Tag 28 08.05.2013
I’m on the road to nowhere…
Um 0800 standen wir vor dem
Tatamobil. Allrad! Für nepalesische Verhältnisse super Reifen, nur zwei
Radmuttern fehlten und bei einer Plattfeder haben sie Holzkeile eingebaut, um
deren Spiel zu reduzieren. Es dauerte… und dauerte… nach knapp einer Stunde
saßen hinten über 15 Leute auf Bierflaschen und anderem Kram und vorne in der
Kabine neben dem Fahrer eine Politikwissenschaftlerin von der Uni Turin, ich
selbst und der Einweiser. Sitzen konnte man fast nicht sagen, es war eher ein
eingequetscht hocken. Dafür war die Aussicht super. Endlich ging es los. Die
staubige Straße entlang nach Tsarang. Teilweise ging es langsamer als zu Fuß. Unterwegs blieben wir
immer wieder stehen, um irgendwelche Passagiere und Waren aufzulesen. Am
Schluss saßen hinten über 25 Personen.
Nach Tsarang ging es in die Schlucht
des Kali Gandaki hinunter. Die Strecke war irre. Schmale Straße aus Felsen und
Sand, enge Kurven und ein gähnender Abgrund. Der Einweiser stieg aus und musste
dem Fahrer in jeder Kurve zeigen, wie weit er noch über den Abgrund hinaus
fahren durfte, um nicht abzurutschen. Von der Kabine aus, starrte ich in den
Abgrund. Weit unten war die nächste Kehrer und ich hätte wetten können, dass
der Untergrund unter den Reifen bröckelte. Eine Kehrer nach der anderen fuhren
wir so nach unten. Man merkte, dass der Fahrer angespannt war, weil er die
ganze Abfahrt lange die laute Musik ausgeschaltet hatte. Auch ich war froh, als
wir unten waren. Dann allgemeine Pinkelpause. Ich glaube, Einige haben das
schon auf dem Weg nach unten erledigt und mussten eher die Unterhosen wechseln.
Endlich im Kali Gandaki. Wer
glaubt, dass es nun viel schneller vorwärts ging, irrte. Wir mussten unzählige
Male den durch das Tal mäandernde Fluss durchqueren. Mit jedem Seitental, aus
dem ein Bach kam, wurde das Wasser tiefer. Anfangs ist das Flussbecken sehr
breit und die Fahrt ging einigermaßen zügig dahin. Doch nach rund 20 Kilometer
wird der Canyon immer enger. Bis wir teilweise nur mehr im Wasser fuhren. Die
Landschaft war spektakulär – aös würde man auf dem Boden das Grand Canyons mit
einem LKW fahren. Irre. Unser Tatamobil 4WD schaffte es locker. Bei jeder
Flussdurchquerung hob ich meine Füße, da das Wasser schon knapp zur Kabinentür
reichte. Unterwegs gab es mehrere Pinkelpausen und Stopps, um da und dort noch
wen aufzulesen. Ist schon komisch, dass man hier Leute trifft.
In Chussang verabschiedete ich
mich von Renate und Dagmar, die von dort weiter nach Muktinath gehen wollten.
Die zwei Deutschen waren echt angenehme Gesprächspartnerinnen…
Für mich ging es weiter nach
Jomsom. In Kagbeni verließ der Truck endgültig das Flussbett. Aber auf der
Straße kamen wir auch nicht wesentlich schneller voran, da wir durch den
Gegenverkehr immer wieder gebremst wurden. Um 0700 – nach 10 Stunden Fahrt –
kamen wir endlich in Jomsom an. Mein Hintern tat weh, doch ich war froh über
die heiße Dusche und der Zivilisation einen Schritt näher gekommen zu sein.
Viel länger, vor der Regensaison,
wird diese Fahrt nicht mehr gehen, da das Wasser jetzt schon sehr hoch steht.
Im Großen und Ganzen, war es ein „once in a lifetime experience“. Machen ja –
unbedingt. Wiederholen? Nein danke, nicht wirklich.