Tag 22 02.05.2013
Flossi’s gonna die tonight… oder Sitting on the Goat Shit
Diesmal machten wir einen frühen
Start. Wir marschierten um 0730 los – es war bewölkt und relativ kalt. Der Weg
ging mehr oder weniger im Kali Gandaki Flussbett bis zu einer Brücke um dann
steil nach oben nach Chele abzubiegen. Chele ist ein kleines Nest etwa´100
Höhenmeter über Chhusang. Wir sollten bis hier her eine Stunde brauchen,
schafften es in knapp 40 Minuten. Dies stimmte mich positiv für den Rest des
Tages. Nach Samar gab es zwei Wege – einmal die Straße, die sich bequem
ansteigend über den Hügel wand und einmal eine Abkürzung – einen Canyon
entlang, steil ansteigend. Ich wollte die Straße gehen und Flossi meinte, als
ich bei einer Abkürzung fragte, ob wir hier gleich wieder auf die Straße kämen
– yes, small shortcut. Also ging ich ihm hinterher, um auf einem komplett
ausgesetzten Pfad, der Teilweise aus Stufen bestand und anscheinend mit
Superkleber in den Felsen geklebt war. Ich fluchte den ganzen Weg lan. Meine
Höhenangst war echt hilfreich. Manchmal bestand der Weg nur aus Baumstämmen,
über die Steine gelegt waren. Durch die Ritzen konnte man direkt in den Abgrund
blicken. Ich hasse Flossi den Idioten! Nach knapp einer Stunde war der Spuk vorbei
und ich hatte wieder festen Boden und einen breiten Weg unter den Sohlen. Die
Red Bull Biker aus „Where the trail ends“ sind genau den gleichen Weg
raufgestapft und haben am Tagesende ziemlich geflucht. Ich kann es
nachvollziehen. In Samar angekommen, war ich stark dafür einen Jeep zu nehmen.
Wir hatten den Weg – der eigentlich 2/3 des Tagespensums sein sollte, in 2,5
Stunden geschafft und ich war total durchgeschwitzt. Hemd aus, Gore Jacke an.
Endlich war mir wieder warm. Wir tranken einen Tee und Flossi und der Stuhl
aßen ein paar Cracker. Ich füllte den letzten Liter meiner Sprite Wasser
Mischung in meine Trinkflasche und ging weiter. Wir wollten die obere Route
gehen, die durch ein paar Ortschaften führte. Eigentlich sollten wir nach knapp
einer Stunde in Bhena oder Vena sein. Es ging zuerst steil bergauf, um nach der
nächsten Biegung wieder steil bergab zu gehen. Wir überwanden so mehrere Finger
eines Canyons. Immer drei-fünfhundert Meter rauf und dann wieder runter. Der
Weg wurde nicht besser, sondern schlimmer. Am Grat des dritten Fingers öffnete
sich ein Canyon, der dem Grandcanyon sehr ähnlich sah. Nur der Weg nach unten
wäre mir mit dem Bike fast lieber gewesen. Eine Mischung aus Sand und losen
Steinen. Ich hatte Mühe mit den zwei Stöcken hinunter zu kommen. Hinunter hieß
diesmal wirklich bis zum Talboden. Flossi meinte, auf der anderen Seite ginge
es ca. 30 Minuten bergauf nach Sayngboche. Na Toll – also sind wir nicht auf
dem oberen Weg, sondern auf dem blöderen unteren. Wir querten ein Geröllfeld
nach dem anderen. Der Pfad war grad mal Schuhbreit und der Abhang – sausteil.
Danke – hier ausrutschen? Dann landet man im Tal. Endlich waren wir unten und
stießen auf eine Horde von über 30 Pferden mit ihren Treibern. Wir sahen uns
dort noch ein Felsenkloster an und stapften los, den letzten Anstieg hinauf. Es
stellte sich heraus, dass die Pferde zu den 35 Amerikanern gehörten, die vor
ein paar Tagen in Kagbeni gestartet waren.
Die Amis kamen grade vom Kloster zurück und versuchten ihre Gäule zu
besteigen. Ich meinte nur „Cheaters“ es ist schon anstrengend auf einem Pferd
nach Lo Manthang zu reiten. Sie sollten echt Hubschrauber nehmen, das ist
sicher bequemer. Unterwegs nach Sayngboche überholte uns die Pferdekarawane. Ich
quäle mich den letzten Hügel hinauf – mehr als 600 Höhenmeter und Flossi meinte
– 30 Minuten – das ist echt ein Idiot. Wir brauchten über eine Stunde und
legten durch die Aufs und Abs so mehr als 2500 Höhenmeter zwischen 3000 und
4000 zurück. Super – angenehm. Nach sieben Stunden in Summe waren wir in der
Lodge, um dort auf die Amis zu stoßen, die dort um 0200 Mittag aßen. Sie
wollten heute noch weiter nach Gheling. Mir war vor dem letzten Aufstieg schon
mein Gesöff ausgegangen und ich war echt sauer. Kurz vor dem Ort traf ich einen
Ziegenhirten, der junge Zicklein hütetet. War fast der einzige Lichtblick. Bei
der Lodge angekommen brauchte ich erst einmal einen Liter Wasser und einen
halben Liter Fanta – danach ging es mir besser. Duschen und umziehen. Es gibt
nur eine Gemeinschaftsdusche, die kein Licht aber ein Fenster in den
Gemeinschaftsraum hatte. Etwas eigen. Na ja – wenigstens war das Wasser warm.
Immer wieder klopften irgendwelche Amis und wollten anscheinend auch rein.
Komisch, die wollen eigentlich weiter – also warum sollten sie hier duschen?
Nach dem dritten Klopfen wurde ich sauer und maulte raus: It makes no sence
knocking and knocking again. I won’t be faster…
Eine Amerikanerin schnaubte zurück, dass sie bald gehen müssen – Good
for you – meinte ich. Als ich fertig war und die Dusche verließ schaute sie
schön blöd, als ich auch mein Licht mitnahm und sie eine Finstere Dusche mit
Fenster vorfand. Ich gab ihr zwei Minuten Zeit und leuchtete durch das Fenster
hinein. Das einzige was ich dann hörte, war ein komisches Rumpeln.
Ich mache es mir auf einem
Jutesack voll Ziegendung vor der Lodge gemütlich. Es sitzt sich recht bequem
auf der getrockneten Ziegenscheiße.
Nun Sitze ich auf dem Dach der
Lodge und trinke einen Kukhuri Rum – das lokale Gesöff. Hier kann man sich den
Tag nur schön saufen – frei nach Stermann und Grisemann. In der Lodge ist es
auch nicht gerade warm. Der einzig warme Raum ist die Küche und hier brennt
einem der Benzinkocher fast die Augen aus. Irgendwie ärgere ich mich, dass ich
auf Flossi gehört habe und meine Dicke Jacke in Kagbeni gelassen haben. Nun
muss ich mich zwiebelschalenmäßig anziehen, damit mir wieder etwas wärmer wird.
Beim Eingang der Lodge schauen
zwei Pferde herein – die wollen auch etwas zum Fressen haben. Ach ja – Strom gib
es auch nicht wirklich. Sie haben ein paar Batterien, die sie mit Solarenergie
laden und dann anscheinend ein paar Lampen damit betreiben können. Na
wenigstens wird es morgen etwas angenehmer.