Tag 38 18.05.2013
Ich begrabe das Sky Burial…
Um 0700 fahren wir bei Eisregen
los. Miss Daisy kapiert nicht, dass man die Lüftungsschlitze bei der
Windschutzscheibe nicht mit einem dekorativen Teppich abdecken kann und fährt
im Blindflug los. Stopp. Teppich weg – aber – nix aber, Teppich weg, Gebläse
ein und warten… geht doch. Ich hätte mein „Wer zahlt schafft an“ T-Shirt
mitnehmen sollen… das könnten sie sogar lesen, ist auch chinesisch.
Wir fahren die Holperstraße raus
nach Drikun Til und dort den Berg hoch zum Kloster. Noch einen Tee zum
Frühstück trinken und dabei erklärt uns Namse, dass es heute kein Sky Burial
gibt, weil keiner gestorben ist. OK – damit kann ich leben, aber morgen sei eines,
das dürften wir uns aber nicht ansehen, weil das seit zwei Jahren für Toruisten
verboten ist. In dem Moment explodiert mir der Kragen. Ich scheiße Namse
zusammen, dass er auf den Klos aufpassen muss, nicht selbst durchs Loch zu
fallen. Die spinnen jaa wohl. Entweder kann er beschissen Englisch – was auch
der Fall ist – oder sie wollen uns verarschen. Nach mehreren Telefonaten, die
von Ben auch Mandarin und mir auf Englisch und Namse auf Verzweiflung geführt
wurden, stellte sich heraus, dass wir uns das Sky Burial morgen ansehen
könnten, dazu noch eine Nacht am Arsch der Welt, aber mit Handyempfang,
verbringen müssten und fotografieren nicht möglich wäre. Wir entschieden uns
die Entscheidung bis zur Inspektion des Sky Burial Platzes und der Geier zu
verschieben. Also auf zur Klostertour. Die Mönche waren gerade beim
Morgengebet. Nach dem Kloster stiegen wir auf einen kleinen Pass auf rund
4.700m. Dort ist der Platz, auf dem die Toten zerlegt werden, eingezäunt…
Morgen soll also ein Toter
filetiert und an die Geier verfüttert werden. Sie werden bäuchlings hingelegt,
dann wird ihnen das Fleisch von den Knochen geschnitten und geschabt. Das
Fleisch wird Geierschnabel gerecht portioniert und zur Seite gelegt. Dann wird
das Gesicht samt Haaren abgezogen und verbrannt. Die Knochen werden dann mit
einem Vorschlaghammer zerstampft und mit Tsampa, einem Gerstenbrei vermischt
als erstes an die Geier verfüttert. Würde man mit dem Fleisch anfangen, müsste
man die Knochen selber fressen. Dies wäre ein böses Omen für die nächste
Wiedergeburt.
Worst Case, wenn die Geier den
Kadaver nicht fressen, weil er zu lange Medikamente genommen hat und den
Viechern nicht schmeckt, wird alles vor dem Platz verbrannt. Dort liegen noch
Zähne und ein menschlicher Wirbel herum. Der Undertaker, wie Namse ihn schön
nennt, sollte die Knochen besser zerstampfen. Den Typen Undertaker zu
bezeichnen ist komisch, da er den Toten ja nicht in die Erde, sondern hoch
hinauf in den Himmel verhilft. Ich würde ihn eher Upriser nennen.
Nach dem Zerstückelplatz ging ich
noch auf den Hügel, auf dem die Geier warten. Das sind echt riesige Tiere, die
bergauf laufen oder hüpfen können, zum Starten aber bergab laufen müssen. Sie
sind einfach zu fett.
Namse erklärte uns, dass es auch
bei Shigatse so einen Platz gibt und wir uns das dort ansehen können. Also Dr.
Google befragt und – stimmt wirklich, Man muss nur vor Sonnenaufgang dort sein.
Also entschieden wir uns heute nach Lhasa zurück zu fahren. Miss Daisy eierte
mit 50 km/h durch die Botanik. Nachdem ich mehrmals gefragt hatte, was das
Speedlimit sei und Namse es mir nicht sagen konnte, fragte ich ihn, was an
einer einfachen Frage schwer sein soll. Is it 50,60,70,80, 90 or 100? Irgendwie
war ich danach nicht schlauer, nur Miss Daisy fuhr als hätte sie sich Speed
eingeworfen. Der Todel musste nun zeigen, dass er schnell fahren konnte. Das
hieß aber nicht gleich sicher. Er sah eine Kurve mit 30 km/h Beschränkung vor
sich, nagelte drauf zu und stieg mitten in der Kurve in die Eisen. Wir waren
nun zwar schneller aber nicht sicherer. Das Überholen hat er auch nicht
erfunden. Langsam anpirschen, schräg hinter dem Delinquenten fahren und
nachdenken. Wenn dann endlich einer kommt aufs Gas und raus… dafür immer mit
Warnblinker. Mir platzte wieder der Kragen und wir fuhren mit einem akzeptablem
Tempo nach Lhasa.
So Hotel bezogen, geduscht, ein
kühles Budweiser und warten auf den neuen Guide Ningma, damit wir die Dinge für
morgen ausmachen können. Nachdem wir mit dem das Programm für die nächsten zwei
Tage umgestellt haben, bin ich mit einer Rikscha um den Potala Palast gefahren. Nigma wollte doch
tatsächlich am Sonntag ins Sera Kloster… da haben die Mönche frei, das macht
wirklich Sinn. Wir haben das auf Montag verschoben und den Jokhang Tempel
vorgezogen.
Der Rikscha Heini hat ordentlich
gestrampelt, mir einige Ansichten auf den Potala gezeigt und auch einen Tempel,
bei dem sich die Leute an einem Felsen den Rücken kratzen. Spannend war dann
der Aussichtspunkt neben dem Chorten.
Dor waren oben zwei Steinböcke, einer mit einem Halsband… die Aussicht ist
nicht schlecht.
Wieder zurück beim Hotel, ging
ich einmal um den Außenblock des Barkhors… alles nur mehr chinesisch. Man
glaubt nicht, dass man in Lhasa ist.