Tag 45 25.05.2013
The walking dead…
Um 0900 wollten wir zum Saga Dawa
fest fahren. Wer war nicht da? Dracula. Wie immer. Wir fuhren mit der üblichen
Verspätung mit einem Bus zum Festgelände nach Tarboche. Dort war ein riesen
Polizeiaufgebot – scharfe Kontrollen am Eingang. Wir schleppten unseren Kram
zum Platz, wo die Yaks waren. Ningma hatte natürlich nichts reserviert und
jammerte herum, dass es hart sei ein Yak zu kriegen. Wir waren eigentlich 8,
zwei blieben in der Lodge (die Braut von Dracula und unsere Gruppenmumie –
Afsal Minsal, ein 76 jähriger Pakistani aus London, der mehr hüben wie drüben
ist) und sollten daher 6 Yaks haben. Pro 1,5 Personen ein Yak. Ningma wollte
für uns sechs zwei Yaks mieten. Ich meinte, wenn die meinen Kram nicht tragen,
dann trägst du ihn.
Ningma wollte, dass wir warten,
bis er die Yaks hätte. Ich fragte ihn ob er spinne, das Fest sei schon im Gange
und ich werde sicher nicht warten, bis er seinen Kram erledigt habe. Auch die
anderen waren meiner Meinung und gingen zum eigentlichen Festplatz. Dort stand
in der Mitte ein schräger Fahnenmast mit unzähligen Gebetsfahnen. Einige
Dutzend Einheimische waren dabei den Masten mit Seilen und zwei LKWs
aufzurichten. Um 11:30 war es dann geschafft. Sie warfen noch Gebetsfahnen aus
Parpier und Tsangpa in die Luft, gingen einmal um den Masten und machten sich
entweder auf den Weg nach Hause oder starteten ihre Kailash Kora, die Umrundung
des heiligen Berges.
Wir gingen zu Ningma – keine Yaks
– nur Gejammer, dass sie jetzt 700Yuan für drei Tage kosten und nicht
vierhundert. Ich rechnete ihm vor, dass er für sechs Yaks 2.400 gezahlt hätte
und jetzt für zwei 1.400 zahlt – also 1.000 spart – also Goschn holtn Hände
foltn! Endlich waren die Zotteltiere da, dann wurde erst einmal alles verladen.
Um 1230 kamen wir los. Ningma schnaufte hinter mir her und versuchte ein Stück
neben mir zu gehen. Nach ein paar Minuten meinte er, ich solle ein langsameres
Tempo gehen, weil das sonst zu anstrengend wird. 11 km und 300 Höhenmeter? Ja
genau… Kurz darauf ward Ningma nicht mehr gesehen. Er meinte vorher, dass wir
mindestens 3 Stunden zum Teahouse und von dort nach dem Lunch noch einmal 3,5
brauchen. Macht der es wie die gläubigen Tibeter und misst den Weg mit seiner
Körperlänge aus?
Unterwegs überholte ich alle und
alles. Ob es tibetische Omis waren oder Inder, alle waren leichte Opfer. Die
Inder waren als Reisegruppe leicht zu erkennen, sie trugen alle schwarz-orange
Jacken und krochen am Zahnfleisch daher. Ich schritt neben ihnen und sagte
immer – eg, do, eg, do – was eins, zwei, eins zwei auf Hindi heißt. Ihre
Gesichter wurden noch länger und ich zischte an ihnen vorbei, wie Speedy
Gonzales in seinen besten Tagen. Ich nannte die Inder dann – the walking dead.
Die schleppen sich zum Basecamp, kratzen halb ab und brechen dann die Kora ab.
Einige reiten, kommen aber auch nicht besser voran. Aber sie haben alles mit.
Vom Klo Zelt bis zum Campingstuhl. Das Zeug wird natürlich von Yaks getragen. Von 10 Indern drehen 8-9
wieder um.
Nach 2,5 Stunden war ich beim Teahouse und nach
knapp 45 Minuten beim Camp. Zuvor hatte ich Ningma angerufen und gefragt ob ich
nach Links zum Kloster oder nach rechts gehen sollte. Ich warf dann eine Münze
und entschied mich für den rechten Weg, weil Ningma am Telefon zwischen rechts
und links schwankte. Nach einer Stunde ging ich vom Camp ein Stück zurück,
sodass ich den Weg bis zur Abzweigung einsehen konnte. Eine weitere Stunde
später kamen Michael und Bryany des Weges. Wir warteten dann auf Ben und Aki,
die kurz danach eintrafen und auf Vlad, die Yaks und den Leithammel. Vlad kam
dann nach dreißig Minuten mit einer Russendisco am Buckel daher. Er hatte etwas
Ghettoblaster ähnliches für seinen Eipod. Ningma kam und brach bei uns fast
zusammen. Das kann ja heiter werden. Nur weil er ein paar Kilo selber getragen
hatte. Nach drei Minuten rauchte er erst einmal eine – also so nahe kann der
Erstickungstod doch nicht sein. Wir bezogen die Lodge, aßen zu Abend und sahen
uns bei Eiseskälte den Sonnenuntergang
beim Kailash an. Dann gingen wir schlafen, mit der Gewissheit um 0500
aufstehen zu müssen und spätestens um 0600 los zu marschieren.