasche Richtung Geld fahren. Ich sah ihm in die Augen und riss mein Knie nach oben. Zielgenau in seinen Schritt – seine Hand war schlagartig verschwunden und er versank auch komischerweise in der Menge. Nand meinte, what happend? Ich sagte – I think he is not feeling well. Wir gingen einen Kaffee trinken und Nand fragte was wirklich gewesen sei – ich meinte nur, dass er versuchte meine Geldtasche zu stehlen und ich das Problem kurz und schmerzvoll selbst gelöst habe. Meinen Pfefferspray kann ich ja in so einer Menge nicht einsetzen.
Zurück zum Hotel, kurz duschen und dann erneut ab zum Meta Bagh. Wieder Sondergenehmigung. Der Sonnenuntergang sollte aber bei weitem nicht so toll sein, wie der Sonnenaufgang. Als dieser schon im Vollen Gang war, kam eine Gruppe von Amerikaner mit einer Leiter und einem Hofen Fotokram sowie einigen Trägern bewaffnet und einer Sondergenehmigung in der Hand, an. Sie durften in das ausgetrocknete Flussbett und von dort auf der Leiter Fotos machen. So wie sich diese Profis anstellten, würde ich die Bilder gerne sehen, das war eher ein hektisches Herumgeknipse als gezieltes Fotografieren. Ich sollte sie am nächsten Tag wieder treffen.

Auf dem Rückweg blieben wir bei Subways stehen. Ich wollte für heute Abend und morgen zum Anstellen bei der Warteschlange zum Taj noch ein paar Sandwiches kaufen. Nicht scharf! Sinnlos – die Dinger sind immer scharf.