Mittwoch, 29. Mai 2013

Tag 38 18.05.2013 Ich begrabe das Sky Burial…


Tag 38 18.05.2013

Ich begrabe das Sky Burial…

Um 0700 fahren wir bei Eisregen los. Miss Daisy kapiert nicht, dass man die Lüftungsschlitze bei der Windschutzscheibe nicht mit einem dekorativen Teppich abdecken kann und fährt im Blindflug los. Stopp. Teppich weg – aber – nix aber, Teppich weg, Gebläse ein und warten… geht doch. Ich hätte mein „Wer zahlt schafft an“ T-Shirt mitnehmen sollen… das könnten sie sogar lesen, ist auch chinesisch.
Wir fahren die Holperstraße raus nach Drikun Til und dort den Berg hoch zum Kloster. Noch einen Tee zum Frühstück trinken und dabei erklärt uns Namse, dass es heute kein Sky Burial gibt, weil keiner gestorben ist. OK – damit kann ich leben, aber morgen sei eines, das dürften wir uns aber nicht ansehen, weil das seit zwei Jahren für Toruisten verboten ist. In dem Moment explodiert mir der Kragen. Ich scheiße Namse zusammen, dass er auf den Klos aufpassen muss, nicht selbst durchs Loch zu fallen. Die spinnen jaa wohl. Entweder kann er beschissen Englisch – was auch der Fall ist – oder sie wollen uns verarschen. Nach mehreren Telefonaten, die von Ben auch Mandarin und mir auf Englisch und Namse auf Verzweiflung geführt wurden, stellte sich heraus, dass wir uns das Sky Burial morgen ansehen könnten, dazu noch eine Nacht am Arsch der Welt, aber mit Handyempfang, verbringen müssten und fotografieren nicht möglich wäre. Wir entschieden uns die Entscheidung bis zur Inspektion des Sky Burial Platzes und der Geier zu verschieben. Also auf zur Klostertour. Die Mönche waren gerade beim Morgengebet. Nach dem Kloster stiegen wir auf einen kleinen Pass auf rund 4.700m. Dort ist der Platz, auf dem die Toten zerlegt werden, eingezäunt…
Morgen soll also ein Toter filetiert und an die Geier verfüttert werden. Sie werden bäuchlings hingelegt, dann wird ihnen das Fleisch von den Knochen geschnitten und geschabt. Das Fleisch wird Geierschnabel gerecht portioniert und zur Seite gelegt. Dann wird das Gesicht samt Haaren abgezogen und verbrannt. Die Knochen werden dann mit einem Vorschlaghammer zerstampft und mit Tsampa, einem Gerstenbrei vermischt als erstes an die Geier verfüttert. Würde man mit dem Fleisch anfangen, müsste man die Knochen selber fressen. Dies wäre ein böses Omen für die nächste Wiedergeburt.
Worst Case, wenn die Geier den Kadaver nicht fressen, weil er zu lange Medikamente genommen hat und den Viechern nicht schmeckt, wird alles vor dem Platz verbrannt. Dort liegen noch Zähne und ein menschlicher Wirbel herum. Der Undertaker, wie Namse ihn schön nennt, sollte die Knochen besser zerstampfen. Den Typen Undertaker zu bezeichnen ist komisch, da er den Toten ja nicht in die Erde, sondern hoch hinauf in den Himmel verhilft. Ich würde ihn eher Upriser nennen.
Nach dem Zerstückelplatz ging ich noch auf den Hügel, auf dem die Geier warten. Das sind echt riesige Tiere, die bergauf laufen oder hüpfen können, zum Starten aber bergab laufen müssen. Sie sind einfach zu fett.
Namse erklärte uns, dass es auch bei Shigatse so einen Platz gibt und wir uns das dort ansehen können. Also Dr. Google befragt und – stimmt wirklich, Man muss nur vor Sonnenaufgang dort sein. Also entschieden wir uns heute nach Lhasa zurück zu fahren. Miss Daisy eierte mit 50 km/h durch die Botanik. Nachdem ich mehrmals gefragt hatte, was das Speedlimit sei und Namse es mir nicht sagen konnte, fragte ich ihn, was an einer einfachen Frage schwer sein soll. Is it 50,60,70,80, 90 or 100? Irgendwie war ich danach nicht schlauer, nur Miss Daisy fuhr als hätte sie sich Speed eingeworfen. Der Todel musste nun zeigen, dass er schnell fahren konnte. Das hieß aber nicht gleich sicher. Er sah eine Kurve mit 30 km/h Beschränkung vor sich, nagelte drauf zu und stieg mitten in der Kurve in die Eisen. Wir waren nun zwar schneller aber nicht sicherer. Das Überholen hat er auch nicht erfunden. Langsam anpirschen, schräg hinter dem Delinquenten fahren und nachdenken. Wenn dann endlich einer kommt aufs Gas und raus… dafür immer mit Warnblinker. Mir platzte wieder der Kragen und wir fuhren mit einem akzeptablem Tempo nach Lhasa.
So Hotel bezogen, geduscht, ein kühles Budweiser und warten auf den neuen Guide Ningma, damit wir die Dinge für morgen ausmachen können. Nachdem wir mit dem das Programm für die nächsten zwei Tage umgestellt haben, bin ich mit einer Rikscha um den  Potala Palast gefahren. Nigma wollte doch tatsächlich am Sonntag ins Sera Kloster… da haben die Mönche frei, das macht wirklich Sinn. Wir haben das auf Montag verschoben und den Jokhang Tempel vorgezogen.
Der Rikscha Heini hat ordentlich gestrampelt, mir einige Ansichten auf den Potala gezeigt und auch einen Tempel, bei dem sich die Leute an einem Felsen den Rücken kratzen. Spannend war dann der Aussichtspunkt  neben dem Chorten. Dor waren oben zwei Steinböcke, einer mit einem Halsband… die Aussicht ist nicht schlecht.
Wieder zurück beim Hotel, ging ich einmal um den Außenblock des Barkhors… alles nur mehr chinesisch. Man glaubt nicht, dass man in Lhasa ist.